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Di, 6. April 2010, 19:30

Gesellschaft::Politik/Recht

IBM bedroht Open-Source-Unternehmen mit Patenten

Der Mainframe-Emulator Hercules ist ins Visier von IBM geraten, nachdem die Hercules-Entwickler mit IBM über eine Lizenzierung der Mainframe-Betriebssysteme verhandeln wollten.

Hercules ist ein freier Mainframe-Emulator, der auf üblichen 32- oder 64-Bit-PCs läuft und in der Geschwindigkeit ältere Mainframes übertreffen kann. Mainframes sind heute noch das Arbeitspferd für unzählige Geschäftsanwendungen, deren Wert 5.000 Milliarden US-Dollar übersteigen dürfte. Aber sie sind nicht billig, insbesondere wenn veraltete Mainframes durch eine Neuanschaffung ersetzt werden müssen.

Die Mainframe-Software kann in vielen Fällen nicht mit vernünftigem Aufwand auf andere Systeme portiert werden, aber für eine wachsende Zahl von Unternehmen wäre ein Einsatz unter dem Emulator Hercules völlig ausreichend. Um dies zu ermöglichen, gründete der Initiator des 1999 begonnenen Emulators, der Franzose Roger Bowler, 2009 das Unternehmen TurboHercules. Allerdings konnten die Benutzer die IBM-Software bisher allenfalls privat nutzen, da die Lizenzbedingungen es nicht erlauben, sie auf etwas anderem als den IBM-Mainframes einzusetzen.

Laut Roger Bowler hat IBM ein Monopol für Hardware, auf der die Mainframe-Software läuft, seit die Mitbewerber Amdahl und Hitachi aus dem Geschäft ausgestiegen sind. Dieses Monopol will TurboHercules beseitigen, daher fragte die Firma im letzten Jahr bei IBM nach einer Lizenzierung von z/OS und anderen Produkten für Benutzer von Hercules. In seiner Antwort lehnte IBM das Ansinnen ab und beschuldigte TurboHercules des Diebstahls »geistigen Eigentums«, das zum Patent angemeldet sei. Auf Nachfrage erhielt TurboHercules eine Liste von 106 bestehenden und 67 beantragten Patenten. Darunter sind nach Angaben von Florian Müller auch zwei Patente, die IBM vor fünf Jahren zusammen mit rund 1000 weiteren freigegeben hatte, allerdings mit einigen Einschränkungen. IBM hatte versprochen, diese Patente nicht gegen freie Projekte einzusetzen, sich aber sonst alle Rechte vorbehalten.

Noch unklar ist zur Zeit, ob die Drohung von IBM sich nur gegen das Unternehmen TurboHercules richtet oder ob sie auch Auswirkungen auf das freie Projekt haben könnte. TurboHercules geht nun jedenfalls gegen die Drohung vor und hat eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht.

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