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Mo, 3. August 2015, 11:24

Software::Kernel

FFmpeg-Hauptentwickler zieht sich zurück

Nach 14 Jahren Mitarbeit an dem freien Multimedia-Framework FFmpeg wird sich der Hauptentwickler aus dem Projekt vollständig zurückziehen. Als Grund nennt Michael Niedermayer unter anderem Querelen zwischen den Entwicklern und Arbeitsauslastung.

ffmpeg.org

Bereits im Januar 2011 hatte eine Gruppe von damaligen FFmpeg-Entwicklern eine Verlautbarung veröffentlicht, nach der die Projektverantwortung an sieben Personen übertragen wird und der bisherige hauptsächliche Projektbetreuer Michael Niedermayer keine Rolle mehr im Projekt spiele. Die Entwickler rechtfertigten damals ihre Rebellion damit, dass der Hauptbetreuer eine diktatorische Haltung habe, streitsüchtig sei und somit Neulinge abgeschreckt habe. Knapp zwei Monate nach der Revolution resultierte das in einem Fork des Projektes und FFmpeg sollte unter dem Namen libav weiter entwickelt werden.

Knapp fünf Jahre nach der »Revolution« ist die Sachlage weiterhin verzwickt, denn beide Projekte verfolgen die gleichen Ziele und behindern sich mitunter gegenseitig. Erschwerend kommt noch hinzu, dass beide Projekte von einer guten Organisation noch weit entfernt sind. Nachdem anfänglich viele Distributionen auf libav setzen, hat sich die Waage nun wieder mehr Richtung FFmpeg verschoben. Zuletzt kündigte Debian an, künftig wieder auf FFmpeg setzen zu wollen.

Nun hat der bisherige Projektleiter angekündigt, sich von FFmpeg zurückziehen zu wollen. Nach 14 Jahren Mitarbeit ist es laut Aussage von Michael Niedermayer an der Zeit, das Zepter an eine andere Person zu übergeben. »Ich spüre, dass ich nicht die beste Person für die Leiterposition bin«, schreibt Niedermayer in einer E-Mail an die Liste des Projektes. So habe er gehofft, dass der Fork die Situation klären würde und beide Projekte irgendwann zu einem Kern finden würden. Doch auch trotz des Schwenks der Distributoren zu FFmpeg sei das immer noch nicht der Fall. Niedermayer hofft deshalb, dass der Rücktritt der Person, die weitgehend für die Unstimmigkeiten verantwortlich war, es den zwei Projekten erlauben wird, wieder zusammenzufinden. Anderseits drohe es zu einer kompletten Spaltung beider Projekte zu kommen.

Mit seinem Rücktritt bietet Niedermayer nun allen Betreuern Schreibrechte für das Repositorium und seine bisherige Arbeit an - unter anderem auch die Tätigkeit, Merges von libav in FFmpeg zu überführen. Diese Arbeit habe er in der Vergangenheit gemacht und dies ist auch einer der Gründe für seinen Rücktritt. »FFmpeg gehört den FFmpeg-Entwicklern und der Gemeinschaft«, so Niedermayer. Eine Hintertür lässt sich der Entwickler allerdings weiterhin offen. So schließt er nicht aus, wieder zum Team zurückzukehren, wenn sich die Umgebung ändert und es keine »feindlichen Forks« mehr gebe. Eine Rückkehr als Projektleiter schließt er allerdings aus. Es sei nie sein Wunsch gewesen, diese Rolle zu übernehmen. Vielmehr sei er dazu gedrängt worden.

Trotz aller Unstimmigkeiten ist der Rücktritt von Niedermayer ein schwerer Schlag für FFmpeg. Der Projektleiter ist einer der aktivsten Entwickler des Multimedia-Frameworks und verantwortlich für diverse Teilbereiche. Stefano Sabatini und Clément Bœsch, die Niedermayer gerne als die neuen Projektleiter sehen würde, sind zwar durchaus in der Lage, das Projekt technisch zu koordinieren, doch fallen sie in letzter Zeit nicht durch übermäßige Mitarbeit auf. Wer also das Projekt führen wird, steht noch nicht fest. Einen offiziellen Nachfolger gibt es noch nicht.

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