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Mi, 9. April 2008, 17:38

Software::Büro

Deutsches Außenministerium lehnt OOXML ab

Das deutsche Außenministerium akzeptiert OOXML bis auf Weiteres nicht, wie die »Open Source News« der IDABC melden.

Das von Microsoft geschaffene Dokumentenformat OOXML war Anfang April in einem stark kritisierten Verfahren zum ISO-Standard erklärt worden. Das europäische Programm IDABC (Interoperable Delivery of European eGovernment Services to public Administrations, Business and Citizens) berichtet nun, dass das deutsche Außenministerium keine OOXML-Dokumente annehmen oder erstellen wird, bis Software auf allen Plattformen zur Verfügung steht, die mit dem Format umgehen kann.

Das Projekt beruft sich auf Rolf Theodor Schuster, den Leiter der Abteilung Informationstechnologie im Außenministerium. Seinen Worten zufolge verlangt die Behörde, dass eine freie, quelloffene, auf allen Plattformen verfügbare und ohne Restriktionen nutzbare Implementation des Standards vorliegen muss, bevor seine Verwendung in Betracht gezogen werden kann. Angesichts des Umfangs der Spezifikationen von 6000 Seiten und der rechtlichen Unsicherheiten, die Microsoft gegenüber unabhängigen Implementierungen bestehen lässt, könnte die Forderung einer völligen Ablehnung gleichkommen.

Schuster fordert weiter, dass die Implementierung des Standards vollständig sein muss - weder eine Unter- noch eine Übermenge sei akzeptabel. Selbst Microsoft kann derzeit kein Produkt anbieten, das dem Standard genügt, da MS Office 2007 eine vom Standard abweichende Implementierung hat. Auch wenn es eine OOXML-Implementierung für Linux gäbe, sei sie erst dann akzeptabel, wenn sie unabhängig von der Distribution ist - eine Implementation, die nur für SUSE Linux angeboten werde, sei nicht ausreichend.

Falls trotz dieser Mängel OOXML sich zum De-Facto-Format für Dokumente entwickelt, dann könnte das Außenministerium, das zur Zeit alle 11.000 Arbeitsplätze auf Linux migriert, laut Schuster gezwungen sein, zu MS Windows zurückzukehren. Dies stelle jedoch eine Verletzung der Wahlfreiheit der Behörde dar und wäre zudem ein schwerer Schlag gegen den Wettbewerb in der Informationstechnik.

Die von vielen Seiten aufgezeigten Unregelmäßigkeiten bei der Annahme des OOXML-Standards durch die ISO haben der Meldung zufolge nun dazu geführt, dass die Europäische Kommission eine Untersuchung der Vorgänge begonnen hat. Sie will von allen nationalen Standard-Komitees Auskunft über die Vorgänge erhalten. Da die Untersuchungen laufen, will sich die Kommission zur Zeit nicht zu dem Verfahren äußern.

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