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Di, 1. März 2016, 14:12

Gesellschaft::Politik/Recht

Rechtsstreit zwischen SCO und IBM nach 13 Jahren wohl endgültig beendet

Nachdem das Gericht im Februar in allen wesentlichen Punkten gegen SCO entschieden hat, haben die Anwälte beider Unternehmen gemeinsam den Antrag gestellt, das Verfahren zu beenden.

Die genaue Bedeutung des Antrags (PDF), der von den Anwälten von SCO und IBM gemeinsam gestellt wurde, dürfte nur US-amerikanischen Juristen klar sein. Das Gericht wird darin gebeten, die im letzten Monat gefällten Entscheidungen für endgültig zu erklären. Das Gericht hatte entschieden, dass es dem IBM-Antrag auf teilweise zusammenfassende Urteile folgen wolle und dass die SCO-Ansprüche abgewiesen werden. SCO bleibt weiterhin bankrott und verfügt nach Angaben der Anwälte nur noch über minimale Finanzmittel. Um diese Mittel für die Gläubiger von SCO zu schonen, wollen die Anwälte jetzt offenbar schnellstmöglich den Abschluss des Verfahrens. Beide Seiten könnten theoretisch noch in Berufung gehen, doch das wird anscheinend von keiner Partei angestrebt.

Da von einer Zustimmung des Richters auszugehen ist, scheint nach 13 Jahren auch die letzte Episode der absurden Klage von SCO beendet zu sein. Nach der vermeintlich endgültigen Niederlage vor fünf Jahren hatten die SCO-Anwälte vor einem Jahr nochmals eine Wiederaufnahme des Verfahrens erreicht. Von IBM-Seite waren allerdings noch Anträge zur Ablehnung der verbleibenden SCO-Klagepunkte anhängig. Vermutlich hatte gar IBM kein Interesse mehr daran, seine massiven Gegenklagen gegen den ohnehin bankrotten Kontrahenten fortzusetzen, doch so musste der Richter noch einmal aktiv werden.

Im März 2003 hatte SCO IBM auf eine Milliarde US-Dollar Schadensersatz verklagt. Angeblich hatte IBM seine Verträge mit SCO gebrochen, als es die gemeinsame Entwicklung eines 64-Bit-Betriebssystems einstellte, und illegal Code daraus in den Linux-Kernel einbrachte. Schnell stellte sich heraus, dass SCO nur heiße Luft produzierte. SCO konnte seine Behauptung nicht für eine einzige Zeile Code im Linux-Kernel nachweisen. Ein Jahr danach, im Oktober 2004, fahndete SCO jedoch angeblich immer noch nach dem gestohlenen Code.

Gleich nach der Klage wurden auch Vorwürfe laut, dass dies lediglich eine Verzweiflungstat war, die unter anderem den Aktienkurs nach oben treiben sollte - was auch für kurze Zeit gelang. Vielleicht wurde auch auf eine Übernahme durch ein anderes Unternehmen spekuliert, die jedoch ausblieb. Allen Zweifeln zum Trotz haute SCO weiter auf die Pauke und erhöhte nicht nur die Schadensersatzforderungen an IBM auf fünf Milliarden USD, sondern reichte auch Klagen gegen eigene Kunden, DaimlerChrysler und Autozone, ein und forderte weitere Kunden zur Zahlung von Lizenzgebühren auf. Während einige kleinere Kunden zahlten, gingen die Klagen verloren, wie sich auch im ganzen turbulenten Jahr 2004 alles immer mehr gegen SCO wandte. Bereits im Januar 2004 war das Ende abzusehen, als SCO Novell verklagte, da Novell angeblich gegen SCOs Copyright verstoßen habe und das Unternehmen verleumdete. Novell hatte zuvor behauptet, die Rechte an Unix zu besitzen, und SCO sei lizenzpflichtig gegenüber Novell.

Erst Mitte 2005, von SCO war nun kaum noch etwas zu hören und die Prozesse zogen sich hin, führte dies zu Konsequenzen, als sich Novell entschloss, sein Copyright an Unix gegen SCO durchzusetzen. Nach jahrelangem Hin und Her erhielt Novell auf ganzer Linie recht. Kurz danach war SCO bankrott, ein Zustand, der bis heute andauert. Der Insolvenzverwalter von SCO, Edward Cahn, strengte im Anschluss ein Berufungsverfahren an, in dem Novell wiederum obsiegte. Auch die nachfolgende Berufung beim höchsten Berufungsgericht von Utah ging für SCO verloren, das Urteil der Vorinstanz wurde vor knapp fünf Jahren in allen Punkten bestätigt.

Im Nachhinein wurde die SCO-Klage als »das Beste, was Linux je passieren konnte«, charakterisiert. Die Klage führte dazu, dass die Herkunft des Codes im Linux-Kernel dokumentiert wurde - jeder Patch muss von mindestens zwei Entwicklern signiert werden. Viele Linux-Distributoren bieten ihren Kunden Schutz vor Klagen Dritter und stellen sie somit von jeglicher Haftung frei. Generell führte die Klage dazu, dass rechtlichen Bedrohungen von freier Software mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde und Maßnahmen getroffen wurden, solchen Gefahren vorzubeugen oder sich besser zur Wehr setzen zu können.

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Kommentare (Insgesamt: 13 || Alle anzeigen )
Jede Daily Soap hat ein Ende - ausser die Lindenstraße ...kwT (CCarpenter, Fr, 4. März 2016)
Re: Ach du sch... (022e3782314ae7c8..., Fr, 4. März 2016)
Re[3]: Ein absolut ekelhaftes Rechtssystem. (calx, Mi, 2. März 2016)
Re[3]: Ein absolut ekelhaftes Rechtssystem. (Anonymous, Di, 1. März 2016)
Clown (Der Qäse, Di, 1. März 2016)
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