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Do, 7. April 2016, 12:37

Gemeinschaft

Autor von xscreensaver kritisiert Debian-Update-Strategie

Jamie Zawinski, der Autor von xscreensaver, ärgert sich über Meldungen von Fehlern, die in neueren Versionen seiner Software längst behoben sind. Er fordert von den Distributionen, immer die neueste Version zu paketieren oder ganz darauf zu verzichten. Insbesondere fordert er das von Debian, wo er allerdings auf Granit beißt.

Mirko Lindner

Debian soll xscreensaver aus der Distribution herausnehmen, fordert Zawinski, denn die in Debian vorhandene Version sei bereits zwei Jahre alt. Der Hintergrund ist wohl, dass Zawinski viele Fehlermeldungen von Debian-Benutzern bekommt, die aber sinnlos sind, da die Fehler in neueren Versionen bereits behoben sind. Zwar sollten Benutzer die Fehler in die Debian-Fehlerdatenbank melden, aber offenbar halten sich viele nicht daran.

Aus diesem Grund baute der Autor in xscreensaver eine Warnung ein, die erscheint, wenn die Software nicht auf dem neuesten Stand ist. Viele Benutzer wollen aber nicht von solchen Warnungen belästigt werden, so dass es zwangsläufig zu einem Fehlerbericht bei Debian kam mit der Bitte, die Warnung zu entfernen. Auch hier schaltete sich Zawinski ein und erklärte nochmals seinen Standpunkt. Auf Verständnis darf er jedoch bei Debian nicht hoffen. Die Debian-Entwickler stehen offenbar ganz überwiegend hinter ihrer Update-Richtlinie, dass es in der stabilen Distribution keine Versions-Updates von Software gibt, sondern lediglich schwerwiegende Fehler korrigiert werden. Stellvertretend kann man die Aussage von Axel Beckert anführen: »Upstream [Zawinski] hat offensichtlich nicht verstanden, wie Distributionen funktionieren und was stabile Versionen sind.« Dementsprechend wurde am 5. April einfach die Warnung aus dem Debian-Paket von xscreensaver entfernt.

Damit hat Debian sich entsprechend der seit 20 Jahren bewährten Update-Richtlinie verhalten und der Fall könnte erledigt sein, zumal ähnliche Diskussionen bereits vielfach geführt wurden. Offen ist jedoch, ob es weitere Maßnahmen geben wird. So hat sich Debian zwar lizenzkonform verhalten, ist aber nicht auf die Forderung von Zawinski eingegangen. Denkbar wäre nun, xscreensaver aus der Distribution zu entfernen oder einen Fork von xscreensaver zu schaffen. Beides würde sich aber erst in Debian 9 auswirken.

Auch Matthew Garrett mischte sich in die Diskussion ein. Er stellt zunächst fest, dass xscreensaver die beste Option ist, um eine Bildschirmsperre unter X11 zu implementieren. X11 unterstützt Bildschirmsperren nur schlecht, auf Besserung ist erst mit Wayland zu hoffen. Wenn jetzt Debian auf xscreensaver verzichten müsste, wäre das eine Verschlechterung der Situation. Auf der anderen Seite glaubt Garrett allerdings auch, dass ältere Software grundsätzlich ein Sicherheitsrisiko sei. Selbst wenn es keine bekannten offenen Lücken in der alten Version von xscreensaver gibt, könne niemand genau wissen, wieviele Lücken die aktuelle Version korrigiert hat, ohne sie explizit als Sicherheitslücken zu kennzeichnen.

Dementsprechend bezeichnet Garrett die Stabilität von Debian als »theoretisch sinnvoll«, aber in manchen Fällen als weniger komfortabel. Neben der Möglichkeit von unentdeckten Lücken können die Benutzer auch einen schlechten Eindruck von der Software erhalten, wenn sie alt und insbesondere fehlerhaft sei. Ganz zu schweigen von dem Aufwand, durch Fehlermeldungen zu gehen, die bereits korrigierte Probleme beschreiben. Das alles könnte Autoren davon abhalten, ihre Software überhaupt freizugeben.

Einige Kommentatoren halten Garretts Beitrag aber für fehlerhaft. So arbeiten Debian und andere Distributionen in vielen Fällen sehr fruchtbar mit dem Upstream zusammen. Die Entscheidung, welche Version der Upstream-Software sie nutzen, liegt bei den Distributionen und kann nicht von den Autoren diktiert werden. Denn die Entscheidung, Software freizugeben, impliziert auch, ein Stück weit die Kontrolle über sie abzugeben, was auch Garrett durchaus bekannt sein dürfte.

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