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Mi, 10. Juni 2009, 09:00

Software::Kernel

Linux-Kernel 2.6.30 freigegeben

Linus Torvalds hat Version 2.6.30 des Linux-Kernels freigegeben, die weitere neue Dateisysteme, schnelleren Systemstart und zahlreiche Optimierungen enthält.

Linus Torvalds, Vater des Linux-Kernels

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Linus Torvalds, Vater des Linux-Kernels

Nur zwei Monate dauerte es dieses Mal, die neue Kernel-Version fertigzustellen. Dabei wurden in diese Version nicht weniger Änderungen integriert als in die vorangegangene. Allerdings ist ein Drittel dieser Änderungen auf neue experimentelle Treiber zurückzuführen, die aus dem »staging«-Kernelbaum übernommen wurden. Diese Treiber, liebevoll als »Crap« bezeichnet, sind nicht zur allgemeinen Nutzung empfohlen, sollen aber durch die frühe Aufnahme in den Kernel mehr Code-Review, Tests und Korrekturen erfahren.

Von den sonstigen Änderungen sind nochmals ein Drittel neue oder aktualisierte Treiber. Neue Dateisysteme beginnen allmählich zu einer Tradition zu werden, und so bringt Linux 2.6.30 zum einen das Dateisystem nilfs2 mit, das eine Log-Struktur aufweist und Snapshots unterstützt. exofs hingegen ist ein Dateisystem, das auf einen externen Objektspeicher, eine neue Art von SCSI-Geräten, aufsetzt, nicht auf ein traditionelles Blockgerät. exofs wurde von einer älteren Version von ext2 abgeleitet. Ferner wurde eine Infrastruktur für einen Dateisystem-Cache geschaffen, die es ermöglicht, Dateien von Netzwerk-Dateisystemen lokal zwischenzuspeichern und dadurch die Geschwindigkeit zu erhöhen. NFS und AFS können von dieser bereits Gebrauch machen.

Ein weiteres neues Dateisystem ist POHMELFS (Parallel Optimized Host Message Exchange Layered File System). Es ist ein verteiltes Hochleistungs-Dateisystem, das wesentlich schneller als NFS sein soll. Es ist jedoch noch nicht fertig und befindet sich daher im »staging«-Bereich des Kernels. Dort findet man auch DST (Distributed Storage), das die Kombination von Blockgeräten auf verschiedenen Rechnern in Striping- und Mirror-Konfigurationen ermöglicht.

Updates gab es auch bei btrfs, das weniger Platz auf dem Stack benötigen soll, reiserfs und anderen. Im Dateisystem ext3 wurde die Standard-Mount-Option für die Daten-Schreibreihenfolge auf »data=writeback« gesetzt und eine Konfigurations-Option für das Beibehalten der bisherigen Verhältnisse hinzugefügt. »data=writeback« bringt die höchste Geschwindigkeit, kann aber bei einem Ausfall dazu führen, dass Daten noch nicht geschrieben wurden. Das Zeitfenster beträgt bei ext3 jedoch nur fünf Sekunden. Gleichzeitig wurden die lange bemängelte Geschwindigkeit des fsync-Aufrufs verbessert sowie weitere Optimierungen implementiert, die aus einer langwierigen Diskussion resultierten, die nach der Freigabe von Linux 2.6.29 nochmals intensiviert wurde. Die damit in Zusammenhang stehenden Datensicherheits-Probleme bei ext4, bei dem bei ähnlichem Verhalten das Zeitfenster 120 Sekunden lang ist, wurden reduziert. Ein Aufruf von »rename« oder »close« setzt die verzögerte Allozierung von Blöcken unter bestimmten Bedingungen außer Kraft.

Eine weitere Änderung ist, dass die Mount-Option »relatime« nun die Standard-Option ist. Sie verhindert, dass die Zugriffszeiten auf eine Datei bei jedem Zugriff aktualisiert werden. Ohne diese Option hat jeder Lesezugriff auch einen Schreibzugriff durch die Aktualisierung des Inodes zur Folge. Doch es gibt so gut wie keine Anwendung, die diese Information benötigt, so dass diese lediglich eine Verschwendung von Ressourcen und Energie darstellt. Mit »relatime« wird die Information nur noch aktualisiert, wenn ohnehin Schreibzugriffe stattfinden, aber mindestens einmal am Tag.

Die Architektur des Suspend- und Resume-Subsystems wurde umgebaut und ist laut Torvalds nun abgeschlossen. Das Starten des Kernels soll nun dank asynchroner Funktionsaufrufe, einer von Intel beigesteuerten Änderung, schneller gehen. der Kernel kann nun mit LZMA komprimiert werden, was die komprimierte Datei etwa 10% kleiner macht. Die CPU-Architektur Microblaze kam als weitere Kernel-Portierung hinzu.

Unter den vielen weiteren Änderungen befindet sich eine Integritätsverwaltung, die TPM-Hardware nutzt und mit der unter anderem die Integrität von Dateien sichergestellt werden kann. Das Sicherheitsmodul TOMOYO Linux, das ähnlich wie AppArmor arbeitet, wurde aufgenommen. Die Zusammenführung des 32- und 64-Bit-Codes der x86-Architektur ging weiter. Reliable Datagram Sockets (RDS) werden nun unterstützt. Zahlreiche Treiber kamen hinzu und viele Aufräumarbeiten wurden vorgenommen.

Eine Liste aller Änderungen enthält das sehr ausführliche Changelog. Die Seite Kernelnewbies.org hat eine übersichtliche Zusammenfassung der Änderungen veröffentlicht. Die aktuelle Version von Linux kann von kernel.org und zahlreichen Spiegelservern in Form von Patches oder tar-Paketen heruntergeladen werden.

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