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So, 22. Juli 2007, 15:18

Software::Entwicklung

GCC stellt auf GPLv3 um

Mit der Freigabe von Version 4.2.1 der GNU Compiler Collection (GCC) haben die Entwickler angekündigt, alle zukünftigen Versionen der Applikation unter den Bedingungen der GNU General Public License (GNU GPL) Version 3 freizugeben.

GCC 4.2.1 bringt gegenüber der letzten stabilen Version keine Neuerungen, sondern beschränkt sich auf die Korrektur von Fehlern. Die wohl wichtigste Änderung steckt allerdings in der Ankündigung. Laut Aussage von Mark Mitchell soll GCC 4.2.1 die letzte Version sein, die unter der Bedingungen der »alten« GPLv2 freigegeben wird. Künftig wollen die Entwickler auf die neue GPLv3 setzen, die größere Restriktionen mit sich bringt und deshalb nicht kompatibel mit der GPLv2 ist.

Nach Samba wäre GCC das zweite große Projekt, das eine Umstellung der Lizenz in der kommenden Version vornehmen wird. Darüber hinaus entschlossen sich bereits über 200 kleinere Projekte, die neue Lizenz zu nutzen. Unter anderem werden laut der GPLv3 Watch List auch encrypt, Alsaplayer und GNU Tar ihre Lizenzierung bei der kommenden Version umstellen.

Vor allem für die späten Unterzeichner eines Abkommens mit Microsoft, wie Linspire, könnte die Umstellung des GCC auf die GPLv3 drastische Folgen haben. Linspire war der dritte Linux-Distributor, der eine Vereinbarung mit Microsoft einging. Ziel der Kooperation war unter anderem eine gegenseitige Freistellung von Patentansprüchen. Nun stellt das Abkommen für den Distributor eine massive Existenzbedrohung dar, denn »diskriminierende Patentabkommen«, wie sie die GPLv3 nennt, sind in der kommenden Version der Lizenzvereinbarung verboten.

In der inoffiziellen deutschen Übersetzung steht zu »diskriminierenden Patentabkommen«: »Sie dürfen ein betroffenes Werk nicht übertragen, wenn Sie Partner in einem Vertrag mit einer Drittpartei sind, die auf dem Gebiet der Verbreitung von Software geschäftlich tätig ist, gemäß dem Sie dieser Drittpartei Zahlungen leisten, die auf dem Maß Ihrer Aktivität des Übertragens des Werks basieren, und gemäß dem die Drittpartei eine diskriminierende Patentlizenz all denjenigen gewährt, die das Werk von Ihnen erhielten«. Ausgenommen von dieser Regelung sind nur Abkommen, die vor dem 28. März 2007 geschlossen wurden.

Damit wären zwar Novell und wohl auch Xandros aus dem Schneider. Linspire aber hat ein massives Problem. Das Abkommen wurde Mitte Juni angekündigt, und der Hersteller kommt dadurch nicht in den Genuss der Ausnahme. Als Konsequenz, so die momentane Sachlage, ist es Linspire nun nicht mehr erlaubt, GPLv3-lizenzierte Software zu vertreiben. Was noch bei Samba unter Umständen verkraftbar wäre, ist bei GCC eine essentielle Bedrohung.

Durch die Umstellung des GCC auf die neue Version der GPL werden ähnliche Patentabkommen wie in der Vergangenheit schwer durchführbar sein. Im Gegensatz zu speziellen Programmen stellt der GCC die Basis jeder Distribution dar und kann nur schwerlich umgangen werden. War es vielleicht bis dato für machen Distributor denkbar, ohne Samba auszukommen, so wird er sich spätestens nach der neuerlichen Ankündigung eine »diskriminierende Kooperation« gründlich überlegen.

Dass Linspire diese Bedrohung durchaus ernst nimmt, hat der Distributor bereits vor der Bekanntgabe der Kooperation demonstriert. Vorsorglich warnte Linspire bereits Anfang Juni vor den Auswirkungen der GPLv3.

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