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Di, 10. Juli 2012, 09:03

Gesellschaft::Politik/Recht

GPL-Nachfolger ohne GNU?

Richard Fontana, bei Red Hat angestellter Jurist, hat eine eigene Version der GPLv3 gestartet. Die als experimentell bezeichnete Lizenz enthält gegenüber der GPLv3 Vereinfachungen und Klarstellungen und könnte eines Tages als Ersatz für die GPL dienen.

Richard Fontana war zusammen mit FSF-Gründer und Präsident Richard Stallman und Eben Moglen, Juraprofessor und Vorsitzender des Software Freedom Law Center, der hauptsächliche Autor der GPLv3. Damit dürfte er qualifiziert sein, eine neue Lizenz zu verfassen.

Simon Phipps, Vorstandsmitglied der Open Source Initiative (OSI), war einer der ersten, die auf die neue Initiative aufmerksam machten. Fontana, der das Projekt ausdrücklich als privat und nicht mit Red Hat verbunden bezeichnete, startete es unter dem Namen GPL.next auf GitHub. Diese Plattform, die auf dem von Linus Torvalds erfundenen Versionsverwaltungssystem Git beruht, ermöglicht es, gemeinsam an Software, aber auch Texten zu arbeiten, Fehler zu melden, Patches beizutragen und zu diskutieren. Nach Bedenken gegen die Namenswahl benannte Fontana das Projekt nach wenigen Tagen in Copyleft.next um.

Bradley Kuhn von der FSF dagegen kritisierte, dass GitHub keine freie Plattform sei, und kündigte einen Boykott der Aktivitäten an. Fontana beschloss daher nach kurzer Diskussion einen Umzug auf Gitorious, um sich die Mitarbeit von Kuhn zu sichern. Gitorious gilt als freie Plattform, die jedoch eine weniger benutzerfreundliche Oberfläche als GitHub besitzt und keinen eingebauten Bugtracker anbietet. Diese Nachteile waren für das Projekt aber verschmerzbar.

Inzwischen hat Fontana auch eine genauere Beschreibung von Copyleft.next gegeben. Demnach stellt es eine Modifikation der GPLv3 dar, aber keine Abspaltung. Ziel sei eine verbesserte Lizenz, die weiterhin ein starkes Copyleft verkörpert. Solange die Lizenz in Entwicklung ist, soll niemand sie für ein Projekt verwenden. Die Lizenz will kompatibel zu allen Versionen der GNU GPL werden und bleiben, im Gegensatz zur GPLv3, die nicht mit der GPLv2 kompatibel ist. Copyleft.next wird weder von der FSF noch von Red Hat offiziell unterstützt. Richard Stallman wird allerdings mit dem Satz zitiert: »Eine Erkundung von Ideen für eine geänderte Copyleft-Lizenz kann nicht schaden.«

Die von Fontana vorgenommenen Änderungen, teils durch direktes Feedback motiviert, sind bereits zahlreich. Sie begannen mit dem Entfernen der Präambel sowie des Anhangs »Wie die Lizenz angewandt werden kann«. Durch diese Maßnahmen wurde der Text bereits deutlich kleiner und übersichtlicher. Viele weitere Änderungen betreffen laut Simon Phipps Formulierungen, die redundant sind und anscheinend durch Kompromisse in den Text gelangt sind. Andere Änderungen reagieren auf Bedenken, die von Unternehmen bereits im Vorfeld der Veröffentlichung der GPLv3 geäußert wurden. Auch nach den bisherigen Änderungen ist der Text von Copyleft.next immer noch 409 Zeilen lang. Ein Ende der Arbeiten ist bisher nicht abzusehen.

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