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Mi, 16. Februar 2011, 14:30

Unternehmen

MeeGo: Reaktionen auf den Fall Nokia

Nach Nokias Entscheidung, zukünftig Microsoft Windows Phone 7 statt MeeGo und Symbian auf Smartphones einzusetzen, erschien die weitere Zukunft des MeeGo-Projektes zunächst wenig rosig: Die Netbook-Oberfläche wird angeblich schon länger nicht mehr weiterentwickelt, Nokia wird das MeeGo-Vorzeige-Produkt N9 nicht mehr auf den Markt bringen, und auch die bisherige Fokussierung auf Qt als Basis für Smartphone-Anwendungen fällt. Statt dessen sollen für Windows Phone 7 ausschließlich Microsoft-Technologien zum Einsatz kommen. Nun bekräftigt ein Intel-Manager das weitere Engagement bei MeeGo.

Meego 1.1

Meego

Meego 1.1

In einem Blog-Post auf meego.com erklärt Imad Sousou, Direktor des Open Source Technology Center bei Intel, dass der Konzern weiterhin hinter dem Projekt stehen und die Entwicklung vorantreiben wird. MeeGo war erst vor fast genau einem Jahr aus Intels Moblin und Nokias Maemo hervorgegangen, wobei sich Nokia auf Smartphones (wie etwa das N900) und Tablets, Intel auf Netbooks und Unterhaltungselektronik mit Atom-Prozessoren konzentrierte. Auf Basis des verschmolzenen Basissystems wurden verschiedene, »User Experience« genannte grafische Oberflächen für die unterschiedlichen Geräteklassen entwickelt. In den folgenden Monaten überschlugen sich die Ereignisse bei Nokia allerdings immer wieder: Der Konzern geriet durch innovative Konkurrenten wie Apple und Google (Android) immer weiter unter Druck, weder Symbian noch MeeGo konnten sich als ernst zu nehmende Alternativen etablieren. Mittlerweile ist Nokias Führungsriege mit einigen Ex-Microsoft-Managern besetzt, und Medienberichten zufolge soll Microsoft den Wechsel zu Windows Phone 7 mit einer hohen Summe Nokia quasi »vergoldet« haben. Der Konzern aus Redmond leidet unter ähnlichen Problemen wie Nokia, die Verkaufszahlen des mobilen Betriebssystems liegen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nach der Allianz sollen nun bereits in diesem Jahr erste Geräte mit Microsoft-Betriebssystem auf den Markt kommen.

OpenSUSE Smeegol

OpenSUSE

OpenSUSE Smeegol

Intel wurde von den Ereignissen augenscheinlich ebenso überrascht, beruft sich aber nun auf die mehr als einhundert weiteren MeeGo-Partner. Dass MeeGo ohne Nokias Unterstützung kein großer Erfolg als Smartphone-Plattform beschieden sein wird, gilt unter Marktbeobachtern als nahezu gesichert. Der finnische Konzern will dieses Jahr zwar angeblich noch ein anderes Modell mit MeeGo ausliefern, allerdings wird die Konzernstruktur derzeit stark umgebaut, und »Restrukturierungen« im Personalwesen werden vor den Open-Source-Abteilungen wohl kaum halt machen. MeeGo ist allerdings auch für andere Systeme wie Set-Top-Boxen, Fernseher, Tablets, Netbooks oder Unterhaltungselektronik in Fahrzeugen interessant, Bereiche, auf die Intel mit seinen speziell entwickelten Atom-Prozessoren schon länger abzielt.

MeeGo auf Nexus One

Martin Brook

MeeGo auf Nexus One

Im Mono-Lager wird der Wechsel auf Windows Phone 7 dagegen äußerst positiv aufgefasst: Wie Projektleiter Miguel de Icaza in seinem Blog ausführt, sehe er kein Problem, sondern nur »mehr Möglichkeiten« für C#-Entwickler: Durch die Abkehr von MeeGo und Symbian vereinfache Nokia den Markt, es gebe mit Apple iOS, Android und Windows Phone 7 nur noch drei große Plattformen, und .NET sei die einzige Plattform, mit der man für alle drei Systeme entwickeln könne. Das Gespann aus der Programmiersprache C# und einer ECMA-CLI-Laufzeitumgebung ermögliche es den Entwicklern, ihre Anwendungen nur einmal zu schreiben und ohne große Anpassungen überall einzusetzen, erlaube aber gleichzeitig den Zugriff auf plattformspezifische Besonderheiten. C# werde zum De-Facto-Standard für mobile Anwendungen. Cross-Plattform-Toolkits, die dieselben Versprechungen machten, bezeichnet er als »Schlangenöl« und abstoßend. Namen werden dabei allerdings nicht genannt, aber die Kritik zielt offensichtlich auf Toolkits wie Qt.

Allerdings nimmt es auch de Icaza nicht ganz genau mit der Wahrheit: Nur Windows Phone 7 unterstützt .NET tatsächlich offiziell, für Android und iOS existieren lediglich Laufzeitumgebungen von Drittherstellern, die dediziert installiert werden müssen. Auch bezieht sich seine Darstellung lediglich auf Smartphones der Mittel- und Oberklasse, die nur einen kleinen Teil des Marktes ausmachen, und schließt etwa Blackberry als Hersteller völlig aus. Über alle Hersteller und Plattformen hinweg dürfte weiterhin Java die mit Abstand am weitesten verbreitete und unterstützte Plattform sein.

Ein »Plan B« genannter, von einer Gruppe junger Nokia-Investoren vorgeschlagener Rettungsplan, wurde inzwischen mangels Erfolg wieder zurückgezogen: Der Plan sah vor, die Allianz mit Microsoft zu überarbeiten, Stephen Elop (Ex-Microsoft-Mitarbeiter und seit September 2010 neuer Nokia-Geschäftsführer) abzusetzen, MeeGo Vorrang vor allen anderen Plattformen einzuräumen, die Lebenszeit von Symbian zu verlängern und aggressiv neue, junge Talente anzuheuern. Obwohl viele Privatinvestoren dem Plan positiv gegenüberstanden, signalisierten die meisten institutionellen Anleger Ablehnung, hauptsächlich wegen der schlecht kalkulierbaren finanziellen Risiken. Die Gruppe hat den Vorschlag daher mittlerweile wieder zurückgezogen, und rät verärgerten Anlegern zum Verkauf Ihrer Anteile - unter anderem auch weil man festgestellt habe, dass die meisten kritischen Mitarbeiter das Unternehmen wohl schon verlassen hätten, bis der Plan aufgehe.

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Kommentare (Insgesamt: 116 || Alle anzeigen )
Re[3]: Szenario (ckpinguin, Di, 8. März 2011)
Was hat Mlguel bloss für ein Problem? (ckpinguin, Di, 8. März 2011)
Re: Mono und Hinterherhinken... (Frank Frank, Sa, 19. Februar 2011)
Netbook ade => schade... (tbol.inq, Fr, 18. Februar 2011)
Re[11]: Mono über alles?.. (M wie Meikel, Do, 17. Februar 2011)
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