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Di, 9. Februar 2016, 14:25

Software::Browser

Glazman: Bestandsaufnahme und Strategie für Mozilla

Daniel Glazman, ein Web-Standard-Experte und Kenner der Mozilla-Produkte, hat in seinem Blog eine Bestandsaufnahme der Mozilla-Projekte gemacht und eine zukunftsfähige Strategie vorgeschlagen.

Mozilla

Daniel Glazman war vor 2003 eine Zeitlang bei Mozilla beschäftigt und arbeitete insbesondere an Web-Editoren. Ferner war er an der Standardisierung von HTML 4 und CSS im World Wide Web Consortium (W3C) beteiligt. In seinem Blog nimmt Glazman jetzt das Ende von Firefox OS zum Anlass, über die Fehlschläge von Mozilla zu sinnieren. Er glaubt nicht, dass Firefox OS wie angekündigt im Bereich des »Internet der Dinge« weiterleben wird. In diesem Bereich gebe es bessere und länger etablierte Konkurrenten, und Firefox OS sei dafür viel zu groß und zu langsam.

Glazman stellt sich nun die Frage, wie die Zukunftsstrategie von Mozilla aussehen könnte, wenn Firefox OS ausscheidet. Die Stärken von Mozilla liegen in den äußerst fähigen Mitarbeitern, im umfassenden Wissen über Desktop- und Mobilentwicklung, Web-Standards und JavaScript, in der Laufzeitumgebung, in asm.js und Gaia, einer Implementation einer grafischen Oberfläche in HTML.

Dann listet Glazman die Projekte auf, die nach seiner Meinung Fehlschläge waren, zu wenig Unterstützung erfahren oder in die falsche Richtung gehen. So wurde die Laufzeitumgebung XUL nie standardisiert und wird nicht mehr gewartet, Web-Editoren und Entwicklerwerkzeuge wurden krass unterschätzt, der asiatische Markt wurde 15 Jahre lang ignoriert (erst 2015 wurde vertikale Schrift unterstützt), Thunderbird führt ein Schattendasein, das für Unternehmen wichtige Client Customization Kit (CCK) wird von einer einzigen Person außerhalb von Mozilla am Leben erhalten, ein Marktplatz für (kostenpflichtige) Erweiterungen von Firefox wurde nie realisiert, Jetpack, die bisher beste offizielle Entwicklungsumgebung für Erweiterungen, wurde vernachlässigt und soll jetzt durch WebExtensions ersetzt werden, die Mozilla zum Google-Helfer degradieren wird und keinen vollständigen Ersatz für XUL-basierte Erweiterungen bieten kann, neue Firefox-Versionen kommen zu schnell für den Unternehmenseinsatz, Mozilla-Interessenvertreter (»Evangelisten«) haben die Organisation komplett verlassen und die neue Web-Engine Servo, die Mozilla wieder einen Vorsprung verschaffen könnte, wird dadurch ausgebremst, dass Gecko mit Funktionalität aus Servo verbessert wird. Dieser langen Liste von Fehlschlägen stehen nur drei Erfolge gegenüber: Firefox auf dem Desktop, die nahezu grenzenlosen Erweiterungsmöglichkeiten von Firefox und die lukrativen Verträge mit Suchmaschinenanbietern.

Laut Glazman haben native Anwendungen gewonnen. Daran müsse sich Mozillas Strategie ausrichten. Mozilla müsse zum einen dafür sorgen, dass Apple erlaubt, Mozillas Web-Engines unter Mac OS X und iOS laufen zu lassen, notfalls vor Gericht. Zum anderen müsse Mozilla auf native Anwendungen setzen. Viele dieser Anwendungen werden mittlerweile mit Web-Technologien erstellt, genau diese sind aber eine von Mozillas Stärken. Dazu müsse Gaia zu einer vollständigen, plattformübergreifenden GUI ausgebaut werden.

Glazmans Worte werden bei Mozilla sicher Gehör finden. Ob sie jedoch auch Beifall finden, ist zweifelhaft. Während Glazman beispielsweise für mehr Unternehmensausrichtung und die ESR-Versionen von Firefox plädiert, gibt es innerhalb von Mozilla Bestrebungen, diese vollständig abzuschaffen.

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