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Do, 30. Juli 2009, 17:29

Software::Distributionen

Streit bei CentOS

In einem offenen Brief an den Gründer und Projektleiter von CentOS bemängeln wichtige Entwickler die ihrer Meinung nach fehlende Kommunikation und den nicht hinnehmbaren Status der Entwicklung.

Seit über fünf Jahren erstellen die Entwickler des freien Red Hat Enterprise-Nachbaus CentOS eine Linux-Distribution für Unternehmen. Das von Lance Davis initiierte Projekt ist weitgehend kompatibel zu Red Hat Enterprise Linux. Im Gegensatz zu RHEL, das gemäß den Bestimmungen der GPL von Red Hat als Quellcode-Pakete angeboten wird, steht CentOS allen Anwendern auch in binärer Version kostenlos zur Verfügung. CentOS erstellt dazu aus den Quellen eine eigene Distribution, erweitert diese um Neuerungen und pflegt das Produkt über etliche Jahre.

Seit geraumer Zeit rumort es allerdings in der Entwicklergemeinschaft von CentOS. Vor einem Monat erreichte der Unmut der Entwickler einen vorläufigen Höhepunkt, als mit Dag Wieërs einer der wichtigsten Aktivisten in der Gemeinschaft das Projekt verließ. Wieërs betreibt bereits seit geraumer Zeit ein eigenes Repositorium für RHEL- und CentOS-Pakete und beliefert die Anwender mit Paketen, die nicht in den Originaldistributionen zu finden sind.

Bei seinem Rückzug aus der aktiven Entwicklung von CentOS deutete Wieërs bereits erhebliche Probleme an. So wünschte er den verbliebenen Entwicklern unter anderem viel Glück bei der Lösung der ausstehenden Themen wie der Projektführung und Kommunikation. In seinem Blog wurde Wieërs konkreter und bemängelte darüber hinaus die fehlende Transparenz bei CentOS.

Nun haben sich auch einige bekannte Entwickler des Projekts in einem offenen Brief an den Projektgründer gewandt. In dem auf der Webseite des Projektes, in der Mailingsliste und diversen Blogs veröffentlichtem Schreiben bemängeln die Entwickler die von Wieërs zuvor angesprochene Probleme. Demnach sei das Projekt im Moment führungslos. Davis besetze weiterhin die Schlüsselpositionen im Projekt, obgleich seine Mitwirkung im letzten Jahr massiv nachgelassen hat. Diverse Mitglieder versuchen deshalb bereits seit Wochen, mit ihm in Kontakt zu treten, ohne dass sie dabei allerdings erfolgreich waren. Laut Ralph Angenendt hat sich Davis bereits 2008 aus dem Projekt weitgehend zurückgezogen.

Beunruhigt auch über die Tatsache, dass es für viele Bereiche keinen Stellvertreter gibt, sprechen die Entwickler von »nicht akzeptablen« Zuständen im Projekt. Darüber hinaus verlangen sie auch Auskunft über die finanzielle Situation des Projektes. Davis kontrolliere auch die Konten von Paypal und die Einnahmen aus dem Google AdSense-Schaltungen, über die das Projekt die Infrastruktur und die Entwicklung finanziere. Eine Auskunft über die finanzielle Lage, wie sie die Entwickler bereits zuvor gefordert hatten, erfolgte allerdings immer noch nicht.

Das Schreiben bemängelt größtenteils die Furcht von Davis, wie es die Entwickler nennen, Aufgaben zu teilen oder Verantwortung abzugeben. Dies führe zu einem zunehmenden Exodus der Mitarbeiter und auf lange Sicht gesehen zum Tod des Projektes.

Doch so weit wollen es die Entwickler nicht kommen lassen. Sie fordern deshalb Davis auf, endlich zu handeln um die das Projekt unter der centos.org-Domain am Leben zu halten. Vorerst haben sie allerdings alle Spendenkonten sowie alle Google AdSense-Werbebanner von CentOS bis zur Klärung der Sachlage verbannt. Sollte sich die Lage allerdings nicht bessern, so wollen sie CentOS in Eigenregie entwickeln, was faktisch auf einen Fork hinausläuft.

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