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Fr, 30. Januar 2004, 10:21

Software::Desktop

Wird XFree86 zur GPL inkompatibel?

Durch eine Änderung der Lizenzbestimmungen wird die kommende Version von XFree86 inkompatibel zu der bekannten GPL und eine Verlinkung von GPL-Anwendungen auf XFree86 wird sich »problematisch« gestalten.

Kaum sind die Turbulenzen im XFree86-Lager verstummt, scheint ein weiterer Streit vom Zaun zu brechen. Wie David Dawes vom XFree86-Projekt mitteilte, ändert das XFree86-Projekt seine Lizenz auf eine neue Version 1.1. Eine Änderung der Lizenz stellt im Grunde noch keinen Streitpunkt dar, wurden doch schon in der Vergangenheit restriktive Lizenzen liberaler. Diesmal scheint die Lage allerdings problematischer zu sein, denn XFree86 wird restriktiver.

Wie der weiterhin sehr liberalen Lizenz entnommen werden kann, können alle Programme unter der »XFree86 License 1.1« ohne Veröffentlichung des Quellcodes verändert, vertrieben und beworben werden. Neu hinzugekommen ist allerdings eine Klausel, die besagt, dass jede Distribution und jedes Produkt, das XFree86 enthält, einen Vermerk entweder in der Dokumentation oder in der Applikation selbst auf XFree86 anbringen muss (»This product includes software developed by The XFree86 Project, Inc (http://www.xfree86.org/) and its contributors«). Das ist problematisch, wie die Free Software Foundation bereits in einem anderen Fall meinte.

Die Organisation hatte in der Vergangenheit die erste Fassung der BSD-Lizenz als nicht GPL-kompatibel eingestuft und massive Bedenken gegen eine Verlinkung von GPL- und BSD-Applikationen geäußert. Die berühmte »BSD advertising Klausel« mache zwar die Lizenz nicht unfrei, verursache aber praktische Probleme, einschließlich einer Inkompatibilität mit der GNU GPL, so die Foundation. In der Vergangenheit riet die Free Software Foundation dazu, gerade die XFree86-Lizenz zu benutzen, weil sie weitgehend mit der BSD-Lizenz kompatibel sei und die berüchtigte Klausel nicht enthalte. Damit dürfte wohl Schluss sein, denn eine Bestimmung der BSD-Klausel als »GPL-inkompatibel« macht automatisch auch die neue XFree86-Lizenz für GPL-Applikationen »problematisch«.

Was aus der früheren Deklaration der BSD-Lizenz folgt, könnte weitreichende Folgen sowohl für die Distributoren wie auch für andere Hersteller haben. So dürfen zwar GPL-Applikationen gegen eine GPL-inkompatible Bibliothek gelinkt werden, dies bedarf allerdings einer Anmerkung im Quellcode - eine Voraussetzung, die kaum eine Applikation erfüllen wird. Ist diese Anmerkung nicht enthalten, ist das Linken nicht erlaubt.

Sollte also entweder XFree86 ihre Lizenz oder die Free Software Foundation ihre Deklaration nicht ändern, so wird wohl die aktuelle Version von XFree86 auch das letzte von den Distributoren ausgelieferte Release sein. Denn es ist fraglich, ob Distributoren sich auf eine »problematische« Nutzung einlassen. Optionen bei einer Nicht-Änderung dürften entweder freedesktop.org, Xouvert oder ein neuer Fork sein. Nicht ganz abgeneigt wären auch die Entwickler. Wie Pro-Linux aus KDE-Entwicklerkreisen erfuhr, sind auch sie mit XFree86 nicht zufrieden und denken immer öfter über einen Umstieg auf freedesktop.org nach. (Dank an Rene.)

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