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Di, 4. November 2014, 09:37

Gesellschaft::Politik/Recht

Niedersachsens Polizei will zu Windows wechseln

In Niedersachsen scheint eine zehnjährige Ära des Linux-Einsatzes zu Ende zu gehen. Angeblich aus wirtschaftlichen Gründen will die Polizei des Landes ihre 12.000 Rechner zu Windows migrieren.

Urs Pfister, Archivista GmbH

Der Einsatz von Linux bei Niedersachsens Polizei reicht bis ins Jahr 2000 zurück. Eine großflächige Migration zu Linux erfolgte in den Jahren 2004 bis 2005. Die Migration war von anfänglichen Schwierigkeiten begleitet, die unter anderem durch das von Polizei und einem Dienstleister gemeinsam entwickelte System NIVADIS (Niedersächsisches Vorgangsbearbeitungs-, Analyse-, Dokumentations- und Informations- System) verursacht waren. Die neue IT-Lösung kombinierte erstmals Vorgangsbearbeitung, Recherche, Fahndung und Analyse in einem System, löste damit 23 alte Einzelanwendungen ab und steigerte so die Effizienz der Polizeiarbeit.

Die Probleme liegen lange zurück, doch war die Umstellung anscheinend immer nur halbherzig. Laut Netzpolitik.org wurde NIVADIS fast ausschließlich unter Windows entwickelt, obwohl es nur unter Linux zum Einsatz kommt. Auf den Linux-Rechnern seien aus Sicherheitsgründen USB-Ports und CD-Laufwerke deaktiviert. Das behindere aber die Polizeiarbeit, so könnten beispielsweise Überwachungsvideos nicht ohne weiteres ausgewertet werden. Doch statt das Problem durch korrekte Administration zu lösen, stellte man offenbar Windows-Rechner neben die Linux-Rechner, die derartige Sicherheitsbeschränkungen nicht aufweisen.

Bis 2018 soll jetzt eine Umstellung auf Windows erfolgen. Dabei handelt es sich nicht um ein »Zurück«, da der Vorgänger von Linux ein Unix-System war. Als Grund werden Wirtschaftlichkeitserwägungen genannt. Auf Anfragen von Netzpolititk.org wurden diese nicht weiter erläutert, sondern die finanziellen Zahlen als vertraulich bezeichnet. Tatsächlich ist die Umstellung Teil einer Ein-Betriebssystem-Strategie des Landes Niedersachsen, die sich Einsparungen durch ein proprietäres Software-Monopol erhofft. Die Linux-Lösung hatte Einsparungen von insgesamt 20 Mio. Euro erbracht und die Weiterverwendung von älteren PCs ermöglicht. Doch selbst 20 Mio. Euro sind nur ein geringer Teil der Gesamtkosten, die unter anderem für NIVADIS angefallen waren. Nicht zu vernachlässigen sind auch mögliche Probleme beim Datenaustausch mit proprietären Formaten und Systemen wie beispielsweise die Anbindung an Inpol-Neu, für die Niedersachsen eine eigene Lösung entwickelte. Solche Probleme hatten bereits 2005 die schottische Polizei veranlasst, zu Windows zurückzukehren. Andererseits muss gerade nach den NSA-Enthüllungen verstärkt die Frage nach der Autonomie der Software gestellt und somit die gesamte IT-Strategie des Landes Niedersachen hinterfragt werden.

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Kommentare (Insgesamt: 19 || Alle anzeigen )
Re[2]: Jammert nur alle ... (krake, Do, 6. November 2014)
Re[2]: Jammert nur alle ... (softliner, Mi, 5. November 2014)
Re[2]: Jammert nur alle ... (softliner, Mi, 5. November 2014)
Re[2]: Jammert nur alle ... (Hans Wurst, Mi, 5. November 2014)
Re[2]: Wie bescheuert ist das denn? (Anonymous, Di, 4. November 2014)
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