Login
Newsletter
Werbung

Thema: LIVE: »Linux reif für den Arbeitsplatz«

1 Kommentar(e) || Alle anzeigen ||  RSS
Kommentare von Lesern spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
0
Von Benjamin B. am Do, 15. Mai 2003 um 23:00 #
Ich durfte heute 15 Linuxneulingen (alle zwischen 18 und 24 Jahre alt) bei der Installation und dem Test von SuSE Linux 8.1 über die Schultern schauen.

Getestet wurde Linux auf P3-600 Rechnern mit flotten IDE-Festplatten und 128MB RAM und GeForce Grafikkarten. Die Erfahrung mit Windows beschränkte sich bei dieser Gruppe hauptsächlich auf MS-Office, Internet Explorer und Spiele. Um die Installation zu vereinfachen, wurden leere Festplatten verwendet, damit sich die Anwender keine Gedanken um die Partitionierung machen mussten. An dieser Stelle würde die Lernkurve zu steil ansteigen.

Im Großen und ganzen wurde hier die Installation als kleine Pause empfunden. Es war wirklich nichts zu tun, außer weiterzuklicken, bis irgendwann das Root-Passwort gesetzt werden sollte. (An dieser Stelle fehlt übrigens ein deutlicher Hinweis, sich möglichst selten als Root anzumelden und sich einen Benutzer für den Administrator anzulegen. Daher loggten sich auch 70% als Root in KDE ein.)

Die Installation der Grafikkartentreiber verlief auf allen Rechnern zwar technisch reibungslos,
das einzige schwere Manko, das dabei aber von allen ausgesprochen wurde, war die für den Einstieg relativ umständliche Installation der Nvidia Grafikkartentreiber über RPM-Dateien. Auch wurde bemängelt, daß nach dem ersten Einstecken einer USB-Kamera zwar ein Ordner auf dem KDE-Desktop erschien, beim zweiten mal in der gleichen Sitzung musste jedoch das passende Verzeichnis in /media gesucht werden. Durchschnittsanwender sind an dieser Stelle schon überfordert.

Der Desktop kam in einem Freundlichen Look daher und motivierte so die Benutzer zum forschen.
Sehr positive Resonanz hat gerade das riesige, wenn auch kaum überschaubare Softwareangebot bekommen. Es beeinflusste den Gesamteindruck deshalb kaum, dass einige Programme Fehler enthielten. Einem geschenkten Gaul schaut man halt nicht ins Maul - zumindest nicht so genau wie einem teuren Rassepferd. Die optische Inkonsistenz zwischen GTK und QT wurde zwar bemerkt, aber im allgemeinen nicht als störend empfunden. Ein Einheitlicher Look wurde aber von der Mehrheit befürwortet(Mozilla und OpenOffice hierbei eingeschlossen).

Die meisten Benutzer suchten zunächst Analogien zu von Windows her bekannten Elementen, wie z.B. den Arbeitsplatz und die Eigenen Dateien. Letzteres wurde auch sofort gefunden. Der fehlende Arbeitsplatz wurde durch Unterschiede im Ordnersystem schnell erklärt. Die "Systemsteuerung" war aus Sicht der Neulinge unverständlicherweise in zwei Teile gesplittet: Das KDE-Kontrollzentrum und Yast.

Die Funktionsvielfalt von KDE wurde überraschenderweise sowohl begrüßt als auch bemängelt. Viele Einstellmöglichkeiten würden zwar einen guten Sinn haben, seien jedoch teils an Stellen platziert, an denen nur häufig verwendete Funktionen erwartet wurden. Zum Beispiel waren im Konqueror nach Meinung der Neulinge zu viele selten oder nie benutzte Funktionen (z.B. das Sicherheitssymbol) in der Werkzeugleiste plaziert, ebenso im Kontextmenü des Desktops.

Das sehr schön nach Programmfunktion sortierte K-Menü erfüllte seinen Zweck tadellos, die Spiele und alle gesuchten Programme wurden schnell gefunden, obwohl noch nicht einmal die Namen der Programme bekannt waren.

Fest stand nach diesem Tag, daß KDE/Linux zwar auch seine Ecken und Kanten hat, aber im Schnitt immer noch einen subjektiv intelligenteren und runderen Ersteindruck hinterlässt, als WindowsXP.

Die Steilheit der Lernkurve lag in vertretbarem Maße. KDE und Yast erklären sich selbst besser als WindowsXP. Am Ende des Tages konnte jeder Linux als Desktopsystem benutzen.

Ich bin der Überzeugung, daß Linux auch auf dem Desktop begeisterte Anwender haben wird.

mfg,
Benjamin

[
| Versenden | Drucken ]
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung