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Fr, 28. März 2014, 09:40

Gemeinschaft::Personen

Zwei Kandidaten stellen sich der Wahl zum Debian-Projektleiter

Wie jedes Jahr um diese Zeit wählt Debian einen neuen Projektleiter für die kommenden zwölf Monate. Nachdem der Ungar Gergely Nagy berufsbedingt seine Kandidatur zurückzog, verbleiben der französische Amtsinhaber Lucas Nussbaum und der Brite Neil McGovern im Rennen.

Nachdem Anfang März die Kandidaten ihre Anmeldung zur Kandidatur als Projektleiter (DPL) abgegeben hatten, begann am 10. März die Kampagne, in der jeder der Kandidaten seine Plattform publiziert, auf die Plattformen der anderen Kandidaten eingeht und generell auf der Mailingliste Debian-Vote die Fragen der Entwicklerkollegen beantwortet. Leider wurde aus den anfangs drei Kandidaten durch den Rückzug von Gergely Nagy, der zum dritten Mal kandidierte, ein Duo. Die Kampagne dauert noch bis zum 30. März, worauf vom 31.März bis zum 13. April die rund 1.000 offiziellen Debian-Entwickler ihre Stimmen abgeben können.

Der derzeitige Projektleiter Lucas Nussbaum, Assistenz-Professor für Computerwissenschaften an der Université de Lorraine, strebt eine zweite Amtszeit an. Im Vergleich mit seinem Vorgänger Stefano Zacchiroli, der drei Jahre lang die Geschicke der Distribution lenkte, blieb er in seiner ersten Amtszeit etwas blass. Allerdings waren die Schuhe von Zacchiroli auch recht groß, da dieser das Amt sehr offensiv auffasste und publikumswirksam agierte. Zu seinen Leistungen während seiner drei Amtszeiten zählt die engere Anbindung der vielen Derivate an die Hauptdistribution und die Einführung eines neuen Entwicklerstatus, der ohne Rechte zum Hochladen ins Archiv auskommt. Dieser Status wurde für Mitwirkende geschaffen, die als unter anderem als Übersetzer, Grafiker, Web-Designer, Supporter oder Organisatoren von Events tätig sind und offiziell Mitglieder der Distribution sein wollen und damit auch die Geschicke von Debian bei Wahlen und Abstimmungen mitbestimmen dürfen. Außerdem kümmerte er sich vermehrt um die Verbesserung des Verhältnisses zu Ubuntu, wo es galt, Verstimmungen der Vergangenheit auszuräumen.

Der 32-jährige Amtsinhaber Nussbaum fand 2005 seinen Einstieg in Debian über das Ruby-Team, wo er diverse Pakete betreute. Zudem bemühte er sich darum, Verbesserungen bei Ubuntu in passender Form wieder nach Debian zurückzuführen und baute seit 2006 jährlich einmal das komplette Archiv neu. In seiner Plattform legt er dar, dass er eine zweite Amtszeit anstrebe, obwohl ihm das Amt wöchentlich eineinhalb bis zwei Tage abverlange. Er habe allerdings im ersten Jahr so viel gelernt, dass es schade wäre, dieses erworbene Wissen nicht für eine weitere Amtszeit zu nutzen. Seine Ziele dafür sind einerseits die Klärung der etwas verworrenen Finanzlage der Distribution. Debian kann Spendengelder organisatorisch nicht schnell genug ausgeben. Deshalb besteht derzeit ein Überhang von rund 100.000 US-Dollar. Auch eine bessere Koordination der Geldflüsse ist von Nöten. Andererseits will Nussbaum die Position des DPL stärken, indem er ein Beraterteam mit einbezieht, dessen Mitglieder je nach anstehender Aufgabe und Problemstellung auch wechseln können. diese Idee ist unter den Kollegen allerdings umstritten, da dies zu einer Gruppe mit zu großer Machtfülle führen könne.

Sein Gegenkandidat Neil McGovern ist seit 2003 bei Debian und seit 2005 offiziell Entwickler. Er kandidiert zum ersten Mal als DPL, war aber bereits in einigen anderen Ämtern tätig. So war er Release Manager für die Veröffentlichungen Lenny, Squeeze und Wheezy, war stellvertretender Sekretär, Mitglied im DebConf-Team und arbeitet bei der Schirmorganisation »Software in the Public Interest« (SPI) mit, deren Sekretär er war und die den Großteil der Finanzen des Projekts verwaltet. Er arbeitet bei Collabra, einer Firma, die Unternehmen in Fragen von Open-Source-Software berät.

Seine Plattform zielt auf eine nötige Renovierung der Debian-Infrastruktur ab und will sich zudem für die Einführung von Repositorien ähnlich Ubuntus PPA einsetzen. Außerdem möchte er die Rolle der von Zacchiroli eingeführten Debian-Mitglieder ohne Rechte zum Hochladen von Software weiter stärken und attraktiver machen. Diese Möglichkeit, dem Projekt anzugehören, sei zu wenig bekannt und werde nicht häufig genutzt. Ansonsten sieht McGovern Debian als stabiles Projekt, das 37.500 Pakete in zwölf Architekturen mit über 3.000 Helfern betreut und von dem sich 144 weitere Distributionen ableiten. Entscheidungsprozesse verlaufen in den letzten Jahren reibungsloser und mit weniger Streit. Eine Entscheidung wie die über das neue Init-System wäre laut McGovern vor Jahren lautstärker und undisziplinierter verlaufen, auch wenn uns wegen der zeitlichen Nähe die Entscheidungsfindung zu Systemd noch recht laut vorkomme.

Fragen von Entwicklerkollegen beantworten die Kandidaten auf der Debian-Vote-Mailingliste noch bis zum 30. März. Die Fragen drehen sich um generelle Themen wie die Amtsauffassung der Kandidaten, die geplante Verwendung von Geldmitteln, aber auch spezieller etwa um die Rolle von Non-Free-Paketen und den Geltungsbereich der »Debian Free Software Guidelines« (DFSG). Der DPL ist von der Machtfülle her mit dem Bundespräsidenten vergleichbar. Neben der administrativen und integrativen Tätigkeit kann der DPL allerdings, ebenso wie der Bundespräsident, Entscheidungen treffen und Rechte delegieren, wenn die Lage dies erfordert. Die Amtsperiode des neuen Projektleiters beginnt am 17. April.

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Kommentare (Insgesamt: 5 || Alle anzeigen )
Re[3]: jude vs brite?! (rm1911/meesdorf.rangers, So, 30. März 2014)
Re[2]: jude vs brite?! (Demokrat, Sa, 29. März 2014)
Re[2]: jude vs brite?! (Herr_Horst, Sa, 29. März 2014)
Re: jude vs brite?! (noDemokrat, Fr, 28. März 2014)
jude vs brite?! (q, Fr, 28. März 2014)
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