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Mi, 22. Oktober 2008, 14:50

Unternehmen

Linux Foundation berechnet den Wert von Linux

Die Linux Foundation hat am Beispiel von Fedora 9 berechnet, was heute die Entwicklung einer Linux-Distribution von Grund auf kosten würde.

Amanda McPherson, Brian Proffitt und Ron Hale-Evans analysierten in ihrem Artikel die in Fedora 9 enthaltenen Softwarepakete und berechneten mit einer Variante des COnstructive COst MOdels (COCOMO), was deren Entwicklung in heutigen Preisen in einer kommerziellen Softwareentwicklung kosten würde, wenn man bei Null anfangen müsste.

Die Autoren wählten Fedora 9, weil diese Distribution ein Nachfolger von Red Hat 7.1 ist und diese Distribution von David A. Wheeler 2002 auf ähnliche Art untersucht wurde. Um nicht durch eine willkürliche Paketauswahl das Ergebnis zu beeinflussen, wurden alle 5547 Quellcodepakete von Fedora 9 ausgewertet.

Die Auswertung geschah mit dem Programm Sloccount von Wheeler, das die Zahl der Quellcode-Zeilen ohne Leerzeilen und Kommentare recht genau erfasst. Für das COCOMO-Modell ist die Zahl der Zeilen alleine ausreichend, um die Entwicklungszeit zu berechnen. Für Fedora 9 wurden 204 Millionen Codezeilen ermittelt, für deren Entwicklung 60.000 Personenjahre erforderlich sind. Natürlich würden 60.000 Entwickler in einem Jahr nicht in der Lage sein, diese Arbeit zu leisten, da der Prozess mit zunehmender Entwicklerzahl immer ineffizienter wird, selbst bei dem hohen Modularisierungsgrad von freier Software. Das Programm ermittelte daher eine theoretische Entwicklungszeit von 25 Jahren.

Die Autoren setzten dann ein Jahresgehalt von 75.000 US-Dollar pro Entwickler an, was dem aktuellen Durchschnitt in den USA entspricht. Neben den Gehaltskosten fallen auch Neben- und Infrastrukturkosten an, die einer Multiplikation mit 2,4 entsprechen. Dies führt zu einem Gesamtwert von Fedora 9 von 10,8 Mrd. US-Dollar, davon alleine 1,4 Mrd. US-Dollar für den Kernel (6,77 Mio. Codezeilen).

Den Autoren ist klar, dass die Berechnung viele Ungenauigkeiten enthält. So sind die Gehaltskosten in anderen Teilen der Welt wesentlich geringer. Das Modell wurde ursprünglich für proprietäre Software entwickelt und beruht auf der Studie von früheren Projekten. Die Autoren glauben, dass es für freie Software wenig geeignet ist und deren Aufwand eher unterschätzt. Denn bei freier Software wird viel Code im Lauf der Zeit geändert, während COCOMO lediglich von Hinzufügungen ausgeht. Das Modell kann auch nicht die Anstrengungen messen, die in die Verkleinerung des Codes einfließen, denn kleinerer Code ist nach dem Modell stets schneller und billiger zu erstellen.

Im Vergleich zu früheren Messungen ist Linux enorm gewachsen: Von 30 Millionen Codezeilen auf fast das Siebenfache in sechs Jahren. Aus 8.000 Personenjahren wurden 60.000. Das Wachstum ist zum Teil dem gestiegenen Lieferumfang von Fedora 9 gegenüber Red Hat 7.1 zuzuschreiben.

Auch wenn die Summe von 10,8 Mrd. US-Dollar eine enorme Zahl darstellt, liegt für die Linux Foundation der wahre Wert von Linux woanders. Linux-Anwender erhalten auf einer Distributions-DVD nicht nur den Gegenwert von Milliarden von Dollar kostenlos, sondern kürzere Entwicklungszeiten und eine unbegrenzte Flexibilität.

Umgekehrt wurden die enormen Kosten, die die Entwicklung von Linux und der anderen freien Software in den Distributionen verursacht hat, durch eine große Gemeinschaft getragen und somit auf viele Schultern verteilt. Eine vollständige Neuentwicklung in proprietärer Weise, wie sie Microsoft mit Windows geleistet hat, wäre heute nicht mehr möglich, glauben die Autoren.

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