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Mo, 6. Juli 2015, 12:32

Software::Kernel

Linux-Kernel 4.2 tritt in die Testphase ein

Linux-Initiator Linus Torvalds hat die Kernel-Version 4.2-rc1 als erste Testversion für Linux 4.2 freigegeben. Auch ohne den für diese Version nicht vorgelegten kdbus-Patch werden die Änderungen die umfangreichsten der letzten Zeit sein, vielleicht sogar einen neuen Rekord erreichen.

Linus Torvalds, Initiator des Linux-Kernels

Linux Foundation

Linus Torvalds, Initiator des Linux-Kernels

Zwei Wochen nach Linux 4.1 ist die erste Testversion von Linux 4.2 erschienen. Die kommenden sechs Wochen oder etwas mehr dienen zum Testen der Änderungen und Korrigieren der gefundenen Probleme. Wie Linus Torvalds dazu schreibt, sind die Änderungen im kommenden Kernel zu den umfangreichsten in der Geschichte von Linux zu zählen. Welchen Platz Linux 4.2 letztlich einnehmen wird, hängt aber davon ab, wie man zählt. Nach der Zahl der Commits im Versionsverwaltungssystem könnte Platz 2 oder 3 hinter Linux 3.10 oder Linux 3.15 erreicht werden. Zwar liegt der aktuelle Veröffentlichungskandidat bei der Zahl der Commits knapp hinter 3.15 auf Platz 2, aber bis zur offiziellen Version können sich die Verhältnisse noch leicht verschieben.

Zählt man jedoch die geänderten Zeilen, dann liegt die aktuelle Version schon jetzt auf Platz 1. Etwas mehr als eine Million Zeilen Code wurden hinzugefügt und 250.000 entfernt, womit Linux 3.11-rc1 übertroffen wird. 3.11 erreichte den Rekord hauptsächlich durch die Aufnahme des verteilten Dateisystems Lustre (in den Staging-Zweig). In Linux 4.2 kommt die Größe hauptsächlich durch den enormen Umfang des neuen AMD GPU-Treibers zustande. Diesen hatte AMD im April veröffentlicht und jetzt wie geplant in den Kernel integriert. Der Treiber ist für neuere Grafikchips wie den Radeon R9 285 sowie neue CPUs mit integriertem Grafikprozessor gedacht, die zumindest teilweise nicht mehr mit dem bisherigem freien Treiber funktionieren werden. Der proprietäre Catalyst-Treiber soll in Zukunft kein Kernel-Modul mehr benötigen, weil er auf der Codebasis des neuen freien Treibers beruhen wird.

Auch Linux 4.2 enthält keine Kernel-Implementation des D-Bus-Protokolls. Eine neue Version des Patches, die auf die bisherigen Kritiken eingeht, wurde auf den nächsten Entwicklungszyklus verschoben. Integriert wurde dagegen nach langer Diskussion ein Patch, der die gleichzeitige Benutzung mehrerer Sicherheitsmodule (LSMs) erlaubt. Ein neuer Algorithmus namens Flower zur Paketklassifikation kam hinzu, ferner der Algorithmus »delay-gradient« zur Vermeidung von Staus und ein Treiber für GENEVE (Generic Network Virtualization Encapsulation)-Tunnels. Das Netfilter-Subsystem kann nun Pakete bereits beim Eintreffen klassifizieren.

Unix-Domain-Sockets unterstützen jetzt den Systemaufruf splice. Die Architektur Renesas H8/300, die wegen mangelnder Wartung des Codes aufgegeben worden war, wurde nun repariert und neu aufgenommen. Unter den neuen Funktionen des Dateisystems F2FS findet man die dateiweise Verschlüsselung und neue Optionen für den Aufruf fallocate. Auch das Dateisystem ext4 erhielt eine neue Option für fallocate.

Neu hinzu kommt auch die Steuerung des Writebacks in Control Groups. Das Modul dm-cache im Device Mapper erhielt »stochastisches« Caching in mehreren Warteschlangen. Das Dateisystem XFS kann nun Geräte mit persistentem Speicher über die DAX-Schnittstelle direkt ansprechen, CIFS hingegen wurde um noch experimentelle Unterstützung der Version 3.1.1 des SMB-Protokolls erweitert. Das Subsystem der Temperatursteuerung erhielt einen neuen »Governor«, der darauf ausgelegt ist, die Gesamttemperatur des Systems in bestimmten Grenzen zu halten.

Der Code, der Dateinamen im Dateisystem sucht, wurde überarbeitet. Durch die Vermeidung von Rekursion wird der Stackbedarf kleiner und symbolische Links können jetzt fast ohne Grenzen verkettet werden. Neu geschrieben wurde auch der Code für die x86-Gleitkommaeinheit, und die RCU-Konfiguration wurde für normale Anwender so vereinfacht, dass normalerweise keine Änderungen nötig sind.

Eine große Zahl von Verbesserungen gab es im Performance-Messungs-Subsystem und dem zugehörigen Programm perf. Ein neuer Zufallsgenerator, der Schwankungen in der Ausführungszeit von Code ausnutzt, kam hinzu. Der Hypervisor KVM unterstützt nun Secure Boot in Gastsystemen und ein neues Subsystem »libnvdimm« unterstützt den Zugriff auf nichtflüchtige Speicher, die offenbar stark im Kommen sind. Die zahlreichen weiteren Änderungen sind im Änderungslog von Git zu finden. Kernel und Patch-Dateien sind von zahlreichen Spiegelservern von kernel.org herunterzuladen.

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