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Mi, 19. November 2014, 09:40

Software::Distributionen::Debian

Debian entscheidet, dass es nichts zu entscheiden gibt

Die Grundsatzentscheidung (GR), die Ian Jackson vor einem Monat wiederbelebte, ist entschieden. Die Entwickler gaben dem Initiator eine Abfuhr und entschieden, es habe von Anfang an keinen Grund für diesen Antrag gegeben.

Ergebnisse der GR

Debian

Ergebnisse der GR

Mit der Grundsatzentscheidung zum »init coupling« waren die Debian Entwickler aufgerufen, eine Entscheidung zu Details der Implementation von Systemd als Standard-Init-System in Debian 8 »Jessie« zu treffen. Der ursprüngliche Antrag von Ian Jackson, der beim ersten Anlauf im März keine ausreichende Unterstützung fand, versuchte festzulegen, dass Pakete in Debian generell nicht von einem Init-System abhängen dürfen, wenn dies technisch mit zumutbarem Aufwand zu vermeiden ist.

Weitere Entwickler fügten Ergänzungen und Umformulierungen zum ursprünglichen Antrag hinzu. So formulierte der derzeitige Projektleiter Lucas Nussbaum in seinem Zusatz, Unterstützung für andere Init-Systeme sei empfehlenswert, aber nicht Pflicht. Eine weitere Ergänzung wollte klarstellen, dass Pakete ein Init-System bevorzugen dürfen, wenn der Paketbetreuer das so entscheidet. Als vierte Antwortmöglichkeit wollte Charles Plessy klarstellen, die Mechanismen zur Entscheidungsfindung und Konfliktlösung im Projekt seien intakt und es bedürfe keiner Grundsatzentscheidung in diesem Fall. Letztlich stand, wie bei jeder Grundsatzentscheidung die Möglichkeit offen, die Fragen nicht zu beantworten und zur weiteren Diskussion zurückzustellen.

Insgesamt waren 1006 offizielle Debian Entwickler wahlberechtigt. Dabei gaben 483 Entwickler ihre Stimme ab. Insgesamt wurden 622 Stimmen gezählt, die Differenz erklärt sich aus der Möglichkeit, das Votum im Verlauf der zweiwöchigen Wahlperiode zu ändern. Das vorläufige Wahlergebnis ergibt Option 4 als Gewinner, wonach eine GR in diesem Fall unnötig ist, gefolgt von der Maßgabe, die Unterstützung für weitere Init-Systmem sei empfehlenswert, aber nicht Pflicht. Der ursprüngliche Antrag landete auf dem vorletzten Platz, vor der Option zur weiteren Diskussion. Da die Wahl öffentlich ist - nicht öffentlich sind bei Debian lediglich die Wahlen zum Projektleiter - liegt das Abstimmverhalten der einzelnen Entwickler zur Einsicht vor. Bei der Wahl reichte die einfache Mehrheit zum Sieg, das Wahlmethode war, wie bei Debian üblich, Condorcet.

Mit dieser Entscheidung sprechen die Entwickler der Debian-Verfassung und ihren Steuerungsmechanismen sowie der Diskussionskultur im Projekt ihr Vertrauen aus und entscheiden sich, die Arbeit an der nächsten Veröffentlichung ohne Umschweife fortzusetzen. Gleichzeitig wird die ursprüngliche Entscheidung des Technischen Komitees für Systemd gestärkt. Die klare Absage an die Option »weitere Diskussion« erklärt den Willen der Entwickler, Ruhe einkehren zu lassen und die teils sehr aufgebrachte Diskussion um das neue Init-System zu beenden.

Nachtrag 14:55: Im Nachgang der Entscheidung trat Ian Jackson von seinem Amt im Technischen Komitee zurück.

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