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Mo, 2. Januar 2012, 08:46

Gesellschaft::Politik/Recht

Extremadura stoppt LinEx

Die neue Regierung der spanischen Provinz Extremadura will die Migration von Windows auf Linux verstärken. Die eingesetzte Linux-Distribution soll aber nicht mehr auf den Namen LinEx hören.

Die Linux-Migration der Extremadura war eine Erfolgsgeschichte: Mehr als 70.000 Rechner mit Linux, nach anderen Berichten über 120.000, kommen in Schulen und Ausbildung zum Einsatz, mehr als 15.000 im Gesundheitswesen und einige, aber wahrscheinlich nur 1% von 40.000 Rechnern, in der Verwaltung.

Die landwirtschaftlich geprägte Provinz hatte besonders unter den Wirtschaftskrisen der letzten Jahre zu leiden. Hohe Arbeitslosigkeit und noch höhere Jugendarbeitslosigkeit waren die Folge. Jetzt ist eine neue Regierung unter der Partei PP an der Macht, die noch mehr Geld sparen will. Eine erste Maßnahme scheint nach Angaben verschiedener Quellen zu sein, dass das Entwicklungszentrum Cesje, das für die Entwicklung von LinEx verantwortlich war, der spanischen Zentralregierung unterstellt wird. Die Verträge der LinEx-Entwickler endeten offenbar zum Ende des Jahres 2011.

LinEx war ursprünglich eine von Debian abgeleitete Distribution, seit 2006 allerdings weitgehend mit Debian identisch, so dass der Aufwand für die Wartung der Distribution minimal war. José Luis Redrejo Rodríguez, einer der Hauptentwickler von LinEx, lieferte einige Hintergrundinformationen. Demnach sei LinEx keine eigene Distribution mehr, sondern eher ein Markenname. Es werden verschiedene Versionen von Debian eingesetzt, je nach Zielgruppe mit verschiedenen Anpassungen. Eine kleine Gruppe von vier bis fünf, lange Zeit sogar nur zwei Entwicklern kümmert sich um die Bereitstellung, und zu keinem Zeitpunkt war das Team größer als zehn Personen. Diese Gruppe wurde nun aufgelöst.

Laut José Luis Redrejo Rodríguez will die neue Regierung die vorangegangene schlecht aussehen lassen und daher den Namen LinEx abschaffen, da dieser Name eng mit dem Erfolg von freier Software in der Extremadura und der früheren Regierungspartei verknüpft sei. Sie werde sicher keine Rechner zu Windows migrieren, da dies technisch unmöglich und viel zu teuer sei. Im Gegenteil lassen Zeitungsmeldungen darauf schließen, dass die Migration von Windows weg vorangetrieben wird. Dabei könnte aber eine andere freie Distribution zum Einsatz kommen. Möglicherweise bleibt es bei Debian, nur ohne den Namen LinEx. Auch Ubuntu, Opensuse oder Fedora scheinen in Betracht zu kommen. Zudem wird erwogen, einige Office-Anwendungen zu Cloud-Anbietern zu verlegen.

José Luis Redrejo Rodríguez sieht die Aktionen der neuen Regierung nicht optimistisch, denn die mit viel Getöse angekündigten Änderungen seien durch die Ambitionen einiger Politiker statt durch die technischen oder wirtschaftlichen Notwendigkeiten motiviert. Er erwartet noch einige schlimme Überraschungen, wenn die bisherigen Ankündigungen konkretisiert oder revidiert werden.

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