Software::Grafik
Debian und Ubuntu ersetzen Intel-Grafiktreiber
In Debian und Ubuntu wurde der Kernel-Treiber zum neuen Standardtreiber für alle jüngeren Intel-Grafikchips erklärt. Dadurch sollen zahlreiche Probleme und Regressionen, die der Intel-Treiber mit sich brachte, behoben werden.
Mirko Lindner
Für Intel-Grafikprozessoren existieren zwei Treiber parallel. Zum einen gibt es den Treiber von Intel selbst, der zwar weiter gepflegt wird, aber seit Jahren keine neue stabile Version gesehen hat. Das führt dazu, dass die Linux-Distributionen sich jeweils einen aktuellen Stand aus dem öffentlichen Git-Repositorium besorgen müssen. Wie jedoch bereits Martin Gräßlin, Hauptbetreuer des KDE-Window-Managers KWin, vor einigen Wochen
erläuterte, gibt es praktisch ständig neue Regressionen mit diesem Treiber, was zu immer neuen Fehlern in diversen Anwendungen führt.
Die Alternative ist der Treiber von X.org, der die Umschaltung des Grafikmodus im Kernel vornimmt. Dieser wird daher auch als »Kernel Modesetting Driver« bezeichnet, und viele Benutzer berichten von besseren Ergebnissen, wenn sie diesen Treiber verwenden.
Debian und Ubuntu ziehen nun die Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen, wie Timo Aaltonen berichtet. In den aktuellen Entwicklungsständen von Debian 9 und Ubuntu 16.10 wird der Kernel-Treiber nun als Standard ausgewählt, sofern der Intel-Chip der Generation 4 oder neuer angehört. Das dürfte nahezu alle Chips betreffen, die jünger als zehn Jahre sind. Ein Vorteil der Änderung ist, dass die 2D-Beschleunigung Glamor gemeinsam mit dem AMD-Treiber genutzt werden kann und das mit manchen Fehlern behaftete SNA von Intel damit entfällt. Passend zu der Änderung wurde der X-Server 1.18.4 veröffentlicht, der einige Korrekturen im Treiber und in Glamor enthält.
Die Änderung, die sich nicht auf bestehende Systeme auswirkt, kann natürlich zu neuen Problemen führen. So scheint Webkit ein Problem damit zu haben, das aber nicht unbedingt neu ist. Ansonsten wurde nach Angaben von Aaltonen erst ein neuer Fehler gemeldet, der sich aber als ein Fehler des Kernels herausstellte und schon in Linux 4.6 behoben ist.
Die beschriebene Änderung betrifft nur die Standardeinstellung. Benutzer können auch künftig, wie schon jetzt, zwischen den beiden Alternativen wählen, indem sie beispielsweise eine (normalerweise nicht mehr benötigte) Konfigurationsdatei xorg.conf erstellen.