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Fr, 15. Januar 2016, 12:15

Gesellschaft::Wissen

Fünfzehn Jahre Wikipedia

Die freie Enzyklopädie Wikipedia startete genau vor fünfzehn Jahren mit dem ersten Eintrag von Jimmy Wales.

Wikipedia-Denkmal in Słubice, Polen

Awersowy@Wikipedia

Wikipedia-Denkmal in Słubice, Polen

Viele waren skeptisch, ob eine nach dem Wiki-Prinzip erstellte Enzyklopädie funktionieren könnte, bei der jeder, auch anonym, Änderungen vornehmen konnte. Und kaum jemand hätte vorausgesagt, dass das von Jimmy Wales und Larry Sanger gegründete Projekt heute die größte Enzyklopädie darstellt, die je existierte. Aktuelle Zahlen besagen, dass die Wikipedia Artikel in 284 Sprachen enthält, davon 232 Sprachen mit mehr als 1000 Artikeln. Die deutschsprachige Wikipedia ist mit 1,768 Mio. Artikeln auf den vierten Platz zurückgefallen, hinter der englischsprachigen Wikipedia, die mit über 4,6 Mio. Artikeln deutlich führend ist, der schwedischen mit 1,945 Mio und der niederländischen mit 1,793 Mio. Artikeln.

Die Anfänge von Wikipedia waren bescheiden, wie man beispielsweise noch auf der Schnappschuss-Seite von 2001 von Kurt Jansson sehen kann. Derselbe Kurt Jansson war auch der Autor der ersten Nachricht auf Pro-Linux, die die Wikipedia erwähnte. Anlass war der zehntausendste Artikel der deutschsprachigen Ausgabe, ziemlich genau zwei Jahre nach der Gründung. Es sollte nicht lange dauern, und die Zahl hatte sich verzehnfacht. Die Millionengrenze wurde Ende 2009 überschritten, und in den letzten fünf Jahren kamen weitere 600.000 Artikel hinzu. Um 2005 begann die Wikipedia, in Umfang und Qualität besser als bestehende gedruckte Enzyklopädien zu werden. Nach nunmehr 15 Jahren sind Transparenz und dauerhafte Finanzierung wichtige Themen der Organisation.

Die gesellschaftlichen Auswirkungen dieses Phänomens sind kaum vollständig zu erfassen. Die Ähnlichkeit und gedankliche Nähe zu freien Softwareprojekten ist nicht zu übersehen. Offensichtlich gibt es auch starke Synergien zwischen freier Software und freien Daten wie in der Wikipedia. Andere Projekte griffen die Grundidee auf (so ist es schwer vorstellbar, dass OpenStreetMap ohne das Vorbild Wikipedia möglich gewesen wäre) oder spalteten sich ab, denn auch innerhalb der Wikipedia konnten Meinungsverschiedenheiten nicht ausbleiben.

Die wachsende Popularität brachte auch Herausforderungen und Probleme mit sich. So wurde 2003 die Wikimedia Foundation gegründet, um die immer aufwendigere Infrastruktur, die Wikipedia und ihre Schwesterprojekte benötigen, finanzieren zu können. Das Sammeln von ausreichenden Spenden war immer eine schwierige Aufgabe. Genau zum 15. Geburtstag kann die Wikimedia jedoch die Gründung des Wikimedia Endowment verkünden, eines Fonds, der die langfristige Finanzierung sichern soll. Auch dieser wird letztlich durch Spenden unterhalten und vergrößert.

Andere andauernde Probleme der Wikipedia sind Vandalismus, manipulierte Einträge und die Frage, welche Themen die Wikipedia enthalten sollte. Der Umgang mit (nach Meinung der Mehrheit der Wikipedianer) nicht ausreichend relevanten oder zu kurzen Artikeln bleibt weiter strittig. Die Qualitätsansprüche sind im Laufe der Zeit gestiegen und machen den Einstieg in das Projekt, zumindest aus der Sicht von Anwärtern, immer schwieriger oder zumindest aufwendiger - auch dies zeigt Ähnlichkeiten mit freien Softwareprojekten. Daher ist in den letzten Jahren ein gewisser Rückgang der Autorenzahl unter anderem in der deutschsprachigen Wikipedia zu beobachten, somit ist es ein wichtiges Ziel, diese Zahl zu halten oder wieder zu steigern.

Auch ist die Wikipedia zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden: Verlage bringen Lexika auf der Grundlage von Wikipedia-Artikeln heraus und viele andere Nutzungen sind denkbar oder bereits etabliert. Neuere Entwicklungen waren die Unterprojekte Wikivoyage und Wikidata, Wettbewerbe für mehr Videos und mehr Fotos und die Zuerkennung des Erasmus-Preises 2015. Für die aktiven und neu hinzukommenden Autoren gibt es noch nahezu endlos zu tun. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 100 Millionen Stichwörter enzyklopädisch relevant wären. Beispielsweise sind unzählige Arten von Lebewesen und unzählige chemische Verbindungen noch nicht eingetragen.

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