Software::Netzwerk
Wireshark stellt auf Qt um
Das Wireshark-Projekt will die GUI-Bibliothek GTK+ in der nächsten Version durch Qt ersetzen. Der Hauptgrund für den Wechsel ist offenbar die größere Zahl von unterstützten Plattformen, auch im Mobilbereich.
Gerald Combs
Ethereal 0.2.0 unter Linux und Solaris
Mit der aktuellen Entwicklerversion 1.11.0 beginnt der Netzwerk-Sniffer Wireshark die Umstellung der GUI-Bibliothek von GTK+ nach Qt. Ein so großes und etabliertes Projekt wie
Wireshark, das bis 2006 Ethereal hieß, ändert nicht einfach mal eben seine GUI-Bibliothek. Die vielen Jahre, die Wireshark auf GTK+ baute, haben das Programm grundlegend geprägt. Seit
Version 1.10 vom Juni dieses Jahres konnte neben GTK+ 2 auch GTK+ 3 verwendet werden.
Doch mit GTK+ als GUI-Bibliothek kann Wireshark nicht mehr alle gewünschten Plattformen bedienen, schreibt Gerald Combs, der Projektgründer von Wireshark, im Projekt-Blog. GTK+ deckt die von Wireshark unterstützten Plattformen nach seiner Einschätzung nicht so effektiv ab wie Qt, und die Situation verschlechtere sich weiter. Insbesondere seien mit GTK+ Portierungen auf Android und iOS nicht zu machen.
Als Ethereal startete, war GTK+ die ideale GUI-Bibliothek für das Projekt, das nur Linux und Solaris unterstützte. GTK+ war schlank, einfach zu benutzen, in aktiver Entwicklung und hatte die passende Lizenz, im Gegensatz zu frühen Versionen von Qt. Eine Portierung auf MS Windows war nach anfänglichen Schwierigkeiten schließlich möglich. Doch schon die Portierung auf Mac OS X ist bis heute nicht ohne Probleme. Mit Qt lassen sich diese Probleme lösen, so dass Wireshark auch unter Mac OS X wie eine native Anwendung aussieht.
Die Umstellung auf Qt ist für Wireshark keine Kleinigkeit. Hunderte von Dialogen und tausende von Codezeilen müssen geändert werden. In der aktuellen Entwicklerversion 1.11.0 sind bereits einige grundlegende Funktionen umgestellt, der Rest funktioniert noch nicht. Dennoch sollten alle Entwickler die Arbeit an der GTK+-Version einstellen und die neue Qt-Version zumindest gelegentlich testen. Benutzer sollten bis zum Ende der voraussichtlich langwierigen Umstellung bei der GTK+-Version bleiben. In einem Kommentar merkt Miguel de Icaza an, dass mit GTK+ sehr wohl eine native Integration in Mac OS X machbar sei. Doch die Würfel scheinen bereits gefallen zu sein.