Gesellschaft::Politik/Recht
München fordert EU-weite offene Standards
Münchens Oberbürgermeister Ude hat in einem offenen Brief an EU-Kommissarin Kroes offene EU-weite IT-Standards gefordert.
Kai Mörk
Der Oberbürgermeister der Stadt München, Dr. Christian Ude
Nicht nur für München, wo die Umstellung der meisten Rechner der Verwaltung auf Linux läuft, sondern auch für viele andere Benutzer dürfte die Vielfalt der Dokumentenformate von Office-Paketen ein Problem darstellen, das sie die Kommunikation zwischen Behörden erschwert. Befürworter von offenen Standards und freier Software geben außerdem zu bedenken, dass die langfristige Lesbarkeit von Unterlagen gefährdet ist, wenn die proprietäre Software, die sie lesen kann, aus welchen Gründen auch immer nicht mehr lauffähig ist. Bei offenen Formaten besteht diese Gefahr nicht.
Deshalb hat Oberbürgermeister Christian Ude die EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, Neelie Kroes, aufgefordert, sich für entsprechende EU-weite Regelungen einzusetzen. Er verfasste sein Schreiben auch im Namen vieler Städte und regionaler Behörden Deutschlands in seiner Eigenschaft als Präsident des Deutschen Städtetages.
Insbesondere liegt Ude daran, dass die EU-Kommissarin für die Digitale Agenda sich für eine verpflichtende Nutzung von offenen Standards in öffentlichen Einrichtungen in der Europäischen Union einsetzt. Eine europaweite Verpflichtung zum Gebrauch dieser Standards würde die Zusammenarbeit von Behörden in Europa erheblich vereinfachen und damit zur Arbeitserleichterung sowie zu Kosteneinsparungen beitragen. Hingegen seien die Aufforderungen einzelner EU-Behörden zur ausschließlichen Nutzung von Microsoft-Office-Versionen hinderlich für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Behörden.
Desweiteren fordert der OB den Einsatz von freier Software. Dies ermögliche, eine innovative und sichere IT-Infrastruktur zu installieren, um nachhaltig Zugriff auf viele IT-Anwendungen zu haben. Als erste konkrete Maßnahmen fordert er zunächst zweierlei. Zum einen sollten alle Dokumentvorlagen sowohl in MS-Office-Formaten als auch in Open-Document-Formaten angeboten werden. Zum anderen sollen alle Präsentationsnotebooks EU-Organisationen alternativ zu MS-Office auch mit OpenOffice beziehungsweise LibreOffice ausgestattet werden.
Ude weist darauf hin, dass München im Jahr 2013 die gesamte IT-Infrastruktur auf freie Software umgestellt haben wird, und weitere Städte und Kommunen diesen Weg einschlagen. Er bietet der EU Unterstützung an und lädt die Kommissarin ein, sich in München persönlich zu informieren.