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Thema: AVM warnt vor Einschränkungen für proprietäre Kernel-Module

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Von clausi am Do, 9. Februar 2006 um 12:17 #
Es freut mich, daß Du nachgeschaut hast. Eine kleine Anmerkung: Die Theorien von Adam Smith sind in der ökonomischen Theorie sicher immer noch einflußreich; aber -- wie die fast jedes Begründers einer Wissenschaft -- vielfach überholt.

Von daher stimmt es: Die Neo-Liberalen benutzen Smith's Aussagen häufig. Aber erstens hat er auch eine Meinung zur Moral geäußert in „The theory of moral sentiments“, und zweitens werden viele Dinge inzwischen besser verstanden, von denen Smith nichts wissen konnte. So funktioniert die unsichtbaren Hand nun mal nicht in jedem Fall und für jedes potentielle Gut. Das Stichwort lautet hier Marktversagen, und ist in jedem guten Lehrbuch zur Mikroökonomie vorhanden.

Vielen Dank übrigens für den Hinweis auf kulturelle Unterschiede im Ultimatum game; die habe ich bisher nie beachtet. Zitiert habe es nur, weil das Spiel widerlegt, daß Menschen immer ökonomisch handeln. Es zeigt damit aber auch, wann sie sozial (bzw. fair) handeln.

Ich habe also nicht behaupten wollen, daß alle Menschen immer selbstsüchtig handeln; tatsächlich legt die ökonomisch-inspirierte Evolutionstheorie sogar nahe, wann sie das nicht tun (beispielsweise bei engen Verwandtschaftsverhältnissen). Ich bin zudem immer bemüht, von ökonomischen Verhalten zu sprechen und nicht von rationalem, um deutlich zu machen, daß dessen Annahme nicht immer Sinn macht.

Die Existenz Freier Software kann ich im übrigen durchaus mit ökonomischem Verhalten erklären: Nimm einfach nur an, daß aus Software erst dann ein Produkt oder Gut wird, wenn zusätzlich Investitionen getätigt werden (Firmengründung, Rechtsanwahlt, Sekretärin, etc.).

Dann ist Freie Sowftare nicht viel mehr als Arbeitsteilung, bzw. Kostenminimierung: Ich schreibe die erste Hälfte, Du die zweite und wir sind beide bessergestellt, weil wir ein vollständiges Programm erhalten. Die GPL ist hier nichts weiter als ein einfacher Vertrag, weil wir ansonsten vertraglich festlegen müßten, wer was wann macht.

Ob andere das Ergebnis unserer Arbeit auch noch nutzen, ist bei Opportunitätskosten nahe Null (entgangener Gewinn durch Firmengründung) nicht relevant.

Du wirst aber vielleicht feststellen, daß die Argumentation nicht mehr funktioniert, wenn es um Dokumentation für das Programm geht. Und tatsächlich hat Freie Software im Durchschnitt ein Dokumentationsproblem. Die Argumentation schließt nicht aus, daß es Leute gibt, die an einen faire Tausch glauben und tatsächlich die Dokumentation schreiben, obwohl sie nichts davon haben.

Ich würde Dir gerne ein gutes Sachbuch zur (Mikro)ökonomie empfehlen, nur leider gibt es keins. Wenn Dir Englisch nichts ausmacht, wäre Freakanomics von Steven D. Levitt eine Alternative. Dort wirst Du sehen, wie leistungsfähig die Annahme ökonomisches Verhalten zur Hypothesengenerierung ist. Es soll bald als Taschenbuch erscheinen.

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    Von Alefanz am Fr, 10. Februar 2006 um 04:07 #
    Danke für den Buch-Tipp, aber ich komme in absehbarer Zeit nicht dazu ...
    ... ich glaube dir auch sofort, dass du mit dieser Methode viele Hypothesen generieren kannst, aber das Problem ist die Überprüfung und Anwendung in der Wirklichkeit und ob du postulierst, dass sie generell gelten im Sinne eines Naturgesetzes. Ganz abgesehen vom Sinn der Übung ...

    Hier möchte ich dir einen Tipp geben. Tritt einen Schritt zurück und betrachte dich selbst im System ...
    ... oder wissenschaftlich ausgedrückt, betrete die Metaebene und dann die nächste ...
    ... was mache ich hier in diesem System, mit welchen Werkzeugen arbeite ich, warum arbeite ich mit diesen Werkzeugen (mathematische?), welche Prämissen stehen hinter diesen Werkzeugen, aus welcher Tradition wurden diese Prämissen geboren usw.

    Setze die Philosophen-Brille auf und betreibe Wissenschaftstheorie - und Wissenschaftsgeschichte:
    Wie du sagst, Adam Smith ist der Vater der "Wissenschaft" Ökonomie! Wann lebte Adam Smith, was galt damals als Wissenschaft (ausschließlich Naturwissenschaft), was zeichnet diese aus (Berechenbarkeit, Reproduzierbarkeit und 100% Gültigkeit), was sagt das über den Anspruch der Ökonomen aus, wird das offen oder impliziert vertreten (wie stehe ich dazu), sehen sich die Leute heute noch in dieser Tradition, ist das heute noch nötig und berechtigt ...

    Wissenschaft ist ja auch ganz toll und interessant, aber sie muss sich an der Realität und nicht an den Dogmen messen lassen. Wenn das zu weit auseinander driftet gibt es solche Dinge, wie bei einem Fast-Zeitgenossen von Adam Smith, nämlich Jonathan Swift. Die dritte Reise seines Gulliver im Original (!) kann ich dir zur zwanglosen Lektüre nur empfehlen (Travels into several remote nations of the world). Das ist auch kein Kinderbuch sondern bitterernste Realsatire auf die Wissenschaft seiner Zeit ...

    Wie ich dir vorhersagte, eiert deine Begründung bei freier Software: Du brauchst grundsätzlich Investitionen, wenn du freie Software schreiben willst, nämlich in der Regel einen PC mit Zubehör und einen Internetanschluss. Selbst wenn du eine Firma (mit größeren Unkosten) gründest, heißt das übrigens in der angewandten Praxis (!) nur "notwendig", dass du "ökonomisches" Verhalten an den Tag legst! "Hinreichend" wird das erst, wenn du Gewinn erwirtschaften willst (das ist keine nur theoretische Unterscheidung, und vor allem keine Folgenlose ...)
    Natürlich könntest du diese klitzekleine Unterscheidung bei der Intention der Firma gleich auf die Intention der Software an sich ausdehen ...

    Auch gehst du hier von ziemlich altmodischen Kosten-Betrachtungen bei der Programmierarbeit aus. Noch nicht bei Smith, aber später dann setzte sich auch in der Ökonomie die Einsicht durch, dass Arbeitskraft ein Produktionsmittel ist. Dies ist bei einem Individuum nur begrenzt vorhanden und vor allem kann das Potential dazu bei übermäßigem Gebrauch abnehmen. Bei materiellen Produktionsmitteln würdest du dies als "Verschleiß" bezeichnen und in die Kosten einkalkulieren. Außerdem stellt heute "Freizeit" erstens einen großer Wert dar und wird eben (wissenschaftlich belegt) heute ausdrücklich als Regeneration der Arbeitsfähigkeit d.h. des eigenen Produktions-Potentials verstanden. Also zumindest volkswirtschaftlich wenn nicht auch aus der Sicht des Individuums als Freischaffender musst du hier Kosten einrechnen, wenn du schon das ökonomische Modell auf freie Software anwenden willst ...
    ... andererseits treten diese Kosten bei jeder anderen ehrenamtlichen Betätigung (vom Blasmusik-Vereins-Mitglied bis zum "Essen auf Rädern"-Ausfahrer) auch auf. Und zu allen diesen Tätigkeiten gibt es in der Regel auch ein kommerzielles Pendant... und das Modell des fairen Tausches und der Arbeitsteilung passt hier überhaupt nicht... und der Rentner, der "Essen auf Räder" ausfährt, kann diese "Ehre" niemals in zukünftige materielle Vorteile umwandeln ...
    ... es bleibt also wieder die Frage, kann ich hier die ökonomischen Gesetze anwenden, wo ist die genaue Grenzziehung, ist es sinnvoll diese Gesetze anzuwenden, wem nützt es, wenn ich diese Übung veranstalte (auch im Sinne: wessen geistiger Handlanger bin ich?), und hat es einen tatsächlichen Bezug zur Lebens-Wirklichkeit ...

    Das Dokumentations-Argument zieht auch nicht wirklich: Software muss immer überprüft werden, d.h. ein anderer Programmierer als der Urheber geht die Programmierschritte immer nochmals durch und gerade bei freier Software wird das (in der Regel) aus mehreren Gründen noch häufiger gemacht als bei nicht-freier. Der Nutzen erfolgt aus dem Produkt und damit auch aus der Dokumentation, die du übrigens auch sehr gut aufteilen kannst ...

    Gruß Alefanz

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