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Mi, 6. April 2005, 13:06

Software::Entwicklung

Entwicklung des Open Source BitKeeper-Clients eingestellt

Weitgehend von der Öffentlichkeit unbeoachtet tobt seit geraumer Zeit ein Kampf zwischen Entwicklern und BitMover, der seinen momentanen Höhepunkt in der Einstellung der freien Version des Tools findet.

Linus Torvalds, Vater des Linux-Kernels

LINUXMAG.com

Linus Torvalds, Vater des Linux-Kernels

Bereits bei der Einführung von BitKeeper als Standard-Tool zur Kontrolle des Linux-Kernels warnte Richard Stallman über mögliche Gefahren durch die Verwendung eines unfreien Werkzeugs in einem solch wichtigen System wie dem Kernel (Pro-Linux-Übersetzung des Artikels). So warnte der Guru, dass »der Gebrauch von Bitkeeper für die Linux-Quellen einen ernsten Effekt auf die freie Software-Gemeinschaft« haben wird. »Es gibt Leute wie Torvalds, die unsere Community zum Gebrauch eines nicht-freien Programms drängen, und jeden, der sich beschwert, herausfordern, sofort ein (technisch) besseres Programm zur Verfügung zu stellen oder still zu sein. Es gibt Leute, die sagen, daß technische Entscheidungen nicht politisiert werden sollten durch die Betrachtung ihrer sozialen Konsequenzen«, schrieb Stallman.

Im Laufe der Zeit verschlechterte sich das Klima zwischen den Entwicklern und BitMover. Immer mehr Entwickler beschwerten sich über das System. Unter anderem warfen sie dem Unternehmen vor, Änderungen oder Korrekturen an BitKeeper nur schleppend anzugehen. Immer wieder kam es auch zwischen Stallman und Larry McVoy, Chef des Bitkeeper-Entwicklers BitMover, zu offenen Spannungen.

Stallman, der nie einen Hehl aus seiner Antipathie zu Bitkeeper machte, forderte am stärksten eine Alternative, was wiederum McVoy auf den Plan rief, der prompt zu verkünden hatte, dass man keine quelloffene Alternative dulden werde. Wenn es sein müsse, werde sein Unternehmen »einfach alle sechs Monate das verwendete Protokoll ändern« oder digitale Signaturen in das Protokoll einbinden und so die Entwicklung behindern. Es entstanden Diskussionen, die es bei einem Tool, mit dem eines der wichtigsten Systeme freier Software entwickelt wird, nicht geben dürfte.

Anfang des Jahres erreichten die Spannungen einen neuen Höhepunkt, als BitMover bekannt gab, einen gravierenden Fehler in BitKeeper gefunden zu haben. In einer Email an die Liste kündigte McVoy an, dass Bitkeeper für die Zählung der Änderungen eine »unsigned short«-Zahl benutzt und dass es binnen der kommenden hundert Tage zu einem Überlauf der Zählung kommen werde. Fast schon nebenbei erwähnte McVoy, auch eine Anpassung der Lizenz vornehmen zu wollen. Es entbrannte eine neue Diskussion um den Einsatz und die Lizenz des Tools. Viele der sich beteiligten Entwickler sprachen sich gegen BitKeeper aus und plädierten für eine freie Alternative.

Die Suche nach einer Alternative für Bitkeeper begann relativ früh. Bereits bei der Einführung starteten diverse Projekte mit dem Ziel, das Tool durch »etwas Freies« zu ersetzen. McVoy betonte öfters, glücklich zu sein, mit Linus und anderen Kernel-Hackern arbeiten zu dürfen, er sei aber über die »Reverse-Engineering«-Bestrebungen nicht amüsiert. Zu einem Eklat kam es schlussendlich vor fünf Wochen, als der Manager OSDL vorwarf, eine freie Alternative zu Bitkeeper zu finanzieren. »OSDL hat die Chance, das Problem zu lösen, doch statt dessen zucken sie mit den Schultern und sagen, es ist nicht mein Problem«, beschwerte sich McVoy.

Die Verwunderung war um so größer, als BitMover im März dieses Jahres eine Open-Source-Version des BitKeeper-Clients vorstellte. Mit der unter der »No Whining License« (NWL) freigegebene Applikation (angelehnt an die BSD-Lizenz mit der Einschränkung, über die Applikation nicht zu jammern) versprach McVoy, nun die Community ernst nehmen zu wollen. Ernüchterung kam auf, als die Funktionalität bekannt wurde: Der Open-Source-Client bietet die gleichen Funktionen wie das Update-Kommando in CVS. Viel mehr Möglichkeiten bot die abgespeckte Version jedoch nicht.

Nun scheint das Unternehmen vollständig mit der Community zu brechen. Wie BitMover in einer Pressemitteilung gestern bekannt gab, wird die Entwicklung des freien Clients eingestellt. Die Kostenlose Version von BitKeeper wird noch rund drei Monate auf den Servern von BitMover zur Verfügung stehen. Bis dahin wolle man die wichtigsten Kernel-Entwickler mit einer kommerziellen Version von BitKeeper ausstatten. Man werde allerdings nicht mehr allen Entwicklern eine kostenlose Version zur Verfügung stellen.

Auf lange Sicht gesehen bedeutet der Entzug der Lizenz eine Abkehr von Bitkeeper. Zwar haben sich sowohl Torvalds wie auch McVoy dafür ausgesprochen, dass der Kernel weiter in gewohnter Weise verwaltet wird, es ist allerdings davon auszugehen, dass sich Torvalds dem Widerstand der Gegner in der Zukunft beugen wird. Bereits Anfang des Jahres hatte sich Alan Cox für eine Abkehr von Bitkeeper zu »etwas Freiem und Besserem« ausgesprochen. »Es ist aber keine triviale Aufgabe«, so Cox. Problematisch dürfte vor allen Dingen die Tatsache sein, dass es im Moment keine adäquate Alternative zu Bitkeeper gibt. Wie KernelTrap allerdings bemerkt, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis ein Tool die neue Aufgabe übernehmen wird. Der griechische Philosoph Plato schrieb einst, dass die »Notwendigkeit die Mutter der Erfindung« sei, eine Beobachtung, die laut KernelTrap heute so zutreffend ist wie damals im alten Griechenland.

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