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Fr, 3. Dezember 2004, 00:22

Fragwürdige Lycos-Kampagne gegen Spammer

Der von Lycos angebotene Screensaver »Make Love Not Spam« hat insofern Erfolg gezeigt, als er einige Spam-Webseiten etwas ausgebremst hat, doch die skeptischen Stimmen werden lauter.

Die Idee hinter dem Lycos-Screensaver, der nur für Windows zur Verfügung steht, ist es, ungenutzte CPU- und Leitungskapazität dazu zu nutzen, Anfragen an die Webserver von Spammern zu stellen, die diesen nichts bringen außer sinnlosem und möglicherweise teurem Traffic. Wie Netcraft berichtet, hatte die Kampagne einen gewissen Erfolg. Sie konnte angeblich einige Seiten lahmlegen, andere etwas ausbremsen, die jedoch erreichbar blieben.

Die Lycos-Kampagne kann als der erste Einsatz eine Distributed Denial of Service (DDos)-Attacke gesehen werden, die sich gegen »asoziales« Verhalten im Internet richtet. Ob sie jedoch ihr Ziel erreicht, ist fraglich. Es ist unwahrscheinlich, daß sie die Zahl der ausgesandten Spams vermindern kann, denn diese gehen überwiegend von hunderttausenden virenverseuchter Windows-PCs aus, die von den Spammern ferngesteuert werden können. Möglicherweise kann verhindert werden, daß die Webseiten der Spammer in der Lage sind, Bestellungen von Kunden zu verarbeiten, was den Spammern die Geschäftsgrundlage entziehen würde. Doch viele Spammer setzen ohnehin auf Bestellungen per Post, Fax oder Telefon und sind davon gar nicht berührt.

Auch bei einigen Internet-Providern scheint die Lycos-Seite makelovenotspam.com, die den Bildschirmschoner zum Download anbot, nicht auf Gegenliebe zu stoßen. Einige Backbone-Provider haben laut Netcraft bereits den Zugang zu der Seite gesperrt, die daraufhin ihre IP-Adresse änderte. Dennoch gibt es auf der Seite derzeit nichts zu sehen als ein lapidares »Stay tuned«. Möglicherweise ist Lycos selbst schon nicht mehr überzeugt von der Idee. Allerdings ist dieses Verhalten der Provider auch nicht ohne Kritik geblieben. Es wird zudem berichtet, daß einige Spamseiten bereits Abwehrmaßnahmen probieren, indem sie mit Meta-Tags den Traffic des Bildschirmschoners auf makelovenotspam.com umlenken.

Beobachter befürchten, daß die Spammer bald mit weiteren Gegenmaßnahmen aufwarten werden, was bereits mit einer Kriegführung verglichen wird. Mögliche Aktionen wären, fingierte Spams zu schicken, die Webadressen von Lycos enthalten und damit den Bildschirmschoner gegen sich selbst richten. Auch andere, unbeteiligte Webseiten könnten betroffen sein. Auch könnten die Spammer ihr Netz aus kompromittierten Windows-Rechnern (»Zombie-Netz«) als hochgradig fehlertolerantes Netz von Webservern einsetzen. Sie könnten dann auf ihre eigentlichen Webserver verzichten und so auch noch Geld sparen.

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