Gesellschaft::Politik/Recht
FSF gibt neue Prioritätsliste für freie Software-Projekte heraus
Die Free Software Foundation hat die Liste der freien Software-Projekte, die dringend angegangen werden sollten, erneuert. Wie zu erwarten wurde der Flash-Player-Ersatz Gnash gestrichen, ein tatsächlich freies Betriebssystem für Mobilgeräte wird dagegen immer dringlicher.
FSF
Im letzten Jahr gründete die FSF ein
Komitee, um die seit 2005 geführte Liste der Projekte mit hoher Priorität zu überarbeiten. Das Komitee bestand aus in der freien Softwarewelt wohlbekannten Personen: ginger coons, Máirín Duffy, Matthew Garrett, Benjamin Mako Hill, Mike Linksvayer, Lydia Pintscher, Karen Sandler, Seth Schoen und Stefano Zacchiroli. Mehr als 150 Mitglieder der freien Software-Gemeinschaft hatten Feedback zur Prioritätsliste abgegeben.
Ziel der Initiative ist es, die Aufmerksamkeit auf eine kleine Zahl von Projekten zu lenken, die als besonders wichtig erachtet werden, die Freiheit aller Computer-Nutzer zu erreichen. Die FSF selbst leistet keine Arbeit oder Förderung für diese Projekte. Wie bei den meisten freien Projekten liegt es an einzelnen Personen oder auch Gruppen, die Initiative zu ergreifen und neue Projekte zu gründen oder vorhandene zu verstärken. Es ist aber, so die FSF, meist nicht nötig, ein Projekt selbst zu betreiben oder zu leiten. So sollte es jedem Interessierten möglich sein, seine Fähigkeiten oder sein Geld einzubringen und zu einem guten Zweck einzusetzen.
Die Kriterien, wann ein Projekt von strategischer Wichtigkeit ist, wurden in einem Blogbeitrag vom März 2016 offiziell definiert. Ein Projekt muss demnach mindestens eines der Kriterien erfüllen. Es sollte »systematisch« sein, worunter zu verstehen ist, dass es das Potential besitzt, viele freie Programme oder deren Entwicklung zu verbessern oder mehr Leute von freier Software zu überzeugen. Oder es ist so universell, dass es von nahezu jedem benötigt wird. Oder es löst eine Kaskade aus, durch die viele Benutzer proprietäre Software durch freie ersetzen können und die Nutzung weiterer freier Software leichter macht. Eine weitere Option ist, dass es sich um ein Programm handelt, das die Grenzen der Freiheit auf Firmware- und Treiberebene und Hardware ausdehnt.
Die FSF lädt zu Feedback zu der Liste ein und hat ein separates Änderungslog für die Liste veröffentlicht. Die aktuelle Liste enthält als wohl wichtigsten von mehreren neuen Themen ein freies Betriebssystem für Smartphones, da diese inzwischen die bei weitem häufigste Form von persönlichen Computern sind. Die Schaffung von dezentralisierten, kooperierenden und privaten Cloud-Diensten, die heute oft als Ersatz für lokal installierte Software verwendet werden, zielt auf proprietäre Dienste wie Facebook. Freie Treiber, Firmware und Hardware-Designs bleiben ein wichtiges Ziel.
Echtzeit-Sprach- und Video-Chat hat als Ziel, auf Skype und ähnliche Software verzichten zu können. Etliche freie Alternativen existieren, müssen aber weiter verbessert werden. Weitere wichtige Projekte sind die Förderung von Beiträgen von Personen, die in der Gemeinschaft noch unterrepräsentiert sind, Verbesserung der Barrierefreiheit freier Software, da die Zahl der Benutzer mit Behinderungen oder Einschränkungen sicher weiter zunehmen wird, Übersetzungen und länderspezifische Anpassungen von freier Software, Sicherheit freier Software und freie Software für sichere Systeme, ein Intelligenter persönlicher Assistent, Linux-Distributionen ohne unfreie Komponenten und die verstärkte Nutzung und Verbreitung freier Software durch Regierungen.
Nicht mehr in der Liste sind neben dem freien Flash-Videoplayer Gnash freie Software für das Bearbeiten von Videos, automatische Übersetzung, freier Ersatz für Google Earth, Oracle Forms, Bittorrent Sync und die OpenDWG-Bibliotheken, GNU Octave, Rückwärtsschritte im Debugger GDB und freie Treiber für Netzwerk-Router.