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Mo, 15. Dezember 2008, 17:58

Hardware::Netbooks

Angetestet - Acer Aspire One A150L

Netbooks boomen momentan - nach dem Datacask Jupiter konnten wir auch den Acer Aspire One A150L einer Untersuchung unterziehen.

Acer Aspire One

Acer

Acer Aspire One

Acer sprang im Sommer auf den von Asus losgetretenen Trend auf. Erfreulicherweise misst Acer Linux immer mehr Gewicht bei. Es gibt sowohl Modelle, die mit vorinstalliertem Linux (A110L, A150L) als auch solche, die mit Windows XP Home (A110X, A150X) geliefert werden.

Das getestete Gerät A150L besitzt eine ähnliche Ausstattung wie andere Rechner dieser Klasse. Der Prozessor ist ein Intel Atom N270 mit 1,6 GHz. Das RAM ist 1 GB groß, die Festplatte fasst 120 GB. Das 8,9 Zoll große helle Display mit 1024x600 Pixeln ist enttäuschenderweise spiegelnd, was den Erwerb einer Anti-Spiegel-Folie früher oder später nötig machen dürfte. Die Farbtiefe ist auf 18 Bit begrenzt, was praktisch aber kaum zu bemerken ist. Die eingebaute Webcam besitzt 0,3 MPixel. Der Atheros-WLAN-Chip beherrscht 802.11 b/g. Eine Besonderheit ist der Realtek-Netzwerkchip, der mit 1 Gbit/s schneller ist als die Ethernet-Chips, die bei einem Großteil der Konkurrenz eingebaut sind. Auch die zwei Kartenleser (einer für SD-Karten, der andere eine 5-in-1-Ausführung) sind eine Besonderheit. Grafik- (GMA 950)- und Soundchip sind von Intel. Die eingebauten Lautsprecher klingen ausgesprochen billig, ein befriedigender Sound ergibt sich erst durch Anschluss eines Kopfhörers oder externer Lautsprecher.

Die Größe des A150L beträgt 24,9 x 17,0 x 2,9 cm und das Gewicht lediglich 1 kg. Neben drei Anschlüssen für USB, VGA, LAN, Mikrofon und Kopfhörer bringt das Gerät die erwähnten zwei Kartenslots, Akku, Netzteil, eine Restore-DVD und Handbücher mit. Der Akku mit drei Zellen verfügt über 2200 mAh Kapazität, was nach wenig klingt, aber für einen Betrieb von drei bis vier Stunden genügt. Von Acer selbst sind Sechs-Zellen-Akkus mit der doppelten Kapazität erhältlich, von Drittanbietern gar solche mit der dreifachen Kapazität. Mit einem solchen Akku sollten Laufzeiten von 9 bis 12 Stunden erreichbar sein, vielleicht gar mehr, da damit zu rechnen ist, dass die Energieverwaltung von Linux noch besser wird.

Die Tastatur erweist sich mit Tasten von 1,7 cm Breite gegenüber 1,9 cm bei normalen Tastaturen als recht gut zu handhaben. Störend ist der enge Abstand zum Touchpad, der dazu führen kann, dass man versehentlich den Eingabezeiger an eine andere Stelle verschiebt. Dies dürfte jedoch eine Sache sein, an die man sich gewöhnt. In Kombination mit dem recht kleinen Display ist das Gerät ohnehin kaum für Vielschreiber gedacht.

Wenig freundlich erweist sich die Hardware für Umbauten. Um das RAM oder die Festplatte auszutauschen, muss man das Gehäuse komplett zerlegen, wie Anleitungen im Internet zeigen. Eigene Fächer für den RAM-Slot oder die Festplatte existieren nicht. Das RAM ist aufgeteilt; 512 MB sind fest aufgelötet, weitere 512 MB sitzen im einzigen DIMM-Sockel. Da angeblich RAM-Riegel mit mehr als 1 GB nicht verwendbar sind, ist lediglich eine Aufrüstung auf 1,5 GB insgesamt möglich. Das lohnt sich in aller Regel nicht und würde nur in einem weiteren 512-MB-Riegel für den Müll resultieren.

Als Betriebssystem setzt Acer auf Linpus Lite. Dieses System wirkt auf neue Anwender zunächst einmal sehr attraktiv: es startet sehr schnell, alle Geräte funktionieren, freie Anwendungen für die wichtigsten Aufgaben sind vorhanden, und auch an einige Spiele, darunter einige Demoversionen einfacher Shareware-Spiele, wurde gedacht. Man muss sich nicht einloggen, um das System benutzen zu können. Der Root-Account wird durch ein Passwort geschützt, das man beim ersten Start eingibt. Die Festplatte lässt sich über das BIOS verschlüsseln; ob dies auch noch im Nachhinein möglich ist, wurde nicht getestet. Ebenso wurde die Suspend-Funktion nicht getestet. Über ein Live-Update lässt sich das System mit Updates versorgen. Die wenigen vorhandenen Updates ließen sich problemlos installieren. Unklar bleibt indes, wie effektiv der Distributor auf Sicherheits- und andere Probleme reagiert.

Trotz dieser unbestreitbaren Vorzüge ist das System für fortgeschrittene Anwender unzureichend, weil es die Stärken von Linux nicht nutzt. Da Linpus Linux sich auf Fedora 8 stützt, ist es prinzipiell möglich, weitere Software aus dem Fedora-Repositorium zu beziehen, da die Paketverwaltung »yum« auf der Konsole zur Verfügung steht. Dies würde bald ein Update auf Fedora 9 nötig machen, denn der Support für Fedora 8 endet demnächst.

Wer sich stattdessen an eine völlige Neuinstallation wagt, wird wahrscheinlich den Weg über einen bootfähigen USB-Stick wählen. Die meisten Distributionen bieten Anleitungen dafür an, in den meisten Fällen ist dies mittlerweile sehr einfach. Während der Installation steht nur die Ethernet-Schnittstelle für Netzwerkzugriffe zur Verfügung, denn der WLAN-Chip erfordert den Madwifi-Treiber mit dem bis vor kurzem proprietären HAL, den die meisten Distributionen im Installer nicht anbieten. Beim Booten muss man darauf achten, dass dem Kernel die Option »noacpi« mitgegeben wird, da ansonsten der Netzwerkchip nicht funktioniert. Eine Verschlüsselung der gesamten Festplatte mit verschlüsseltem LVM ist zu empfehlen, wenn man sich nicht auf die BIOS-Funktion verlassen will. Die Vorbereitung der Verschlüsselung der Festplatte durch das Installationsprogramm kann allerdings über eine Stunde dauern.

Zwar unterstützen die Distributionskernel die Hardware des Aspire One fast vollständig, es sind jedoch einige Konfigurationsänderungen nötig, um der speziellen Hardware gerecht zu werden. Mehrere Distributionen halten dafür mittlerweile spezielle Anleitungen bereit, die alle notwendigen Anpassungen übersichtlich zusammenfassen. An externen Treibern wird nur Madwifi benötigt; Hardware-Sensoren werden auf dem Gerät derzeit keine erkannt.

Im Betrieb ist das Gerät sehr leise. Die Festplatte ist normalerweise nicht zu hören. Als Entschädigung für die gegenüber einer SSD höhere Empfindlichkeit und den höheren Energieverbrauch steht eine deutlich höhere Kapazität zur Verfügung. In einem sehr ruhigen Raum ist jedoch der permanent laufende CPU-Lüfter zu vernehmen. Ob dies auch mit der Original-Software der Fall war, lässt sich nun nicht mehr feststellen. Es gibt zwar einen Workaround gegen das Lüftergeräusch, der jedoch nicht empfohlen wird. Eine endgültige Lösung dieses momentan nicht so großen Problems ist in einigen Monaten mit einem speziellen Hardware-Sensor-Treiber zu erwarten.

Als Desktop sind alle Desktop-Umgebungen einschließlich GNOME und KDE verwendbar. Für beide sowie für alle üblichen Desktop-Programme steht genügend Speicher zur Verfügung. Wegen der geringen Display-Größe sollte man jedoch die Schrift so klein wie möglich einstellen.

Das Acer Aspire One ist ein Netbook mit Stärken und Schwächen. Größter Kritikpunkt ist der spiegelnde Bildschirm. Wenig zu wünschen übrig lassen aber die Akkulaufzeit und die sonstige Hardware-Ausstattung. Besonders positiv empfanden wir das Gbit-LAN und die Möglichkeit, auf einen stärkeren Akku aufzurüsten. Wer sich zu dem Kauf dieses Gerätes entschließt, wird es wohl kaum bereuen. Ein zusätzlicher Anreiz könnte sein, dass der Preis des Aspire One, wie auch einiger Konkurrenzprodukte, in den letzten Tagen gefallen ist. Die Angebote beginnen derzeit bei 300 Euro für die Linux-Version. Als Farben stehen offiziell Schwarz, Weiß, Blau und Pink zur Verfügung, wobei nicht jeder Händler jede Farbe führt.

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