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Di, 8. Dezember 2015, 14:29

Software::Desktop

GNUstep erwägt Trennung von der FSF

GNUstep, ein freier Nachbau des Anwendungs-Frameworks OpenStep, erwägt, von der FSF und GNU unabhängig zu werden. Grund ist die praktisch nicht vorhandene Unterstützung durch FSF und GNU.

GNUstep ist ein freier Nachbau des Anwendungs-Frameworks Cocoa von Apple, das unter dem Namen OpenStep bereits vor 20 Jahren auf den NeXT-Rechnern von Steve Jobs die Anwender begeisterte. Die kostspieligen NeXT-Systeme liefen mit dem Mach-Microkernel und dem Betriebssystem NextSTEP/OPENSTEP. Nachdem Apple 1996 die Firma NeXT aufkaufte (deren Hardware-Produktion bereits eingestellt war) und Steve Jobs als Geschäftsführer zu Apple zurückkehrte, wurden Mach und OPENSTEP mit einiger FreeBSD-Würze zu Mac OS X aufgepeppt, die Oberfläche OpenStep zu Cocoa weiterentwickelt.

OpenStep war bei den Benutzern so beliebt, dass freie Window-Manager wie AfterStep und Window Maker das Aussehen der Oberfläche adaptierten. Einen anderen Schwerpunkt setzte das Projekt GNUstep. Es ist keine Desktop-Umgebung, sondern ein Anwendungs-Framework, das allerdings mit zusätzlichen Komponenten wie dem GNUstep Application Project oder Étoilé zu einer portablen Desktop-Umgebung erweitert werden kann.

Eine Besonderheit von OpenStep und GNUstep ist, dass es die Sprache Objective C verwendet, eine objektorientierte Erweiterung von C. Objective C verlor allerdings den Popularitätswettbewerb mit C++, da letzteres von Microsoft favorisiert wurde. Mit Swift soll sich laut Apple das Blatt noch einmal wenden, und das dürfte auch für GNUstep bedeutsam sein. Swift ist allerdings kein Nachfahre von Objective C, sondern syntaktisch wiederum ganz anders, so dass bestehende Programme wohl bei Objective C bleiben werden.

Die Projektverwaltung und die Repositorien von GNUstep sind bisher auf GNU Savannah angesiedelt. Außerdem wird GNUstep rechtlich von der FSF vertreten. Doch breitet sich zunehmend Unzufriedenheit mit diesem Zustand unter den Entwicklern aus. Projektleiter Gregory Casamento zeigte sich jüngst sehr verärgert darüber, dass die Savannah-Administratoren seiner Bitte, neue Repositorien anzulegen, bisher nicht nachgekommen sind. Er bezeichnete diesen Zustand als untragbar und schlug einen Wechsel zu Gitlab vor. Auch andere Entwickler würden einem Wechsel zustimmen, allerdings teils lieber zu Github. Schnell meldete sich Svetlana A. Tkachenko von der FSF zu Wort und bot an, bei Savannah auszuhelfen. Für sie seien Gitlab und Github nicht akzeptabel, da sie proprietäre Plattformen seien. Auch bei Savannah seien Git-Repositorien möglich. Casamento war davon wenig beeindruckt und schrieb zurück, dass die FSF mehr Hindernisse aufbaue als sie beseitige.

Im weiteren Verlauf der Diskussion äußerte Casamento, dass Savannah einen ziemlich toten Eindruck mache. Das sehen auch andere Entwickler so, und nur einer oder zwei der aktiven Entwickler würde es bevorzugen, bei Savannah zu bleiben. Darüber hinaus erwägt Casamento seit einem Jahr, ganz von der FSF abzurücken. Abgesehen von einem gewissen Schutz vor juristischen Angriffen habe die FSF nichts für das Projekt geleistet. Sofern die anderen Entwickler dabei wären, würde er das Projekt forken und Savannah und die FSF hinter sich lassen.

Es sieht nun so aus, als würden die meisten Entwickler Casamentos Entscheidung folgen. Diese steht aber noch aus. Inzwischen hat FSF-Präsident Richard Stallman persönlich an Casamento geschrieben und diesen nach dessen Angaben gebeten, insbesondere nicht zu Github zu wechseln. Möglicherweise will die FSF demnächst eine Richtlinie veröffentlichen, dass kein GNU-Projekt auf GitHub vertreten sein soll.

Über Savannah hat sich Casamento mittlerweile so geärgert, dass es als Option ausscheidet. Es gibt aber noch eine Reihe von freien Alternativen, darunter git.gnu.io, Gogs, repo.or.cz oder NotABug. Möglich wäre es zusätzlich, zwecks besserer Zusammenarbeit einen Mirror des Repositoriums auf Github zu halten.

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