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Mi, 8. Dezember 2010, 07:53

Gesellschaft::Politik/Recht

FSFE kritisiert Softwarekauf der Europäischen Kommission

Die Europäische Kommission will in den nächsten sechs Jahren für proprietäre Software 189 Mio. Euro ausgeben. Dies wird von der Free Software Foundation Europe kritisiert.

Die Free Software Foundation Europe (FSFE) berichtet, dass die Europäische Kommission nach einer Ausschreibung einen Auftrag in Höhe von 189 Mio. Euro vergeben hat. Von diesem Geld soll in den nächsten sechs Jahren überwiegend proprietäre Software und Dienstleistungen angeschafft werden. Damit verstößt die Kommission nach Meinung der FSFE nicht nur gegen zuvor festgelegte Prinzipien, sondern geht auch ineffizient mit Steuergeldern um.

Karsten Gerloff, der Präsident der FSFE, kritisiert, dass die Kommission sich damit in noch tiefere Abhängigkeit zu proprietärer Software begibt, anstatt die Vorteile von freier Software und der damit verbundenen Unabhängigkeit zu nutzen.

Wie die FSFE weiter ausführt, steht der Vertrag in direktem Widerspruch zu den früheren Absichtserklärungen der Kommission. So besagt die Digitale Agenda vom Mai 2010, dass eingekaufte IT-Produkte offen und interoperabel sein müssen. Außerdem existiert eine Richtlinie (PDF), nach der Ausschreibungen hersteller- und produktneutral sein müssen und nur die funktionalen Anforderungen beschreiben sollten. Stattdessen wurde in der Ausschreibung eine lange Liste von spezifischen Produkten vorgegeben. Außerdem wurde in den Deklarationen von Malmö und Grenada 2009 und 2010 der EU die Kommission dazu aufgefordert, offene Standards und interoperable Systeme systematisch zu fördern.

Die Ausschreibung wurde vom Directorate General for Informatics (DIGIT) durchgeführt, der gleichen Abteilung, die auch die zweite Auflage des European Interoperability Framework (EIF) vorbereitet, die von Befürwortern offener Standards und der FSFE bereits heftig kritisiert worden war. Denn während die erste Fassung des EIF aus dem Jahr 2004 eine klare Definition von offenen Standards enthält, die weitgehend derjenigen entspricht, die von der freien Softwarewelt propagiert wird, versucht die zweite Fassung, den Begriff der Offenheit bis zur völligen Unwirksamkeit zu verwässern. Diese Änderung stammt weitgehend aus der Feder der Business Software Alliance (BSA), einer Lobbygruppe, die sich für proprietäre Software und proprietäre Standards einsetzt.

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