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Di, 27. September 2005, 23:55

Gesellschaft::Politik/Recht

WIPO-Information zur Lizenzierung freier Software

Für die World Intellectual Property Organisation (WIPO) in Genf hat Stephen J.
Von FFII

Davidson ein Papier im WIPO-Bereich »Kleine und mittlere Unternehmen« verfasst, in dem er Open Source für Geschäftsleute und Rechtsanwälte erklärt. Dabei beschränkt er sich weitgehend auf GNU-Lizenzsysteme. Davidson stellt die Doktrin der FSF dar und setzt sich kritisch mit ihr auseinander. Er diskutiert in sehr diplomatisch geschliffener Form die üblichen Kritikpunkte an der GPL-Lizenzierung ohne, auf die üblichen Brachialbegriffe wie »virale Software« wörtlich abzuheben.

Kritisch merkt er an, dass freie Software in der Praxis von »Standards« abweiche. So wird das Fehlen einer einheitlichen unixartigen Plattform als Indiz für die mangelnde Standardkonformität im Bereich der freien Software dargestellt. Gerade die Anpassungsflexibilität bewirke ein Abweichen von den offenen Standards, die von Industriekonsortien definiert würden. GPL-Lizenzen seien sehr restriktiv, weil sie die Nutzung des Quellcodes in proprietären Lösungen untersagen. Proprietäre Software sei in der Regel auf ihre Nutzer zugeschnitten, bei quelloffener Software sei das nicht immer der Fall. Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse habe sich der Anwender zu fragen, ob die Modifikation möglicherweise zu teuer sei. Rhetorisch fragt der Autor, ob eine proprietäre Lösung den Anwender verpflichte, sich mit Sachverhalten zu beschäftigen, die für ihn als Anwender nicht relevant seien, oder ob er Nutzer eine Produktivität erlange, die er bei Funktionslücken freier Software nur durch übersteigerte Investitionen erlangen könne.

Die GPL bereite Softwareentwicklern und Investoren die meisten schlaflosen Nächte. Grund dafür seien bestimmte Begrifflichkeiten in der GPL wie »based on«, »added to«, »combined with«, »derived from«, »modified version«. Davidson benutzt nicht den Begriff der Viralität, aber er referiert die Befürchtung aus der Softwareindustrie.

Zum Ende stellt er 14 Fragen.

Er schließt mit einer Warnung vor einer geheimen Agenda der »Open-Source-Bewegung«. Sie habe sich nicht nur die Steigerung des Nutzens von Softwareentwicklern und der Anwendergemeinschaft, sondern die Verdrängung des proprietären Softwaremodells zum Ziel gesetzt. Mit lobbyistischen Mitteln habe sie einige Regierungen und Unternehmen dazu gebracht, eine Bevorzugung freier Software anzunehmen. Alternative und etablierte Open-Source-Lizenzen diskutiert er nicht.

Bei der WIPO sind zahlreiche Nichtregierungsorganisationen vertreten, welche dem Modell der freien Software sehr aufgeschlossen gegenüber stehen. Auch zahlreiche Entwicklungsländer, z.B. die Vertreter von Brasilien, bringen das Modell der freien Software in die entwicklungspolitische Agenda bei der WIPO ein.

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