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Mi, 16. August 2017, 15:14

Software::Distributionen::Debian

Debian: Diskussion um Software für proprietäre Dienste

Unter den Debian-Entwicklern entbrannte eine Diskussion, ob Software für proprietäre Dienste überhaupt frei sei und im Hauptarchiv ihre Berechtigung habe. Doch die kleine Minderheit, die Änderungen an der bisherigen Praxis forderte, konnte die Entwickler nicht überzeugen.

Software in the Public Interest (SPI)

Die Diskussion drehte sich um einen bereits im Februar gemeldeten »Fehler« im Paket certspotter. Darin beklagte sich Jonas Smedegaard, dass das Programm den proprietären Dienst SSLMate bewerbe. Ein halbes Jahr tat sich nichts, bis der Paketbetreuer den Fehler als ungültig zurückwies. Darüber verlagerte Smedegaard die Diskussion in die Debian-Projektliste. In der Folge wandte sich die Diskussion von certspotter hin zu der generellen Frage, ob Programme, die eine Verbindung zu proprietären Diensten nutzen, in das Debian-Hauptarchiv gehöre, das ausschließlich komplett freie Software enthalten darf. Dabei wurde unter anderem Abschnitt 2.2 der Debian-Richtlinien bemüht, der regelt, dass keine Software im Hauptarchiv (»main«) von Software außerhalb von »main« abhängen darf. Eine kleine Minderheit von Entwicklern war dafür, solche Software allenfalls noch im »contrib«-Archiv zu halten. Doch erhielten sie von allen Seiten Widerspruch.

Zunächst einmal würden die meisten Entwickler den Abschnitt 2.2 der Debian-Richtlinien nicht dahingehend interpretieren, dass die Verwendung eines Dienstes im Netz eine Abhängigkeit darstellt. Nach dieser Definition wären zahlreiche Programme von proprietären Diensten abhängig - von ICQ-Clients über Twitter- und Facebook-Clients bis zu Software, die das Amazon S3-API nutzt. Die meisten Entwickler empfänden es als hochgradig kontraproduktiv, solche Software auf »main« zu verbannen. Russ Allberry vertrat sogar die Ansicht, dass es gute Entwicklerpraxis sei, freie Bibliotheken zu schreiben, die spezifisch mit proprietären Diensten interagieren. Die große Mehrheit der Entwickler dürfte diesen Standpunkt teilen. Eine Änderung an der bisherigen Sicht ist daher, sicherlich zum Glück für die Benutzer, nicht in Sicht. Die Diskussion ist damit fürs erste beendet, doch kommt erfahrungsgemäß jedes Thema irgendwann wieder einmal auf. Bisher scheint es unnötig, den Punkt in den Debian-Richtlinien explizit festzulegen, aber ob es so bleibt, wird erst die Zukunft zeigen.

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