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Di, 7. August 2007, 17:05

Gemeinschaft::Personen

Matthew Dillon im Interview

Der Gründer von Dragonfly BSD, Matthew Dillon, äußerte sich in einem Interview mit KernelTrap über die bevorstehende Version 1.10, BSD- und GPL-Lizenzen und einiges mehr.

Dillon startete DragonFly BSD im Jahr 2003 als Fork von FreeBSD 4.8, weil er eine kontinuierliche Weiterentwicklung von FreeBSD 4 anstrebte, der Rest der FreeBSD-Entwickler jedoch an dem großen und letztlich langwierigen Sprung auf FreeBSD 5 arbeitete. Die Entwicklung von Dragonfly BSD unterscheidet sich letztlich nicht so sehr von der von FreeBSD. Auch hier gibt es eine Gruppe von Entwicklern, die Änderungsrechte im CVS-System des Projektes haben. Treiber werden gelegentlich von FreeBSD (insbesondere der neue ata-Treiber, der unter Dragonfly BSD NATA genannt wird), mehr noch aber von NetBSD und OpenBSD übernommen. Zudem gibt es inzwischen auch eigenständige Treiberentwicklung in Dragonfly BSD.

Das Projekt will zwei Veröffentlichungen im Jahr herausgeben, bei denen Stabilität Vorrang vor Geschwindigkeit und Features hat. Performance-Vergleiche zu den anderen BSD-Systemen kennt Dillon nicht, sie sind ihm zufolge auch noch wenig sinnvoll. Insbesondere auf Systemen mit mehreren Prozessoren kann Dragonfly BSD kaum mithalten, da immer noch große Teile des Kernels durch eine einzelne Sperre die Parallelausführung verhindern. Diese Einschränkung soll später einmal wegfallen.

Nach Version 1.8 Ende Januar steht nun Version 1.10 kurz bevor. Sie wäre bereits erschienen, wenn nicht in letzter Minute einige Fehler bekannt geworden wären, die schwerwiegender als erwartet waren. Die in Version 1.8 eingeführte virtuelle Kernel-Unterstützung soll nun viel besser sein, der NATA-Treiber ist Standard anstelle des alten ata-Treibers, die Wireless-LAN-Unterstützung wurde stark verbessert und die Festplatten-Verwaltung kennt nun das im EFI-Standard definierte Partitionierungs-Schema GPT und kann Partitionen mit 64 Bit definieren.

Für Dragonfly BSD 2.0 sind viele weitere Verbesserungen geplant, wobei bessere SMP-Unterstützung nicht die höchste Priorität hat. Für Dillon hat sein hochverfügbares Cluster-Dateisystem höchste Priorität. Damit will er sein Ziel erreichen, einen hochverfügbaren Cluster zu betreiben, in dem Prozesse und Ressourcen automatisch migrieren, beispielsweise zur Lastverteilung oder zur Wartung der Hardware eines Rechners. Zugleich soll das Dateisystem die Herausforderungen der heutigen riesigen Festplatten lösen. Es soll sich über mehrere Festplatten erstrecken können, über Snapshots verfügen, die der Archivierung und dem Backup dienen, sowie effiziente Replizierung ermöglichen.

Dragonfly BSD läuft derzeit nur auf 32-Bit x86-Prozessoren. Die Portierung auf x86_64 ist ein weiteres Ziel für Version 2.0. Darüber hinaus soll laut Dillon die Portierung auf weitere Architekturen durch die virtuelle Kernel-Unterstützung nun relativ einfach sein.

Naturgemäß ist Dillon ein starker Verfechter der BSD-Lizenz. Dies war jedoch nicht immer so. Im Jahr 1994 war er noch in die Linux-Kernelentwicklung involviert und hat dort auch bedeutende Beiträge geleistet. Zu dieser Zeit war er nicht begeistert von BSD und ärgerte sich über Programme, die zu sehr auf BSD zugeschnitten und nicht leicht auf Linux zu portieren waren. Heute ist es eher umgekehrt. Die BSD-Lizenz hält er für »unglaublich wichtig«. Die GPL-Sichtweise, die Freiheit der Anwender durch gewisse Einschränkungen schützen zu müssen, hält er für zu fanatisch. Für ihn sei es wichtiger, dass offene Spezifikationen und Algorithmen weithin akzeptiert werden. Dies ermögliche Autoren, ihren Code beliebig weiter zu nutzen, auch kommerziell.

Die BSD-Lizenz sei gewissermaßen ein Eingeständnis, dass sich mit der Entwicklung freier Software kein Geld verdienen lässt, und dass ein Entwickler folglich kein Interesse daran hat. Die BSD-Lizenz sei auch eine Anerkennung der Tatsache, dass die Grenze zwischen Integrieren und Stehlen von Code in der Open-Source-Welt unscharf ist. Wenn ein großes Unternehmen wie Apple den FreeBSD-Code nimmt und unter einer proprietären Lizenz veröffentlicht, dann ist das für Dillon sogar ein Gewinn. Denn trotz einiger proprietärer Erweiterungen beruht der Großteil des übernommenen Codes auf freien Protokollen und Standards, was insgesamt zu mehr Offenheit führt. Einzelne Ausnahmen wie die laut Dillon dummen Erweiterungen des Kerberos-Protokolls von Microsoft seien für die jeweiligen Firmen nicht unbedingt von Vorteil.

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