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Thema: Welche Lizenz bevorzugen Sie bei Anwendungen?

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Von Nur ein Leser am Di, 12. September 2017 um 09:43 #

Der virulente Charakter der GPL. Entweder ich beuge mich dem unsäglichen Zwang, daß andere mir diktiren, unter welcher Lizenz auch mein Gesamtwerk, das fremde Teile verwendet, zu stehen hat, oder ich kann diese Teile nicht nutzen. Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, daß das alles halb so wild sei, da man als anständiger Mensch ja ohnehin den Code später freigeben wolle. Ich mag aber nun weder Kettenbriefe noch das Schneeballsystem noch Metastasen. Das sind einfach zerstörerische Mechanismen. Und wenn man dann noch das Etikett „Freiheit“ draufpackt, wird es richtig pervers.
Nochmal: Es geht nicht nur um die Freiheit der Entwickler, zu tun und zu lassen, was sie wollen.
Es geht auch um die Freiheit der Anwender, die durch das "virulente" Copyleft erhalten bleibt. Ich bringe Dir auch gleich ein Beispiel.

Und Du zeigst Deine Freiheit als Entwickler ja selbst auf: Du kannst Dich entscheiden, GPL-Code nicht zu verwenden.

Denn es muß immernoch jemand bereit sein, die verbesserte Version zu nutzen (die es ohne den freien Code ggf. überhaupt nicht gäbe!) und dafür zu zahlen. Außerdem: Auch die GPL hilft dagegen nur im Ansatz: Für ein technisches Publikum etwa, das mit dem Quellcode überhaupt etwas anfangen kann. Der durchschnittliche Endanwender hat genau garnichts davon, wenn z.B. Android-Quellen offen sind und er sich ein Mobilsystem ohne Google-Store & Co. zusammenbauen kann. Ein gewisser Gewinn entsteht vielleicht dann, wenn andere das tun und wieder öffentlich zur Verfügung stellen.
Und jetzt kommt ein ganz lebenspraktisches Beispiel, was Copyleft für uns alle vollbringt:

Ich habe vor ein paar Jahren einen Router von Dlink gekauft. Dessen Firmware basiert, wie so viele, auf Linux. Dlink steht somit auf den Schultern von Riesen und hat gute Funktionen anbieten können, mit minimalstem Entwicklungsaufwand. Dlink hat auch brav den Quellcode angeboten/veröffentlicht.
Ich hätte, um den Router zu benutzen, nicht auf die unverbesserte Version der Software zurückgreifen können, denn ein Vanilla-Linux läuft nun mal nicht direkt auf dem Router. Dafür muss man die Hacks kennen, die im abgeleiteten Werk - in diesem Fall der Dlink-Firmware - enthalten sind.

Wie das jetzt so bei den Embedded-Firmen ist - nachdem das Gerät verkauft ist, erlischt das Interesse an der Pflege der Software quasi sofort. Es wurden noch 3 minimale Updates nachgeschoben, aber schon 2,5 oder 3 Jahre nach Marktstart wurde der Router "abgekündigt". Sprich, er erhält null Support, selbst wenn gravierende Sicherheitslücken enthalten sind (was ja leider nicht unwahrscheinlich ist).
Dlink hätte jetzt gerne, das ich ein neues Gerät kaufe, und in 3 Jahren dann wieder das nächste. Würden Sie eine BSD-Lizenz verwenden und hätten ihre modifizierte Firmware nicht veröffentlichen müssen, könnte ich auch nichts dagegen tun - außer komplett auf deren Geräte verzichten (Wobei dann noch die Frage nach den Alternativen bleibt, denn die anderen Hersteller machen es ja genauso. Es gibt quasi keine echten Alternativen.).

Weil die Quellen aber veröffentlicht werden mussten (Copyleft sei Dank), gab es fleißige Entwickler, die eine Version von openWRT/LEDE für diesen Router bereitstellen konnten.
Nochmals: Ohne die Kenntniss der Besonderheiten des abgeleiteten Werks (der Firmware) wäre das unmöglich gewesen.

Das Copyleft hat mich als (relativ unbedarften) Anwender beschützt und mir die Freiheit gegeben, eine modifizierte Firmware auf dem Gerät einzuspielen und die (durchaus gute und leistungsfähige) Hardware weiter zu benutzen.
Ohne Copyleft hätte ich hier nur noch Elektroschrott stehen gehabt.

Und noch ein Hinweis an der Stelle: Das grandiose openWRT/LEDE ist nur aufgrund des "virulenten" Charakters der GPL möglich. Weil ein Hersteller damals tolle Router gebaut hat, mit super Firmware, die er sich zu großen Teilen aus GPL-Komponenten zusammengebaut hat. Ohne dann sein eigenes Werk zu veröffentlichen - dazu wurde er dann gerichtlich verdonnert.

Also, Du wirst Deine Meinung sicher nicht ändern (ich meine auch nicht ;) ), aber ich begrüße Copyleft. Es schützt die schwachen Marktteilnehmer.
BSD geht von Marktteilnehmern auf Augenhöhe aus (von Entwickler zu Entwickler), aber das ist in der Realität nun mal die Ausnahme.

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