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Mi, 24. August 2016, 09:35

Gesellschaft::Wirtschaft

Proprietäre Lizenzen behindern Open Source

Proprietäre Lizenzen sind oft so kompliziert, dass die wahren Kosten und Fallstricke gut versteckt sind und einen Umstieg auf Open Source behindern.

EU

Wie Joinup in einem Artikel schreibt, ist besonders im Bereich der Datenbanken ein Lizenzwildwuchs zu beobachten, der klar darauf abziele, die Kunden im Unklaren zu lassen und den Umstieg auf andere Produkte zu verhindern. Hier tun sich offenbar Oracle und seine Wiederverkäufer besonders hervor. Aber auch IBM, SAP und Microsoft verhalten sich ähnlich, wenn es darum geht, Kunden in öffentlichen Verwaltungen bei der Stange zu halten.

So berichtet der Journalist Adrian Offerman vom Fall der schwedischen Behörde für Denkmalpflege, die Oracle-Datenbanken in diversen Versionen verwendet. Für eine Datenbank, deren Supportzeitraum seitens Oracle bald auslief, sollte trotzdem ein neuer Vertrag abgeschlossen werden. Die Behörde wollte diese Datenbank gegen PostgreSQL austauschen, sobald der Support auslief, und war daher weder an einem neuen Vertrag noch an einem Versionsupgrade interessiert. Die Behörde hatte für diese Datenbank-Instanz eine gültige Lizenz, Oracle argumentierte aber, alle Instanzen einer Oracle-Datenbank müssten das gleiche Support-Level aufweisen. Erst die Drohung, den Fall an die Öffentlichkeit zu tragen, ermöglichte der Behörde die Weiternutzung bis zum nahen Supportende.

Bei der Migration von komplexen Datenbanken ist der Vendor-Lock-In allein aus technischer Sicht schwerer zu überwinden als bei anderen Produkten. Die Softwarehersteller erhöhen die Hürden mit Lizenzen und Supportverträgen, die kaum jemand versteht. Laut dem schwedischen Magazin »Computer Sweden« steckt dahinter eine Methodik, die »an Betrug grenzt«. Auch die IT-Verantwortlichen der dänischen Stadt Aarhus beklagten sich über Rechnungen für Datenbankprodukte und -dienstleistungen, die so kompliziert waren und sich so oft änderten, dass ein Nachvollziehen kaum noch möglich war. Beim Wechsel auf andere Plattformen ergaben sich zwangsweise weitere Kosten, da anders kein Zugriff auf die eigenen Daten mehr möglich war. Auch bei einer Neuorganisation, etwa wenn Teile der Infrastruktur ausgegliedert werden, sieht Oracle dies als neue Einheit, die einer separaten Lizenz bedarf. Aarhus ist derzeit in der Umstellung auf PostgreSQL begriffen, um dieser Umklammerung zu entkommen.

Der Artikel schildert noch weitere Versuche, Verwaltungen im Vendor-Lock-In zu halten. Die Verantwortlichen der niederländischen Stadt Ede erhielten nach der Ankündigung, auf eine freie Office-Lösung wechseln zu wollen. Besuch von der Business Software Alliance (BSA). Es stellte sich heraus, dass diese schon zwei Jahre zuvor einen Netzwerksniffer platziert hatte, um den Umgang der Verwaltung mit Microsoft-Lizenzen zu überprüfen. Im Endeffekt konnte Ede mit LibreOffice und Zarafa seine Lizenzkosten um 92 Prozent im Vergleich mit anderen Verwaltungen senken.

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