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Di, 26. Januar 2010, 08:34

Gesellschaft::Politik/Recht

HTML5 Video und H.264

Christopher Blizzard von Mozilla analysiert die Verwendung des Formats H.264 bei YouTube und zeigt sich überzeugt, dass die meisten Video-Angebote künftig auf ein freies Format umschwenken werden.

Vor Kurzem kündigten die Video-Portale Vimeo und YouTube an, das Video-Tag der kommenden HTML5-Spezifikation zu nutzen. Diese Ankündigung wurde prinzipiell als ein Schritt, Video zu einem gleichwertigen Inhalt im Web zu machen, begrüßt. Firefox unterstützt dieses Tag bereits. Benutzer, die sich mit Firefox die entsprechenden Testseiten der Portale ansahen, sahen trotzdem nichts - und gaben Firefox die Schuld dafür. Schuld ist jedoch tatsächlich die Verwendung des patentierten Codecs H.264, den Firefox nicht mitliefern kann.

Christopher Blizzard von Mozilla schreibt nun über die Netzwerk-Effekte, die die Wahl eines Video-Codecs haben kann, und was man aus der Geschichte des WWW lernen kann. Der Stand der Video-Technik im Web ist derzeit Flash, was von den meisten Benutzern das Herunterladen eines zusätzlichen Plugins erfordert, das zudem häufige Browser-Abstürze zur Folge hat. Mit HTML5 und dem Video-Tag wird alles besser, zumindest wenn die Videos in freien Formaten angeboten werden. Das ist zur Zeit nicht der Fall, was Blizzard für gefährlich hält.

Diverse Patente auf H.264 laufen noch bis 2017. Noch verlangen die Patentinhaber nur moderate, für manche Anwendungen sogar gar keine Lizenzgebühren. Dies wird aber jedes Jahr neu festgelegt. Laut Blizzard braucht man sich nur den GIF-Fall anzusehen, um zu sehen, was passieren wird. Sollte H.264 weite Verbreitung finden, werden die Patentinhaber die Gebühren massiv erhöhen, um dann von den Benutzern, die das Format weiter unterstützen müssen, richtig abzukassieren.

Das WWW konnte sich laut Blizzard nur deshalb so rasant entwickeln, weil niemand dafür Gebühren zahlen musste. Jeder konnte einfach einsteigen. Um so größer war die Bestürzung, als 1999 Unisys begann, Gebühren für das patentierte GIF-Format zu verlangen und sich viele Webseiten-Besitzer unerwartet mit Forderungen von 5.000 oder 7.500 US-Dollar konfrontiert sahen. Auch Software-Hersteller, die das GIF-Format benutzten, mussten zahlen.

Die GIF-Patente sind inzwischen abgelaufen. Ein anderes Beispiel, bei dem Patent-Lizenzgebühren erst erhoben wurden, nachdem das Format weite Verbreitung gefunden hatte, ist MP3. Da die Kosten für die Gebühren nur indirekt an die Benutzer weitergegeben werden, sind viele kaum zu überzeugen, dass Ogg Vorbis das bessere Format ist, auch bei der Qualität.

Für Blizzard ist der Fall, dass H.264 weite Verbreitung findet, allerdings vorerst nur eine Theorie, mit der er mögliche Folgen aufzeigen kann. Google als Besitzer von YouTube hat sich laut Blizzard vorerst für H.264 entschieden, weil es verfügbar ist. Es gebe jedoch Anzeichen, dass es nicht dabei bleibt. So übernimmt Google gerade den Videospezialisten On2, der eine bessere Technologie als H.264 entwickelt hat. Es sei wahrscheinlich, dass sich Google für die bessere und außerdem lizenzfreie Technologie entscheide. Außerdem gibt es noch Ogg Theora, das nach Untersuchungen von Mozilla in der Praxis genauso gut, wenn nicht besser als H.264 ist. Die Menge der mit Ogg Theora kodierten Videos im Web wächst ständig. Zudem ist dieses Format ideal für Streaming geeignet.

In der W3C-Arbeitsgruppe, die sich mit der Standardisierung von HTML5 befasst, konnte bisher kein Konsens über die Videoformate erzielt werden. Gemäß den Richtlinien des W3C können nur lizenzfreie Spezifikationen akzeptiert werden. Damit wäre H.264 außen vor. Verschiedene Firmen in dem Gremium, darunter Nokia, bezeichneten aber freie Formate, die kein DRM unterstützen, als nicht akzeptabel.

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