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Fr, 5. Juli 2013, 14:48

Software::Business

Berkeley DB wechselt Lizenz

Die freie relationale Datenbank Berkeley DB ist zur Lizenz AGPLv3 gewechselt. Freie Software-Entwickler diskutieren nun darüber, inwiefern sich das auswirkt.

Berkeley DB ist ein Toolkit, das Applikationen eine Datenbank zur Verfügung stellt. Diese kann auch als Client/Server realisiert werden. Es handelt sich um eine relationale Datenbank, jedoch ohne Abfragesprache wie SQL. Sie bietet B+-Bäume, Queues, erweitertes lineares Hashing, Zugriffsmethoden auf Datensätze fester und variabler Länge, Transaktionen, Locking, Logging, Caching in Shared Memory, Recovery der Datenbank und Replikation für hochverfügbare Systeme.

Oracle hatte Sleepycat, den Hersteller von Berkeley DB, schon im Jahr 2006 geschluckt, was MySQL schon damals veranlasste, die Datenbank ohne Berkeley DB auszuliefern. Eine Änderung an der Lizenzpolitik gab es damals aber nicht.

Doch mit der neuen Version 6.0, im Oracle-Jargon als Version 12gR1 bzw. 12.1.6.0 bezeichnet, vollzogen die Entwickler im Juni eine Lizenzänderung zur AGPLv3. Der Schritt scheint auf den ersten Blick kein besonders großer zu sein, denn Berkeley DB stand zuvor unter einer GPL-ähnlichen Copyleft-Lizenz. Der Wechsel zur AGPLv3, der stärksten Copyleft-Lizenz, wird daher von den Befürwortern von Copyleft-Lizenzen durchaus nicht negativ gesehen. Insbesondere liegt die Änderung ganz auf der Linie der FSF, die starke Copyleft-Lizenzen bevorzugt, da sie langfristig zu einer Vergrößerung der Codebasis unter Copyleft führen.

Der wesentliche Unterschied zwischen der AGPLv3 und der GPLv3 ist, dass Software, die unter AGPLv3 lizenzierte Komponenten verwendet, nicht nur unter dieser Lizenz (oder der GPLv3) weitergegeben werden muss, sofern sie weitergegeben wird, sondern Copyright und Lizenz auch in allen »interaktiven« Oberflächen - textuell, grafisch oder in Webanwendungen - anzeigen muss. Einige Entwickler wie Ondřej Surý halten die Lizenz daher für nicht sehr freundlich gegenüber Downstream-Projekten. Er stellt die Frage, wie das Debian-Projekt damit umgehen könne, und nennt verschiedene Optionen, darunter das Beibehalten von Berkeley DB 5.3, die Aufnahme von Berkeley DB 6.0 mit Relizenzierung jeder Software, die die Datenbank benutzt, oder das Entfernen von Berkeley DB oder gar Ersetzen durch eine »freie« Alternative. Nach seinen Recherchen wären etwa 200 Pakete im Debian-Archiv betroffen.

Schnell wurde klargestellt, dass es keinen »Ersatz durch eine freie Software« geben könne, da Berkeley DB nach der Lizenzänderung auch nach den Debian-Richtlinien frei bleibe und es keinen Anlass gebe, diese Einschätzung zu ändern. Dies ist auch die Einschätzung des Juristen Bradley M. Kuhn, der einer der Autoren der AGPLv3 ist und auf Anfrage von Debian-Entwicklern seinen Kommentar dazu abgab.

Kuhn stellt die Frage, ob es schlecht sei, wenn eine grundlegende Bibliothek unter der AGPLv3 stehe, was eine Reihe von anderen Paketen ebenfalls zu dieser Lizenz zwinge, und verneint dies im Wesentlichen. Zu den betroffenen Paketen gehört auch APT, die Debian-Paketverwaltung. Es mag laut Kuhn für die APT-Entwickler zuviel Aufwand darstellen, die Lizenz zu ändern, in diesem Fall können sie Berkeley DB 6.0 eben nicht verwenden.

Eine davon unabhängige Frage ist, wie Kuhn es formuliert, ob Oracle aufgrund seiner missbräuchlichen Copyleft-Durchsetzung ein Risiko für Debian und freie Software darstellt. Der Missbrauch von Oracle bestand darin, dass Oracle Lizenzverletzer dazu zwang, proprietäre Lizenzen zu kaufen, obwohl sie die Lizenzverletzung beseitigt hatten. Man könne diesem Risiko proaktiv begegnen, indem man Berkeley DB unter der AGPLv3 forke und Verbesserungen einbaue. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wäre Oracle nicht mehr der alleinige Copyright-Inhaber, und falls Oracle aufgrund dieser Version irgendwelche Schritte in die Wege leitete, die nicht mit den Grundprinzipien der freien Software im Einklang stehen, könnten die anderen Copyright-Inhaber einschreiten. Der Abschluss der Diskussion und mögliche Ergebnisse sind noch nicht in Sicht.

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