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Fr, 23. September 2016, 14:37

Software::Desktop::Gnome

Catanzaro: Regeln für vorinstallierte Gnome 3.22-Anwendungen

Mit Gnome 3.22 hat das Gnome-Projekt auch neue Richtlinien herausgegeben, wie Distributoren den Gnome-Desktop konfigurieren sollten. Michael Catanzaro erläutert, was die Regeln bedeuten.

Gnome

Das Gnome-Projekt gibt mit dem neuen Gnome 3.22 Richtlinien für Distributoren heraus, die dabei helfen sollen, für die Anwender die bestmögliche Gnome-Umgebung zu liefern. Diese Richtlinien beziehen sich darauf, welche Anwendungen vorinstalliert sein sollten, und welche nicht. Laut Catanzaro, der die Regeln wesentlich mit definiert hat, ist für neue Benutzer oft der erste Eindruck der Gnome-Umgebung entscheidend, und dazu gehört auch, welche Anwendungen zur Verfügung stehen und wie sie präsentiert werden. Beispielsweise können redundante oder übermäßig technisch ausgerichtete Anwendungen dazu führen, dass die Benutzer verwirrt und von der Distribution frustriert werden.

Bisher wählten die Distributionen die vorinstallierten Anwendungen mehr oder weniger willkürlich aus, wobei manche nach Ansicht von Catanzaro eine bessere Wahl getroffen haben als andere. Nicht ideal sei zum Beispiel die Auswahl bei Debian 8: Dort werden standardmäßig in der Kategorie Spiele zwei Schach-Oberflächen installiert, Gnome Chess und XBoard. Laut Catanzaro ist das redundant, und XBoard sehe zudem wie ein Relikt aus den 90ern aus und passe nicht zum System. In diesem speziellen Fall wird XBoard allerdings nur durch eine »Recommends«-Abhängigkeit einer »obskuren« Schach-Engine installiert, so dass wohl keine bewusste Entscheidung von Debian vorlag, das Programm aufzunehmen. Laut Catanzaro findet man in anderen Distributionen ähnliche oder schwerwiegendere Probleme. Das war für ihn die Motivation, die neuen Richtlinien herauszugeben.

Die Richtlinien sind natürlich für keine Distribution bindend, und Catanzaro ist bewusst, dass viele sie ignorieren werden - was er aber eher für eine schlechte Entscheidung hält. Die Richtlinien wenden sich daher an diejenigen Distributionen, die ein vorinstalliertes Gnome mit den Standardeinstellungen anbieten wollen. Eine dieser Distributionen ist Fedora Workstation. Alle anderen Distribution können weiter frei entscheiden, ob die Richtlinien für sie relevant sind.

Gnome teilt die Anwendungen (»Apps«) in drei Klassen ein: Kern-Anwendungen, Extra-Anwendungen und Inkubator-Anwendungen. Erstere sollten vollständig vorinstalliert sein, zweitere auf keinen Fall vorinstalliert sein und letztere sind Anwendungen, die später einmal zum Kern gehören sollen, aber noch nicht ganz ausgereift sind. Sie sollen daher nicht vorinstalliert werden.

Catanzaro gibt dann noch Listen der Anwendungen jeder Kategorie. Kern-Anwendungen sind zur Zeit Archive Manager (File Roller), Boxes, Calculator, Calendar, Characters (gnome-characters), Cheese, Clocks, Contacts, Disk Usage Analyzer (Baobab), Disks, Document Viewer (Evince), Documents, Files (Nautilus), Font Viewer, Help (Yelp), Image Viewer (Eye of GNOME), Logs (gnome-logs), Maps, Photos, Screenshot, Software, System Monitor, Terminal, Text Editor (gedit), Videos (Totem), Weather und Web (Epiphany). Inkubator-Anwendungen sind Dictionary, Music, Notes (Bijiben) und Passwords and Keys (Seahorse). Extra-Anwendungen sind Accerciser, Builder, dconf Editor, Devhelp, Empathy, Evolution, Hex Editor (ghex), gitg, Glade, Multi Writer, Nemiver, Network Tools (gnome-nettool), Polari, Sound Recorder, To Do, Tweak Tool und Vinagre. Er merkt an, dass sich die Listen im Laufe der Zeit ändern können. Wenn beipielsweise Photos oder Documents eine gute Dateivorschau anbieten können, können Image Viewer oder Document Viewer entfallen. Und da nun der Dateimanager Files Unterstützung für komprimierte Archive enthält, wird Archive Manager wohl bald überflüssig.

Das Gnome-Projekt hat bewusst entschieden, dass die Gnome-Anwendungen generische Namen erhalten. Bei einem Großteil der Anwendungen ist dies umgesetzt, so dass der ursprüngliche Name der Anwendung kaum noch sichtbar ist. Etwa die Hälfte der Kernanwendungen ist derzeit als Systemanwendung klassifiziert, was bedeutet, dass sie über die Software-Anwendung nicht entfernbar sind. Da sich einige Benutzer darüber beschwert haben, werden die meisten Kernanwendungen in Gnome 3.24 nicht mehr als Systemanwendung klassifiziert. Für das aktuelle Gnome 3.22 kam diese Änderung zu spät.

Die Richtlinien umfassen eine Reihe von weiteren Anwendungen. So gibt es Anwendungen wie Shotwell oder Rhythmbox, die zwar auf Gnome-Servern liegen, aber kein offizieller Teil von Gnome sind. Sie sollten nicht vorinstalliert werden. Spiele aus dem Gnome-Projekt können installiert werden, aber nicht zu viele, da sie laut Catanzaro sich in der Qualität stark unterscheiden. Und schließlich gibt es noch Anwendung von anderen Projekten, beispielsweise Firefox oder LibreOffice. Diese können vorinstalliert werden, sollten aber auf ein »vernünftiges Minimum« begrenzt werden.

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