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Do, 19. März 2015, 13:46

Gesellschaft::Politik/Recht

Rechtsstreit zwischen SCO und IBM soll fortgesetzt werden

Der im Jahr 2003 begonnene Rechtsstreit zwischen SCO und IBM war vermeintlich bereits beendet. Nach mehrjähriger Pause scheint SCO jetzt aber auf eine Fortsetzung aus zu sein.

IBM

Im März 2003 hatte SCO IBM auf eine Milliarde US-Dollar Schadensersatz verklagt. Angeblich hatte IBM seine Verträge mit SCO gebrochen, als es die gemeinsame Entwicklung eines 64-Bit-Betriebssystems einstellte, und illegal Code daraus in den Linux-Kernel einbrachte. Schnell stellte sich heraus, dass SCO nur heiße Luft produzierte. SCO konnte seine Behauptung nicht für eine einzige Zeile Code im Linux-Kernel nachweisen. Ein Jahr danach, im Oktober 2004, fahndete SCO jedoch angeblich immer noch nach dem gestohlenen Code.

Gleich nach der Klage wurden auch Vorwürfe laut, dass dies lediglich eine Verzweiflungstat war, die unter anderem den Aktienkurs nach oben treiben sollte - was auch für kurze Zeit gelang. Vielleicht wurde auch auf eine Übernahme durch ein anderes Unternehmen spekuliert, die jedoch ausblieb. Allen Zweifeln zum Trotz haute SCO weiter auf die Pauke und erhöhte nicht nur die Schadensersatzforderungen an IBM auf fünf Milliarden USD, sondern reichte auch Klagen gegen eigene Kunden, DaimlerChrysler und Autozone, ein und forderte weitere Kunden zur Zahlung von Lizenzgebühren auf. Während einige kleinere Kunden zahlten, gingen die Klagen verloren, wie sich auch im ganzen turbulenten Jahr 2004 alles immer mehr gegen SCO wandte. Bereits im Januar 2004 war das Ende abzusehen, als SCO Novell verklagte, da Novell angeblich gegen SCOs Copyright verstoßen habe und das Unternehmen verleumdete. Novell hatte zuvor behauptet, die Rechte an Unix zu besitzen, und SCO sei lizenzpflichtig gegenüber Novell.

Erst Mitte 2005, von SCO war nun kaum noch etwas zu hören und die Prozesse zogen sich hin, führte dies zu Konsequenzen, als sich Novell entschloss, sein Copyright an Unix gegen SCO durchzusetzen. Nach jahrelangem Hin und Her erhielt Novell auf ganzer Linie recht. Kurz danach war SCO bankrott, ein Zustand, der bis heute andauert. Der Insolvenzverwalter von SCO, Edward Cahn, strengte im Anschluss ein Berufungsverfahren an, in dem Novell wiederum obsiegte. Auch die nachfolgende Berufung beim höchsten Berufungsgericht von Utah ging für SCO verloren, das Urteil der Vorinstanz wurde vor knapp vier Jahren in allen Punkten bestätigt.

Seither war von SCO nichts mehr zu hören. Formal besteht das Unternehmen jedoch immer noch. Trotzdem hatte wohl niemand mehr damit gerechnet, dass der Rechtsstreit mit IBM noch einmal aufgegriffen wird. Laut einem Bericht des Salt Lake Tribune ist aber genau das jetzt passiert. Demnach hat SCO den zuständigen Richter David Nuffer aufgefordert, einen Termin für die Hauptverhandlung anzuberaumen. IBM dagegen hat Nuffer aufgefordert, die anhängigen Anträge zur Ablehnung der verbleibenden SCO-Klagepunkte zu bearbeiten. Es sieht so aus, als hätte IBM kein Interesse mehr gehabt, seine massiven Gegenklagen gegen den ohnehin bankrotten Kontrahenten fortzusetzen, doch wird es zweifellos reagieren, wenn SCO jetzt noch einmal angreift. Die Gegenklagen von IBM betreffen Vertragsverletzungen von SCO, unerlaubte Verwendung von IBM-Code in Linux durch SCO und Geschäftsschädigung.

Im Nachhinein wurde die SCO-Klage als »das Beste, was Linux je passieren konnte«, charakterisiert. Die Klage führte dazu, dass die Herkunft des Codes im Linux-Kernel dokumentiert wurde - jeder Patch muss von mindestens zwei Entwicklern signiert werden. Viele Linux-Distributoren bieten ihren Kunden Schutz vor Klagen Dritter und stellen sie somit von jeglicher Haftung frei. Generell führte die Klage dazu, dass rechtlichen Bedrohungen von freier Software mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde und Maßnahmen getroffen wurden, solchen Gefahren vorzubeugen oder sich besser zur Wehr setzen zu können.

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Kommentare (Insgesamt: 8 || Alle anzeigen )
Just another (gustl, Do, 19. März 2015)
Darl McBride (HMEDW, Do, 19. März 2015)
Trauerspiel mit Wiki (schmidicom, Do, 19. März 2015)
Re: LV (blubbermal, Do, 19. März 2015)
Re[2]: SCO (Dummschwätzer, Do, 19. März 2015)
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