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Do, 31. Juli 2008, 12:31

Gesellschaft::Politik/Recht

MPL bei Google Code nicht erwünscht

Der Suchmaschinenbetreiber Google lässt mit sofortiger Wirkung keine Projekte mehr auf seiner Code-Plattform zu, die unter die Bedingungen der Mozilla Public License (MPL) gestellt wurden.

Über Googles selbstgewähltes Firmenmotto Don't be evil (Tu nichts Böses) können die Entwickler von Clipperz nur lachen. Als das Projekt vor knapp 3 Monaten die Server des Dienstes code.google.com verlassen musste, änderte sich ihre Meinung über den Suchmaschinen-Giganten schlagartig. Grund für das plötzliche Ausscheiden waren nicht Streitigkeiten über zu hohe Last oder anderweitige Probleme, sondern die freie GNU Affero General Public License Version 3, kurz AGPLv3.

Wie Vertreter des Unternehmens bekannt gaben, sind Projekte unter der AGPL auf dem Hosting-Service für Open-Source-Projekte nicht erwünscht. Projekte, die sich trotz allem für die AGPL entschieden haben, wurden explizit aufgefordert, alle Daten zu entfernen und sich ein neues Heim zu suchen.

Faktisch schwoll der Streit zwischen Google und Entwicklern, die die angepasste Variante von GPLv3 für ihre Projekte nutzen wollten, bereits seit der Freigabe von AGPL an. Bereits kurz darauf erklärten Vertreter des Unternehmens, die AGPL nicht akzeptieren zu wollen. Als Grund nannte Google einen selbstgestellten »Kampf« gegen die zunehmend ausufernde Vielfalt an Lizenzen und die daraus resultierende Verwirrung.

Die Affero GPL Version 3 lehnt sich zu großen Teilen an die GNU GPLv3 an, wurde jedoch um einen zusätzlichen Paragrafen erweitert. Dieser soll Web-Dienste schützen, indem sie Webseitenbetreiber verpflichtet, ihre Modifikationen an Programmen ebenfalls der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Mit der reinen GPL fordert der Betrieb eines Servers mit GPL-Software keine Weitergabe der Software. Infolgedessen können die Betreiber beliebige Änderungen an der Software vornehmen und diese für sich behalten, anstatt die freie Softwaregemeinschaft an den Änderungen teilhaben zu lassen.

Nachdem Google alle Projekte mit AGPL verbannt hatte, geht es nun auch der MPL an den Kragen. Im Zuge der Einführung von zwei zusätzlichen CC-Lizenzen zu Dokumentationszwecken entfernte der Betreiber die Möglichkeit, neue Projekte unter die MPL zu stellen. Laut Medienberichten werden allerdings keine Projekte aufgefordert, die Plattform zu verlassen, sollten ihre Arbeiten weiterhin unter der MPL stehen.

Im Gegensatz zu der AGPL, die nie eine zugelassene Lizenz war, durfte in der Vergangenheit die MPL-Lizenz verwendet werden. Wie auch bei der AGPL gibt es allerdings keinen plausiblen Grund für die Verweigerung des Lizenztextes. Das plötzliche Ausscheiden der Lizenz kann ebenfalls nicht durch die früher kursierenden Gerüchte gerechtfertigt werden, wonach die Lizenz für das Geschäftsmodell von Google eine Gefahr darstellen könnte. Durch ihren harmlosen Text stellt die MPL einen Kompromiss zwischen der GPL und der BSD-Lizenz dar, so dass das Ausscheiden der MPL aus lizenztechnischen Gründen kaum vorstellbar ist. Einzig die frühere Aussage des Kampfes gegen zuviele Lizenzen steht im Raum und ergibt Sinn.

Mögen die Ziele des vermeintlichen Kampfes noch so gut gemeint sein, hinterlässt die Vorgehensweise einen faden Beigeschmack. Oberflächlich betrachtet würde es bedeuten, dass Google seine Marktmacht verstärkt dazu nutzen will, nicht gewünschte Entwicklungen zu boykottieren. Für die Entscheidung über die Richtigkeit dient dabei nicht die allgemeine Meinung, sondern eine unternehmerische Sichtweise. So soll bei Google Code über die Aufnahme einer Lizenz einzig das Kriterium der Verwendung gelten. Nur wenn eine Lizenz in Tausenden von Projekten eingesetzt wird, wird sie auch von Google akzeptiert, ließ das Unternehmen verlauten. Ob allerdings die Apache-Lizenz, die von Google empfohlene Lizenz, diese Kriterien selbst erfüllt, ist fraglich. Laut einer Auflistung von Freshmeat und der Pro-Linux-Applikationsdatenbank wird sie nur geringfügig öfter eingesetzt als die MPL.

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