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Di, 10. Juni 2008, 18:25

Software::Büro

OOXML auf Eis

Die Internationale Organisation für Normung (ISO) hat die Beschwerden gegen die Standardisierung des Microsoft-Dateiformates Office Open XML (OOXML) anerkannt und die Anerkennung des Dokumentenformats vorerst eingefroren.

Nachdem der Strom der Einsprüche gegen das Format des Redmonder Unternehmens nicht abbrechen wollte, kündigte die Internationale Organisation für Normung die Suspendierung des Formats bis zur endgültigen Klärung an. Insgesamt hat sie Einsprüche von vier Mitgliedern des zuständigen Komitees ISO/IEC/JTC1 erhalten. Namentlich äußerten die Vertreter von Brasilien, Indien, Südafrika und Venezuela ihre Bedenken zu dem erst Anfang April dieses Jahres zum Standard erkorenen OOXML.

Den Richtlinien der ISO entsprechend darf nun der neue OOXML-Standard nun so lange nicht veröffentlicht werden, bis alle Beschwerden in einem Prüfverfahren bearbeitet und Lösungen gefunden wurden. Nach diesen Richtlinien müssen die Generalsekretäre der IEC und der ISO zunächst versuchen, mit den Einreichern der Einsprüche eine Lösung zu finden. Ist eine solche nach einem Monat nicht erreicht, dann wird das Verfahren an Komitees übergeben, und zwar an das Technical Management Board bei der ISO und das Standards Management Board der IEC. Die ISO/IEC muss jedenfalls alle P-Mitglieder über die Einsprüche informieren. Wenn die Komitees zu einer Entscheidung kommen und diese von den Generalsekretären der IEC und der ISO bekanntgegeben wird, können die Einreicher der Einsprüche der Lösung zustimmen oder dagegen wiederum Einspruch erheben.

Die vier Vertreter bemängeln unter anderem, dass bei der Standardisierung von OOXML gegen die Statuten der ISO/IEC verstoßen wurde und die Tatsache, dass der Standard nicht durch Konsens zustande kam. Laut Angaben der Standardisierungsorganisation von Brasilien (ABNT), seien die die Ergebnisse der Einspruchberatung, die die Einwände gegen den OOXML-Standardentwurf abarbeiten sollte, nicht befriedigend. Konkrete technische Einwände hätten nicht im Einzelnen beraten werden können.

Darüber hinaus sei das eigentliche Abstimmverfahren nicht regelkonform gewesen. Sorgen macht unter anderem den Südafrikanern, dass »große internationale Organisationen« auf viele nationale Standardisierungsorganisationen Einfluss genommen haben. So sei laut einem Mitglied des Normierungsgremiums in Indien mittlerweile nicht mehr klar, welche Norm aus dem Schnellverfahren nun hervorgegangen sei. In einem offenen Brief bemängelt er, dass die Annahme eines unausgegorenen Standards keine Vorteile mit sich bringe, sondern höchstens bedeute, dass über lange Zeit nur Implementierungen von Microsoft selbst zu erwarten seien. Von einem offenen Prozess könne daher keine Rede sein.

Nach Monaten des Ringens und der Proteste erhob die ISO Anfang April das von Microsoft entwickelte Dokumentenformat OOXML im Schnellverfahren zum Standard. 75% der nationalen Standardisierungs-Organisationen, die P-Mitglieder der ISO sind, befürworteten den Standard. Zwei Drittel wären nötig gewesen. 14% aller Mitglieder stimmten dagegen; für eine Ablehnung wären 25% Nein-Stimmen erforderlich gewesen. Bereits kurz nach der Verabschiedung des Standards erklangen allerdings Stimmen über Unregelmäßigkeiten der Abstimmung. Die von vielen Seiten aufgezeigten Probleme bei der Annahme des OOXML-Standards durch die ISO haben unter anderem dazu geführt, dass die Europäische Kommission eine Untersuchung der Vorgänge begonnen hat.

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