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Fr, 2. Februar 2018, 11:02

Software::Multimedia

Status von PipeWire

PipeWire, ein neues Multimedia-Framework für Linux, hat in den vier Monaten seit seiner Konzeption ein erstaunliches Maß an Funktionalität erhalten. Der aktuelle Stand ist bereits gut genug für Tests mit einer Vielzahl von Anwendungen.

PipeWire wurde konzipiert, um die kommenden Herausforderungen für Video unter Linux zu handhaben. Mit dem Aufkommen von Wayland und Paketformaten wie Flatpak, die eine größere Sicherheit der Desktop-Anwendungen anstreben und daher eine starke gegenseitige Isolation der Anwendungen mit sich und dem System mitbringen, funktioniert das Teilen von Bildschirminhalten nicht mehr so einfach. PipeWire soll insbesondere drei Probleme lösen: das gemeinsame Nutzen von Video-Hardware durch mehrere Anwendungen, die Sicherstellung der Sicherheit dieser gemeinsamen Nutzung und die effiziente gemeinsame Nutzung von Multimedia-Inhalten durch mehrere Anwendungen gleichzeitig.

Seit der anfänglichen Konzeption von PipeWire hat sich einiges getan, so dass nun ein Prototyp vorliegt, mit dem sich die Funktionalität bereits testen lässt. Dies beschreibt nun Christian Schaller in einem aktuellen Blog-Beitrag. Er traf den Hauptentwickler von PipeWire, Wim Taymans, auf der DevConf 2018 in Brno.

Das gemeinsame Nutzen von Video-Geräten wurde getestet, indem die Webcam-Anwendung Cheese gestartet wurde. Diese ist dank eines PipeWire-Plugins für GStreamer ohne Änderungen PipeWire-fähig. Dann wurde gst-launch verwendet, um ebenfalls auf die Webcam zuzugreifen. Dies funktionierte unter Fedora Workstation 27, und es war lediglich nötig, den PipeWire-Daemon zu starten. Durch das PipeWire-Plugin für GStreamer können alle GStreamer-basierten Anwendungen ohne Änderungen PipeWire nutzen. Als nächstes steht PipeWire-Unterstützung in Firefox und Chrome auf dem Plan, so dass Videokonferenzen im Browser unter Wayland funktionieren.

Bei PipeWire wird darauf geachtet, dass es keine Lücken in die Isolation der Anwendungen reißt. Wenn eine Anwendung den ganzen Bildschirm aufzeichnen will, muss sie dies über ein Portal in Flatpak oder Wayland anfragen und das System entscheidet, ob sie die Rechte dazu besitzt. Dies soll verhindern, dass eine Anwendung den Benutzer durch Aufzeichnen der Bildschirminhalte ausspioniert.

Fotostrecke: 3 Bilder

Christian Schaller und Wim Taymans testen PipeWire mit Cheese
Cheese und gst-launch nutzen ein Video-Gerät gemeinsam
Die Jack-Anwendung Carla unter Pipewire
Der Schwerpunkt von PipeWire lag bisher auf Video. Doch Video ohne Audio wäre sinnlos, daher soll PipeWire alle Video- und Audio-Systeme unter Linux vereinen. Es soll sogar zu einer gleichwertigen oder besseren Alternative zu Jack ausgebaut werden, dem von Profis verwendeten echtzeitfähigen freien Audiosystem. Zu diesem Zweck wurde das Jack-Protokoll in PipeWire implementiert und es können nun Jack-Anwendungen ohne Jack-Server unter PipeWire ausgeführt werden.

PipeWire verfügt zudem bereits über eine ALSA-Emulation. Anwendungen, die Audio über die ALSA-Schnittstelle lesen oder ausgeben, funktionieren dank dieser Emulation ohne jede Änderung. Dabei übernimmt PipeWire auch das Mixen, so dass Jack- und ALSA-Anwendungen problemlos gleichzeitig laufen können.

Eine weitere Funktionalität ist die Unterstützung von Bluetooth. Ausgaben können direkt an das Bluetooth-Subsystem von Linux, BlueZ, gesendet werden, und das PipeWire-Bluetooth-Modul fügt sich direkt in das BlueZ-Framework ein. Was Bluetooth angeht, sollte mit PipeWire alles »einfach so« funktionieren und keine Anwendung muss geändert werden.

Letztlich könnte PipeWire wohl auch PulseAudio komplett ersetzen. Die Entwickler sind sich nur noch nicht ganz sicher, wie. Alle Anwendungen, die GStreamer oder ALSA nutzen, können direkt PipeWire nutzen. Wer aber die Netzwerk-Audio-Fähigkeit von PulseAudio benötigt, wird wohl noch einige Zeit PulseAudio weiter nutzen müssen - was aber wohl parallel zu PipeWire möglich sein wird.

Insgesamt hat PipeWire jetzt den Status eines weitgehend funktionierenden Prototypen, der allerdings noch reifen und von vielen Fehlern bereinigt werden muss. Die Video-Behandlung von PipeWire könnte bereits in Fedora 28 in diesem Frühjahr aktiviert werden, der Rest wird vermutlich noch mehr Zeit benötigen. Den Code zum Ausprobieren von PipeWire findet man auf der PipeWire-Webseite.

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Kommentare (Insgesamt: 8 || Alle anzeigen )
Re[2]: PulseAudio (schmidicom, Fr, 2. Februar 2018)
Re: PulseAudio (wurzel, Fr, 2. Februar 2018)
PulseAudio (schmidicom, Fr, 2. Februar 2018)
Re[2]: Screenshot (schmidicom, Fr, 2. Februar 2018)
Re: Screenshot (Baldr, Fr, 2. Februar 2018)
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