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Fr, 26. Februar 2016, 10:47

Gesellschaft::Politik/Recht

SFC hält Auslieferung von binären ZFS-Modulen für GPL-Verletzung

Die Software Freedom Conservancy hält Canonicals Plan, das Dateisystem ZFS als binäres Modul ab Ubuntu 16.04 mitzuliefern, für eine GPL-Verletzung. Eine Mitlieferung im Quellcode, wie bisher, ist dagegen möglich, da auch ZFS freie Software ist. Die Organisation hat jetzt eine detaillierte Analyse veröffentlicht.

Software Freedom Conservancy

Vor einer Woche hatte Canonical angekündigt, das Leben für die Benutzer ab Ubuntu 16.04 LTS erleichtern zu wollen, sofern sie das Dateisystem ZFS benutzen. ZFS soll in Form eines Binärmoduls mitgeliefert werden. ZFS, ursprünglich von Sun für Solaris entwickelt und inzwischen als OpenZFS unabhängig weitergeführt, gilt vielen als das modernste und leistungsfähigste Unix-Dateisystem. Die Lizenz hindert ZFS jedoch daran, offizieller Bestandteil des Linux-Kernels zu werden. ZFS steht unter der CDDL, der Linux-Kernel unter der GPLv2. Beides sind Copyleft-Lizenzen, doch sind sie nicht miteinander vereinbar. Die GPLv2 geht mit der Regelung, dass auch abgeleitete Werke unter der gleichen Lizenz vertrieben werden müssen, weiter als die CDDL.

Das ZFS-Dateisystem zu einem Linux-System hinzuzufügen ist durchaus legal - sofern man den Quellcode von ZFS selbst compiliert. Viele Linux-Distributoren bieten daher bereits die Möglichkeit, ZFS mittels DKMS zu installieren. Das schließt allerdings aus, dass man ZFS als Root-Dateisystem nutzt, es sei denn, man würde bereits bei der Installation eines Systems (möglicherweise in der Ramdisk) den Compiler installieren und ZFS compilieren.

Die Software Freedom Conservancy, die GPL-Verletzungen verfolgt, soweit es ihre begrenzten Ressourcen zulassen, hatte sich bereits letzte Woche über Canonicals Plan skeptisch gezeigt und angekündigt, die Situation weiter zu beobachten und zu untersuchen. Jetzt hat die Organisation ihre Analyse vorgelegt und kommt zu dem Schluss, dass der Vertrieb von Binärmodulen von ZFS für den Linux-Kernel eine GPL-Verletzung darstellt, genau genommen eine Verletzung der GPLv2, unter der der Kernel steht.

Die Organisation fordert Oracle nochmals auf, ZFS unter der GPLv2 zu relizenzieren, was sie allerdings bereits seit acht Jahren vergeblich fordert. Somit bleiben die Aussichten auf eine Änderung gering.

Nach eigenen Angaben hat die Conservancy Canonical in dieser Sache kontaktiert. Entgegen früherer Aussagen von Dustin Kirkland hat Canonical eine offene Diskussion des Themas zugesichert, wie die Conservancy lobend erwähnt.

Laut der Analyse der Conservancy erlauben weder die CDDLv1 noch die GPLv2 eine Kombination von Werken unter der jeweiligen Lizenz mit Werken unter einer anderen Lizenz. Entscheidend ist letztlich die Frage, was eine Kombination genau ist. Diese Frage wurde noch von keinem Gericht der Welt geklärt. Doch die Conservancy glaubt aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen, dass jedes Binärmodul, also auch ZFS, eine Kombination mit Linux-Kernel-Code darstellt. Nach ihrer Ansicht gibt es rechtlich gesehen keinen Unterschied zwischen statischem und dynamischem Linken von C-Code. Das bedeutet, dass ein ZFS-Modul rechtlich gesehen das gleiche ist wie ein fest in den Kernel eincompilierter ZFS-Treiber.

Die Juristen, die Canonical die rechtlichen Grundlagen lieferten, um ZFS als Binärmodul mitliefern zu können, sind nach Ansicht der Conservancy Vertreter einer Minderheitsmeinung. Sofern Oracle die Lizenz nicht ändert, riskiert Canonical, von Copyright-Haltern des Linux-Kernels verklagt zu werden. Die Conservancy würde diesen Schritt im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.

Als finales Wort schreibt die Conservancy, dass sie den Vertrieb von ZFS als Quellcode in Linux-Distributionen im Prinzip unproblematisch findet. In manchen Ländern könnte jedoch aus den geltenden Copyright-Gesetzen eine indirekte Copyright-Verletzung abgeleitet werden. Debian ist sich wohl dessen bewusst und vertreibt den ZFS-Quellcode daher nicht im Haupt-, sondern im »contrib«-Repositorium.

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