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Thema: Indien lehnt Softwarepatente ab

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Von Jürgen Stofert am Di, 26. April 2005 um 17:25 #
Um Softwareprodukte gegen Raubkopien oder Reverse Engineering und Abschreiben zu schützen gibt es das Urheberrecht.

Wenn es jemand schafft ein gleich gutes oder besseres Produkt von Grund auf zu entwickeln und trotz seines späteren Markteintritts zu etablieren dann steht ihm der Erfolg meines Erachtens auch zu. Außerdem kommt der freie Wettbewerb den Anwendern entgegen, und nicht nur weil der Preis sinkt und die Qualität steigt.

Der neue Produkttyp ist nicht länger von einem Hersteller abhängig, so daß das Risiko strategischer Nutzung sinkt. Die Summe der Ideen aller Anbieter inspiriert die Produkte aller und damit die Anwendungsbreite. Letztlich können die Marktanteile aller wachsen.

Wozu also Patente auf Software, Logik und Geschäftsmethoden ("Logikpatente") ?

Zum einen sind da Trivialpatente (siehe One-Click-Patent von Amazon, Fortschrittsbalken, die Idee des Webshops, XOR-Prinzip zum Bewegen von Bildobjekten ohne Backbuffer u.v.m.). Diese sind nur erschlichene Monopole mit Landminencharakter. Leider, aber nicht weiter überraschend, ist das die Mehrheit der existierenden Logikpatente.

Dann sind da noch Patente mit unterschiedlicher, aber vorhandener Innovationshöhe, wie z.B. Algorithmen die auf echter wissenschaftlicher Forschung beruhen. Diese bedürfen aber auch keines Patentschutzes, weil die kompletten Forschungsergebnisse nicht aus dem Programm extrahiert werden können. Nur derjenige der die Forschung durchgeführt hat ist im Besitz der Forschungsergebnisse, und so ist sein Wettbewerbsvorteil nicht gefährdet.

Vor diesem Hintergrund sehe ich nur Vorteile für Länder ohne Logikpatente:


  • Die heimische Wirtschaft wird weder durch in-, noch ausländische Logikpatente und die damit einhergehenden Recherchekosten, Anwaltskosten, Klagen und Workarounds gebremst. Sie kann jedes Produkt optimal implementieren, also ihr Potential voll nutzen und heimische wie ausländische Kunden optimal bedienen. Sie muß beim Export in andere Länder ihre Produkte nur für die jeweils dort geltenden Patente verkrüppeln und hat so einen globalen Wettbewerbsvorteil.
  • Ausländische Unternehmen werden bevorzugt im patentfreien Land investieren, da sie dort die gleichen Vorteile genießen. Auch Produktionsstätten, Online-Services u.ä. können dort ideal realisiert werden.
  • In der Folge werden sich auch Finanzhaushalt, Bildung und Infrastruktur besser entwickeln als anderswo, was wiederum den Wirtschaftsstandort weiter verbessert etc.

Diese Vorteile sind natürlich zugleich Nachteile für Länder mit Logikpatenten.
Nur die "Global Player" mit (in Europa illegal erworbenen) Monster-Portfolios können diesen Nachteil durch Cross-Licensing teilweise ausgleichen. Die darauffolgende Monopolbildung in Ländern mit Logikpatenten hat natürlich die bekannten Folgen: Lahmende Innovation, schlechte Qualität, hohe Preise, steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Steuereinnahmen usw.

Also denkt nochmal über Eure Postings nach!
-- Jürgen

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