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Di, 20. Juli 2004, 17:12

Gesellschaft::Politik/Recht

Microsoft könnte Software-Patente gegen Open Source verwenden

Ein internes Memo von Hewlett Packard warnt davor, dass Microsoft mit Hilfe von Software-Patenten gegen Linux und weitere freie Software-Projekte vorgehen könnte.

Das Memo ist bereits zwei Jahre alt, kam aber erst jetzt an die Öffentlichkeit. NewsForge hielt es vorerst zurück, um die Echtheit zu überprüfen. Nachdem HP diese bestätigte, wurde die E-Mail von HP-Manager Gary Campbell heute veröffentlicht.

In seinem Memo warnt Campbell davor, dass Microsoft seine Patente aktiv gegen Open-Source-Software einsetzen könnte. Eine solche Attacke könnte auch HPs Geschäfte beeinträchtigen, obwohl zwischen beiden Firmen ein »Cross-Licensing-Agreement« besteht, die Patente also gegenseitig lizenziert wurden. Microsoft könnte beispielsweise verlangen, dass andere Firmen auf den Einsatz von Open Source verzichten. Ein mögliches Opfer einer solchen Forderung könnte Sun sein. Doch gerade auch die großen Linux-Distributoren SuSE und Red Hat aber auch Intel oder Oracle wären mögliche Ziele.

Erste Ziele eines solchen Angriffs auf freie Software wären jedoch die großen Projekte wie Samba, Apache oder Sendmail, so Campbell in seiner E-Mail. Auch Wine, KDE, Gnome und nicht zuletzt Linux selber zählt er auf.

Campbell argumentiert mit Paragraph 7 der GPL, damit würde die GPL geradezu zu solch einem Angriff einladen. Paragraph 7 verbietet, dass patentierte Techniken unter der GPL verbreitet werden dürfen. Somit müssten diese aus GPL-Projekten entfernt werden. Campbell vermutet daher, dass Microsoft dies ausnutzen wird, um gegen freie Software vorzugehen.

NewsForge befragte dazu Professor Eben Moglen von der Free Software Foundation. Dieser sieht Campbells Interpretation als falsch an. Er kann Campbells Einschätzung jedoch nicht widerlegen und so kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine Gefahr von Microsoft ausgeht.

Auch wenn Microsoft bisher nicht tätig geworden ist, heißt das nicht, dass kein Interesse besteht. Beobachter vermuten eher, dass Microsoft sich aufgrund der Kartellrechtsprozesse in den USA und der EU zurückhielt. Jetzt kann Microsoft abwarten, bis sie ihre US-Patente auch in der EU registrieren können. Microsoft ist derzeit aktiv dabei, Patente zu lizenzieren. So wird vermutet, dass Microsoft dieses Lizenzierungsprogramm erst etablieren möchte, bevor die Firma gegen Open Source vorgeht.

HP-Sprecherin Elizabeth Phillips bestätigte die Authentizität des Memos. Ihm werde jedoch keinerlei Bedeutung zugemessen, da es bereits zwei Jahre alt sei, so Phillips. HP habe bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie zu Open Source stehen und die Vorteile dieses Modells auch den Kunden zugänglich mache. Microsoft bleibe zwar einer der wichtigsten HP-Partner, doch werde man die Multi-Betriebssystem-Strategie weiterverfolgen und auch in Zukunft sowohl Windows als auch Linux und HP-UX anbieten. So wie man seine Kunden bereits vor SCO-Klagen schütze, werde man auch weiterhin sicherstellen, dass Linux eingesetzt werden könne.

NewsForge hat das komplette Memo zum Nachlesen veröffentlicht.

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