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Thema: Projekt zur Diskussion der GPLv3 gestartet

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Kommentare von Lesern spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
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Von Georg C.F. Greve am Mi, 7. September 2005 um 15:46 #
    Ihr kriegt 150 000 Eur dafür, dass RMS sich mal Ende des Jahres bequemt sich mit der GPL-Neufassung zu beschäftigen, und ihr redet was von Kapazitätsengpässen? Ja fehlt's denn noch? Ihr kriegt wohl den Hals nicht voll.

Es wäre in der Tat schneller und einfacher, die neue Lizenz einfach zu schreiben und zu veröffentlichen.

Allerdings gäbe es dann keine Kommentar- oder Mitsprachemöglichkeit.

Falls Dir also daran liegt, gehört zu werden, bist Du herzlich eingeladen, einen einjährigen globalen Prozess mit tausenden von Gruppierungen -- inklusive Firmen wie Intel, IBM, SUN & Co -- und vermutlich hundertausenden von Leuten, mit physikalischen Treffen rund um den Globus inklusive der gesamten Planung und Nachbereitung für 150.000 EUR durchzuführen.

    Ich wette nicht einmal Greve selbst hat die GPLv3 im Entwurfsstadium bisher gesehen.

Die Wette hast Du verloren.

Wir verstehen Euer Interesse. In etwa vier Monaten wird die inhaltliche Diskussion beginnen. Bis dahin sind dann auch die prozeduralen Fragen geklärt, über die wir Euch so bald wie möglich informieren werden.

Auch wenn es schwierig sein mag bitte ich daher um etwas Geduld.

Georg Greve, FSFE, Präsident

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    Von MS am Mi, 7. September 2005 um 19:40 #
    Danke jedenfalls für die Info,

    was macht ihr denn eigentlich derzeit? Seid ihr noch in Genf am Bloggen?

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      Von Georg C.F. Greve am Mi, 7. September 2005 um 22:44 #
        was macht ihr denn eigentlich derzeit? Seid ihr noch in Genf am Bloggen?

      Das hängt von dem Zeithorizont Deiner Frage ab. Ich nehme es mal wörtlich auf diese Woche: Die letzten beiden Tage hatten wir viel zu tun, die Verbreitung der Fehlinformationen einzudämmen, bevor sie sich weiter ausbreiten konnten: Viele Telefonate und Emails mit Journalisten und Leuten aus der Community. Dazu kam heute noch eine neue Idee von Microsoft im EU-Fall mit der sie mal wieder versuchen wollen, SAMBA das Wasser abzugraben. Morgen sollte dazu was in der International Herald Tribune zu finden sein.

      Die notwendige Wartung unserer technischen Infrastruktur haben wir mittlerweile so gut wie abgeschlossen, Asterisk scheint seinen Dienst zunehmend zuverlässiger zu erfüllen, die interne Datenhaltung wurde aufgeräumt -- scheint zwar trivial, ist aber wichtig, wenn es wieder hektischer wird. Unglücklicherweise ist die Migration des Fellowship-Portals noch nicht komplett. Plone hat nie richtig funktioniert und eine norwegische Firma hat uns Unterstützung beim Umstieg angeboten, was wir gerne angenommen haben, doch leider gestaltet sich die Extraktion der Daten aus dem alten Portal und die Einrichtung der letzten 5% wie üblich etwas aufwändiger, als uns lieb ist.

      Zusätzlich zum üblichen Papierkram und der Abwicklung der Stichting NLnet Spende sind wir gleichzeitig dabei, mehrere EU-Projektanträge zur Erstellung Freier Software zu begleiten, wie wir es auch für AGNULA getan haben. Die Bürokratie der Kommission ist oft wenig unterhalsam -- siehe auch die Brave GNU World dazu -- aber die Erfahrung hat gezeigt, daß die Kommission eigene Projekte auch politisch gerne unterstützt: Das sollte nach unserer Ansicht Freie Software sein.

      Was den WSIS und die WIPO Aktivitäten angeht, so wird Karsten aus persönlichen Gründen diesmal nicht nach Genf fahren können. Für mich ist es noch nicht endgültig entschieden. Ehrlich gesagt bin ich wenig motiviert, denn die UNO ist meist sehr langsam, oft frustrierend und Genf kostet im Schnitt 250 Schweizer Franken pro Tag, wenn man im Hotel unterkommen muss, bzw. noch eins findet, denn zu den Konferenzen ist die Stadt oft überfüllt.

      Gleichzeitig wäre es vermutlich wichtig, hinzufahren: Auch wenn die zweite Phase des WSIS im Vergleich zum ersten Teil weniger dynamisch ist, sind die Fragen zu Internet Governance natürlich interessant und wichtig. Schwieriger ist noch die Tatsache, daß dort Microsoft massiv die internationale Zivilgesellschaft umwirbt, sie wissen auch warum: Dies sind die Organisationen, die in der ganzen Welt aktiv sind. Wenn diese Organisationen selber Microsoft einsetzen, bringen sie das auch den Anderen bei und machen so vor allem auch die südlichen Länder abhängig. Dieselben Leute sitzen dann in den regionalen und nationalen Gremien, bei denen die Entscheidungen zur Technologiestrategie fallen. (siehe dazu auch die Studienarbeit von Matthias Kirschner)

      Dem haben wir speziell in der ersten Phase stark entgegengewirkt -- stark genug, daß die internationale Zivilgesellschaft Freie Software zumindest proklamiert hat, wenn sie sie schon nicht selber einsetzen. Leider gibt es jetzt mehrere Projekte, die durch Microsoft unterstützt versuchen, den globalen Standard der Zivilgesellschaft zur Kommunikation und Selbstorganisation proprietär zu gestalten.

      Auch die Hauptversammlung der WIPO wird interessant, denn es geht um das Schicksal der sogenannten "Development Agenda", über die Karsten ja ausführlich berichtet hat. Überhaupt spitzen sich die WIPO Aktivitäten gerade zu, immer mehr Organisationen beantragen die Zulassung bei dieser Hauptversammlung, einschließlich unserer "guten Freunde" von der Business Software Alliance (BSA), die ja schon so freundlich waren, der EU Kommission bei der Softwarepatent-Richtlinie zur Seite zu stehen. Hier Flagge zu zeigen ist wichtig, sonst hören die Delegierten der 191 Länder nur eine "mehr geistiges Eigentum und härtere Strafen sind die Voraussetzung für eine bessere Welt"-Botschaft nach der Anderen.

      Dummerweise ist gerade diese Arbeit zumeist ein teures Vergnügen für uns: Die meisten Menschen sehen die Zusammenhänge dieser Ebene mit den langfristigen Auswirkungen nicht; es ist sehr schwer, Ursache und Wirkung zu erkennen. Daher wird diese Arbeit von dieser Seite kaum unterstützt. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen haben oft keine Möglichkeit, in solchen Zeiträumen zu denken und den Großen wie IBM sind wir in der Gesamtheit unserer Positionen (siehe Softwarepatente) zu unbequem als daß sie uns dafür unterstützen würden.

      Apropos Softwarepatente: Hier köchelt es noch immer vor sich hin -- eine Eruption im Laufe des nächsten Jahres ist nicht ganz unwahrscheinlich. Zudem hat die Kommission sich noch was Neues einfallen lassen: Strafrecht für Urheber- und Patentrechtsverletzungen in der Direktive, die intern nur als "IPRED II" (IPR Enforcement Directive -- Part 2) gehandelt wird. Es bildet sich gerade eine Koalition dagegen, an deren Aufbau wir mit beteiligt sind. Strafrecht für GPL Verletzungen macht nach unserer Einschätzung keinen Sinn, ebensowenig wie eine mögliche strafrechtliche Relevanz von eventuellen Softwarepatenten.

      Ich habe bestimmt gerade wieder ein paar Dinge vergessen -- beispielsweise unseren neuen Praktikanten, der Ende Oktober anfangen wird -- aber vielleicht gibt es Dir trotz der eher telegrammartigen Zusammenfassung einen kleinen Eindruck.

      Gruß,
      Georg Greve

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