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Fr, 21. Dezember 2007, 08:43

Software::Netzwerk

Samba erhält Microsoft-Spezifikationen

Das Samba-Projekt erhält über die neu gegründete Protocol Freedom Information Foundation die Spezifikationen der Schnittstellen von Windows, zu deren Offenlegung Microsoft nach dem EU-Kartellurteil verpflichtet war.

Im September hatte der Europäische Gerichtshof den Einspruch von Microsoft gegen die Verurteilung im Kartellverfahren größtenteils zurückgewiesen. Teil der auferlegten Strafe für den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung ist, dass Microsoft einige Schnittstellen von Windows offenlegen muss, um anderen Anbietern die Gelegenheit zu geben, mehr Interoperabilität mit anderen Systemen zu erzielen. Wenige Tage später forderte SerNet im Namen von Samba offene Protokoll-Spezifikationen von Microsoft. Die daraufhin von Microsoft angebotenen Spezifikationen waren jedoch nur gegen eine Zahlung von 10.000 Euro zu bekommen. Ferner will Microsoft für angebliche Patente 0,4 Prozent des Erlöses von kommerziellen Produkten kassieren. Dieses Angebot wurde von Vertretern der Open-Source-Gemeinschaft harsch kritisiert, da es für freie Softwareprojekte unannehmbar sei.

Nichtsdestotrotz hat sich das Samba-Team entschlossen, die Spezifikationen zu beschaffen. Über die Protocol Freedom Information Foundation (PFIF) wurde um die Interoperabilitäts-Informationen gebeten und die 10.000 Euro wurden bezahlt, um Samba vollständigen Zugang zu diesen wichtigen Spezifikationen zu verschaffen. Die Protocol Freedom Information Foundation ist eine in den letzten Tagen vom Software Freedom Law Center gegründete nicht gewinnorientierte Organisation.

Die Free Software Foundation Europe (FSFE) begrüßt diesen Schritt als Sieg für die Interoperabilität. Carlo Piana, Anwalt der FSFE, räumt jedoch ein, dass damit nicht alle Probleme beseitigt würden, die die FSFE mit Microsoft hat. Es verbessere nur teilweise eine unfaire und illegale Situation. Laut Piana hat die FSFE eine Liste von Patenten erhalten, von denen Microsoft behauptet, dass sie sich auf die Spezifikationen beziehen. Somit dürften Unsicherheiten bezüglich Patenten in Zukunft ausgeschlossen sein. Die FSFE kritisiert weiterhin das bestehende Patentsystem, das Softwarepatente nicht eindeutig ausschließt, und fordert Reformen.

Das Samba-Projekt zeigt sich erfreut über die Möglichkeit, nun interoperable Software schreiben zu können. Durch die Informationen über betroffene Patente werden rechtliche Risiken minimert. Microsoft ist offenbar verpflichtet, sowohl die Spezifikationen als auch die Liste der betroffenen Patente aktuell zu halten. Jeremy Allison, Mitgründer des Projektes, sagte, das Team hoffe, zurück zu einem produktiven Verhältnis mit Microsoft zu kommen, wie es in den frühen 1990ern bestanden habe.

Die Microsoft-Spezifikationen werden dem Samba-Team von der PFIF übergeben, sind jedoch mit einer Vertraulichkeitsvereinbarung (NDA) verbunden. Der auf dieser Grundlage geschriebene Code darf jedoch unter freien Lizenzen veröffentlicht werden. Die Entwickler wollen dafür Sorge tragen, dass Code, der ein Patent von Microsoft berührt, ersetzt wird. Dies stelle einen begrenzten Aufwand dar. Microsoft hat sich laut der Meldung verpflichtet, seine Patentansprüche auf die mitgeteilten Patente zu beschränken.

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