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Fr, 16. November 2012, 13:05

Gesellschaft::Politik/Recht

Offene Briefe an die Stadt Freiburg

Die Document Foundation und die Open Source Business Alliance haben offene Briefe versandt, um zur aktuellen Debatte bezüglich der künftigen IT-Strategie der Stadt Freiburg Stellung zu nehmen.

Mirko Lindner

Freiburg sollte sich künftig besser Unfreiburg nennen, wenn nächste Woche in der 10. Sitzung des Gemeinderates am 20. November die Beschlussvorlage des Bürgermeisteramtes angenommen wird. Diese sieht vor, den Beschluss von 2007 aufzuheben, der unter anderem das Verwenden des Open Document Format (ODF) als Standardformat festlegte. Doch vermeintliche Probleme mit OpenOffice.org und ein zunächst geheimgehaltenes externes Gutachten brachten das Bürgermeisteramt dazu, die frühere Entscheidung kippen zu wollen. Die mittlerweile verwendete freie Office-Suite OpenOffice.org soll durch MS Office ersetzt werden, was wohl ein Mehrfaches der freien Lösung kosten würde. Dabei arbeitet das Amt mit allen zu Gebote stehenden Methoden, die demokratische Meinungsbildung zu erschweren: Das Gutachten wurde zunächst als Geheimnis deklariert, und die anstehende Abstimmung wurde mit einer Frist von nur einer Woche angesetzt.

Die Document Foundation, unter deren Leitung LibreOffice entwickelt wird, hat nun einen offenen Brief an die Stadt Freiburg versandt und darin klar Stellung bezogen. Der Brief ist als PDF-Datei verfügbar, aber auch im Blog einsehbar. Die Organisation hält mehrere Thesen des Gutachtens bereits im Ansatz für falsch, es wurde nicht einmal ein Experte für freie Software zu Rate gezogen. Falsch sei die Behauptung, dass die Gründung von LibreOffice zu einer Schwächung der Entwicklergemeinschaft geführt habe. Falsch sei, dass der Support für freie Software nur eingeschränkt gewährleistet sei. Der Aufwand für die Migration und Schulung auf aktuellere Microsoft-Produkte wurde vernachlässigt. Am Ende des Briefes schreibt die Document Foundation:

»Viele Aufgabenstellungen sind aus unserer Praxiserfahrung durchaus lösbar. Zu bedenken ist, dass eine Rückmigration hin zu proprietärer Software die Bindung an und Abhängigkeit von einer einzelnen Lösung einer einzigen Firma zementiert und Investitionen für Lizenzkosten erforderlich macht, anstatt in ein existierendes Ökosystem einheimischer Firmen zu investieren, welche bei der Migration kompetente Hilfestellung leisten können.

Zudem bedeutet eine Rückmigration mitnichten, dass die Aufgaben kleiner werden – im Gegenteil, eine solche Entscheidung macht einen zusätzlichen enormen personellen, finanziellen und zeitlichen Aufwand erforderlich, der im Interesse aller Beteiligten, insbesondere auch im Interesse der Steuerzahler, vermieden werden sollte.«

Noch etwas ausführlicher analysiert der offene Brief der Open Source Business Alliance (OSBA) die Beschlussvorlage, wobei der Grundtenor der Aussagen ähnlich ist. Auch die OSBA hält etliche Aussagen des Gutachtens für falsch und sie rät dem Gemeinderat, den Beschluss abzulehnen. Der Brief ist auch als PDF-Datei verfügbar.

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