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Do, 24. Juli 2014, 10:11

Gesellschaft::Politik/Recht

Toulouse spart mit LibreOffice

Toulouse, die viertgrößte Stadt in Frankreich, hat seine Rechner größtenteils auf LibreOffice umgestellt. Die Kosten der Umstellung werden auf 800.000 Euro beziffert, dem stehen Einsparungen an Lizenzkosten von bisher 1,8 Mio. Euro gegenüber.

EU

Die Migration von Toulouse auf LibreOffice wurde vom europäischen Open Source Observatory in einer Studie untersucht. Nach Angaben der Stadt ist freie Software jetzt ein etablierter Bestandteil ihrer digitalen Strategie, der Weg dorthin war jedoch langwierig.

Die in der Region Midi-Pyrénées gelegene Stadt hat 447.000 Einwohner, zusammen mit den umliegenden Gemeinden sind es 714.000. Rund 10.000 Angestellte sind in der Verwaltung dieses Bezirks tätig. Die 2008 eingeführte digitale Strategie legt keine Präferenz für freie Software fest. Die Verwaltung verfolgt einen pragmatischen Einsatz und nutzt freie Software, wenn sie die Anforderungen exakt erfüllen kann. Daher wird freie Software überwiegend in der Infrastruktur wie beispielsweise auf den Webpräsenzen eingesetzt, während sie bei den Fachanwendungen unterrepräsentiert ist.

Die Stadt unterstützt freie Software seit 2011 durch ihre Mitgliedschaft in April, einer französischen Organisation zur Förderung freier Software. Vereinzelt machte Toulouse auch schlechte Erfahrungen mit freier Software, wie die Studie berichtet. So wurde ein Versuch, die Friedhofsverwaltung auf freie Software umzustellen, abgebrochen, weil die Software die Anforderungen nicht erfüllt habe. Auf der anderen Seite laufen 50% der Server mit Linux.

Das wichtigste Projekt in Toulouse war jedoch die Abschaffung von MS Office und die Umstellung auf LibreOffice auf allen Desktops. Mehrere tausend Angestellte waren davon betroffen. Das Projekt begann 2012 und hat nach eineinhalb Jahren 90% der Rechner umgestellt. Dabei wurden einige Eigenentwicklungen integriert, so dass für die Umstellung Kosten von 800.000 Euro entstanden. Für MS Office wären jedoch alle drei Jahre 1,8 Mio. Euro fällig, so dass jetzt bereits 1,0 Mio. Euro gespart werden konnten.

Die Umstellung wurde auch durch den Druck zu Kostenreduzierungen motiviert und sorgfältig geplant. In jeder Abteilung, die migriert wurde, erhielten einige Mitarbeiter, die die Vorreiterrolle übernahmen, eine eher einfache Schulung, um die anderen Mitarbeiter zu unterstützen. Einige Mitarbeiter dürfen weiterhin MS Office nutzen, weil einige Word-Makros und Excel-Tabellen nicht migriert werden konnten.

Den Verantwortlichen für die Migration war bisher die Initiative Mimo in den französischen Ministerien nicht bekannt, die eine zertifizierte Version von LibreOffice schaffen will. Diese Version könnte die Migration der restlichen MS Office-Installationen künftig ermöglichen.

Die Stadt hat über freie Software hinaus auch »Open Data« zu einem Bestandteil ihrer digitalen Strategie gemacht. Doch es könnte noch mehr getan werden, meint Erwane Monthubert, die bis April 2014 für die Umsetzung der digitalen Strategie verantwortlich war. Freie Software sollte stärker verankert werden, wobei die möglichen Einsparungen in Betracht gezogen werden müssen. Freie Software stärke die lokale Wirtschaft und führe zu mehr Beschäftigung. Sie fordert allerdings keine exklusive Hinwendung zu freier Software, was ihr Nachfolger Bertrand Serp, der nach der von den Konservativen gewonnenen Wahl eingesetzt wurde, wohl ähnlich sieht.

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