Software::Grafik
Gnuplot 5.0 erschienen
Das freie Programm Gnuplot zur Erstellung von zwei- und dreidimensionalen Graphen aus Funktionen oder anderen Daten ist zum Jahreswechsel in Version 5.0 erschienen.
Tobias Kaulfuß
Sinuskurve mit Gnuplot
Gnuplot ist neben TeX, mit dem es gut zusammenarbeiten kann, eines der bekanntesten freien Programme im technisch-wissenschaftlichen Umfeld. Anders als der Name vermuten lässt ist es nicht mit dem GNU-Projekt verbunden und benutzt auch keine GNU-Lizenz. Es steht unter einer eigenen Lizenz, die zwar frei genug ist, dass Linux-Distributionen das Programm mitliefern können, aber die Verbreitung von geänderten Versionen untersagt.
gnuplot gibt zwei- und dreidimensionale Graphen aus, die mit einer Datei oder mit einer Formel definiert werden. Es besitzt einen interaktiven Modus mit Online-Hilfe und kann auch nichtinteraktiv genutzt werden. gnuplot kann Kurvenanpassung an Datenmengen vornehmen und Ausgaben in vielen Formaten machen, darunter PostScript, X11-Display, Bilddateien, HTML, SVG, Ascii und LaTeX. Das Programm ist umfassend dokumentiert.
gnuplot
Mit Gnuplot erstelltes Histogramm
Die Vielfalt der Ausgabemöglichkeiten sowie die sehr flexiblen und leistungsfähigen Fähigkeiten zum Erzeugen von Graphen und Plots haben Gnuplot zu einem Standardwerkzeug der Wissenschaft werden lassen. Es wird auch von anderen Anwendungen wie Octave verwendet. Seine Anfänge reichen ins Jahr 1986 zurück.
Zum Jahreswechsel ist jetzt Version 5.0 des bewährten Programmes mit zahlreichen neuen Funktionen erschienen. So kennt Gnuplot jetzt neue Plot-Stile mit parallelen Achsen und beschrifteten Konturen. Das Kommando set xdata geographic
stellt ein neues Koordinatensystem bereit, das mit Grad, Minuten und Sekunden arbeitet. Das Kommando fit
kann jetzt Funktionen mit bis zu 12 Variablen verarbeiten und Fehler in x oder in abhängigen Variablen berücksichtigen. Die errechneten Kovarianz-Terme werden in Variablen gespeichert, auf die man danach zugreifen kann.
Die Optionen für die Kurvenanpassung werden jetzt mit dem Kommando set fit
statt mit Umgebungsvariablen gesteuert. Die Interpretation der Spalten in einem fit-Kommando hängt nun von den neuen Schlüsselwörtern error
, xyerror und zerror
ab.
Linienmuster können nun unabhängig von anderen Linieneigenschaften gesetzt werden. Dafür steht das neue Schlüsselwort dashtype
bereit. Es ist außerdem möglich, genauer festzulegen, wie die Farbauswahl der Linien getroffen wird. Die Farben wurden außerdem modifiziert, um im Druck und für Leser mit Problemen bei der Farbwahrnehmung besser unterscheidbar zu sein.
Der »erweiterte« Textmodus ist jetzt die Standardeinstellung. Zu den frei definierbaren Texteigenschaften zählten bisher schon Tief- und Hochstellung, Schriftgröße und anderes. Dazu kommen jetzt noch Fett- und Kursivschrift. Kommandoskripte können jetzt Inline-Daten in benannte Blöcke setzen, die sich mehrfach verwenden lassen. Die Bitshift-Operatoren <<
und >>
kamen hinzu. RGB-Farben können nun einen Alphakanal für Transparenz enthalten.
Sekundäre Achsen können an primäre Achsen über eine Mapping-Funktion gekoppelt werden. Im einfachsten Fall kann so sichergestellt werden, dass ihre Wertebereiche identisch sind. Es ist aber auch möglich, so eine nichtlineare Achse zu definieren. Zuvor gab es nur lineare und logarithmische Achsen.
Mit dem Kommando import
lassen sich nun externe Funktionen aus Bibliotheken einbinden. Kommandos, die in einer interaktiven Sitzung ausgeführt wurden, lassen sich durch Angabe ihrer Nummer wiederholen. Außerdem lassen sich in den interaktiven Ausgaben wie HTML und SVG Hypertext-Beschriftungen setzen.
Da Gnuplot häufig über die eingebaute Skriptsprache gesteuert wird, legen die Entwickler viel Wert auf Rückwärtskompatibilität. Trotzdem haben einige der beschriebenen Änderungen und Erweiterungen unter Umständen Auswirkungen auf ältere Skripte. Details sind den Anmerkungen zur Veröffentlichung zu entnehmen.